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„Blick über den eigenen Horizont“

Johanna Hecke leitet seit Oktober 2016 die Region Franken des katholischen Verbands ND – Bundesweit rund 5000 Mitglieder – ND-Kongress vom 17. bis 22. April in Würzburg – „Der ND ist ein Netzwerk, das mich bis heute trägt“

Würzburg (POW) „Mein ganzes Leben ist mit dem ND verbunden.“ Schon als Kind fuhr Johanna Hecke (53), Bildungsreferentin auf der Benediktushöhe und Mitarbeiterin im Fachdienst Gemeindecaritas, mit ihren Eltern zu Veranstaltungen des Bunds Neudeutschland, heute kurz „ND – Christ sein heute“. Seit Oktober 2016 ist sie Regionalleiterin der Region Franken. „Für mich ist der ND ein Netzwerk, das mich bis heute mit dem Gedanken gemeinsamer Lebensgestaltung in Christus trägt. Ich erlebe dort Menschen, die sich für demokratische Strukturen im Staat einsetzen und aktiv Kirche gestalten, mit sehr viel Wissen und Reflektion über das eigene Handeln“, sagt Hecke. Beim ND-Kongress vom 17. bis 22. April in der Sankt-Ursula-Schule in Würzburg unter dem Motto „Hoffnung! Herausgefordert in unübersichtlichen Zeiten“ können Interessierte sich einen Eindruck verschaffen.

Was der ND genau ist und tut, ist gar nicht so einfach zu erklären. Hecke beschreibt ihn als „bundesweiten Verband mit dem Auftrag, sich in Gesellschaft, Politik und Kirche zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen“. Auf der Homepage des ND heißt es dazu: „Während das kirchliche Netz großmaschiger, das Gemeindeleben vor Ort schmalspuriger wird, Glaube und Lebenserfahrungen auseinanderfallen, halten wir zusammen.“ Gerade in diesem Netzwerk sieht Hecke eine Stärke des Verbands. „Durch die bundesweite Vernetzung habe ich einen weiten Blick über den eigenen Horizont hinaus, und das rückt manches in ein anderes Licht“, erklärt sie. So sind auch Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und Stefan Becker, Präsident des Familienbunds der Katholiken (FdK), aktive Mitglieder des ND.

Schon als Schülerin habe sie mit vielen Verantwortlichen in Staat und Kirche diskutiert, ihre eigene Meinung und die ihrer Gesprächspartner hinterfragt, sagt Hecke. „Das habe ich mir bis heute erhalten.“ Sie war Mitglied der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) und von 1986 bis 1989 Bundesleiterin im ND-Hochschulring. Selbst Verantwortung für eine Gruppe oder eine Sache übernehmen zu können, sei für sie ein wesentlicher Teil der Verbandsarbeit gewesen, betont Hecke. Dazu gehörte für sie zum Beispiel, in ihrer Heimatstadt Hannover als Schülerin auf dem Marktplatz Informationen über die Apartheid in Südafrika zu verteilen. „Damals wurde die Anti-Apartheid-Debatte geführt.“ 2002 wurde Hecke schließlich Mitglied im „Bund Neudeutschland – Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen“, wie der ND bis zu seiner Umbenennung im September 2016 hieß. „Der Verband hat mir Erfahrungen ermöglicht und Stärke gegeben, mich als wertvolles Mitglied zu erleben und mich für Gesellschaft und Kirche einzusetzen“, sagt Hecke rückblickend. Viele „NDer“, wie sie sich selbst nennen, würden sich in der Flüchtlingshilfe oder der Hospizbewegung engagieren.

Als Regionalleiterin für Franken ist Hecke nun zuständig für rund 200 Mitglieder in den Regierungsbezirken Unter-, Mittel- und Oberfranken – das entspricht dem Gebiet der (Erz-)Diözesen Bamberg und Würzburg sowie Teilen der Diözese Eichstätt. Sie treffen sich in Gruppen in der Regel monatlich zu Vortrags- und Gesprächsabenden, zum Gottesdienst oder gemeinsamen Feiern. Der Aufbau des ND-Turms in Nürnberg beispielsweise, ein Treffpunkt für Jugendliche und Studenten direkt neben der Jugendherberge, wurde von der Region und Einzelmitgliedern finanziell unterstützt. Für Hecke kommt die normale Verbandsarbeit mit Mitgliederversammlungen und den jährlichen Verbandstagungen auf Bundesebene hinzu, außerdem vertritt sie den ND im Diözesanrat der Katholiken in Würzburg. Auf Bundesebene bietet der ND unter anderem Arbeitskreise zu Themen wie „Erneuerung der Kirche“ oder „Naturwissenschaft und Glaube“ an. Bei den diesjährigen Pfingsttreffen beschäftigen sich die Mitglieder mit aktuellen Themen wie „Flüchtling bei uns“ oder dem Kapitalismus. „Für meine Familie stellten die Familienferien neben den Pfingsttreffen einen wesentlichen Identifikationspunkt mit dem Verband dar“, beschreibt Hecke.

Ein weiteres zentrales Element der Verbandsarbeit sind für Hecke Projekte der liturgischen Erneuerung, beispielsweise die Firmvorbereitung. Alle zwei Jahre begleite der Verband Jugendliche aus ganz Deutschland – nicht nur Mitglieder – auf dem Weg zur Firmung. Bei den Vorbereitungstreffen blicken die Jugendlichen auch über den eigenen Tellerrand hinaus. „Eine Gruppe bestieg gemeinsam einen Berg und ging an Grenzorte des Lebens, in einer Jugendvollzugsanstalt sprachen sie mit der Gefängnisseelsorge. Die jetzigen Firmlinge verbringen unter anderem kurz vor ihrer Firmung eine Woche in Taizé“, nennt Hecke als Beispiele. Der ND habe durch seine Leiterin Dr. Claudia Lücking-Michel, die auch ZdK-Vizepräsidentin ist, die Forderung nach einer bundesweiten Synode ins Rollen gebracht.

Derzeit steht die Vorbereitung des ND-Kongresses in Würzburg im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Rund 500 Teilnehmer aus ganz Deutschland werden zu der Veranstaltung erwartet. Seit seiner Gründung im Jahr 1919, damals noch unter dem Namen „Neudeutschland, Verband katholischer Schüler an höheren Lehranstalten“, habe der ND sich immer den jeweiligen Herausforderungen der Zeit gestellt, sagt Hecke. So befassen sich die Kongressteilnehmer mit Themen wie „Debatte zur Krise der Demokratie“, „Erneuerung der Kirche“ oder Flüchtlingsinitiativen. Unter dem Titel „Hoffnungsort ND“ geht es um die Zukunftsfähigkeit des Verbands. Dabei werden auch die Ergebnisse einer Fragebogenaktion vorgestellt, bei der die Mitglieder unter anderem erklären sollten, was ihnen ihr Verband bedeutet und in welchen Bereichen der ND sich engagieren solle.

Um die Zukunft des ND macht sich Hecke indes keine Sorgen. „Verbände sind ein zentraler Punkt innerhalb der christlichen Gemeinschaft. Gerade in der momentanen Situation der Kirche haben sie aus meiner Sicht absolut Zukunft“, sagt sie. „Ich wünsche mir, dass der ND als Verband engagierter Christinnen und Christen seine Stärken entdeckt und in Kirche und Gesellschaft einbringt.“

Stichwort ND

Der ND wurde 1919 vom Kölner Kardinal Felix von Hartmann (1851-1919) als „Bund Neudeutschland“ gegründet. Jesuitenpater Ludwig Esch und viele weitere Jesuiten begleiteten den Verband jahrzehntelang als Impulsgeber. 1923 beschlossen die Mitglieder auf Burg Hirschberg im Altmühltal ein Programm, das in den kommenden Jahrzehnten mehrfach überarbeitet wurde. Darin verpflichteten sich die Mitglieder zu einer an Jesus Christus orientierten Lebensgestaltung und zur Verantwortung für ihre schulische Umwelt. „Lebensgestaltung in Christus in uns und in unserer Umwelt" gilt seither als Leitsatz. Die Mädchen formierten sich 1926 unter dem Namen „Heliand“ als eigenständiger Verband. 1939 wurde der „Bund Neudeutschland“ von den Nationalsozialisten verboten. Einige Mitglieder des Verbands leisteten unter Einsatz ihres Lebens aktiven Widerstand gegen das NS-Regime, darunter Willi Graf, der an den Aktionen der „Weißen Rose" in München beteiligt war, und Jesuitenpater Alfred Delp, der wegen seiner Mitarbeit im „Kreisauer Kreis" hingerichtet wurde. Im März 1948 wurde der „Bund Neudeutschland“ in Bad Brückenau neu gegründet. 2016 benannte sich der Verband um in „ND – Christsein heute“. Eng mit dem ND verbunden sind die Verbände Heliand-Kreis Katholischer Frauen und die Katholische Studierende Jugend (KSJ). Die Bundesleitungen der drei Verbände treffen sich jährlich zum Austausch von Inhalten und zur Abstimmung gemeinsamer Veranstaltungen und Projekte. (Quelle: www.nd-netz.de)

Weitere Informationen zum ND und das ausführliche Kongress-Programm im Internet unter www.nd-netz.de.

sti (POW)

(1417/0392; E-Mail voraus)

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