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„Boten des Friedens werden“

Predigt von Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Pfingstsonntag, 20. Mai, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder!

„Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19) – Shalom. Denen das gesagt wird, ist anders zumute. Sie haben Sterben und Tod erfahren, Unheil und Unfrieden, Vergehen und Versagen. Sie haben Angst, sie haben sich zurückgezogen und alles dicht gemacht, sie sitzen in der Klemme. Und vor ihnen steht der, den sie in Stich gelassen haben, den sie verraten haben. Sie sind weggelaufen und haben sich aus dem Staub gemacht, als ihr Herr und Meister in tiefsten Nöten war.

„Friede sei mit euch – Shalom!“. Shalom, der Gruß des Herrn, spricht von Leben, Heil, Frieden, Wohlergehen, Sicherheit, Bejahung, Weite, Offenheit: Er beinhaltet all das, wonach ein Mensch sich nur sehnen kann, damit sein Leben gelingt. Das wünscht ihnen der Herr. Und dann noch der Auftrag: Euch sende ich! Wir dürfen dazu gehören: Euch Versager – aber so etwas sagt er nicht, er macht keinen Vorwurf. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Habt meinen Geist! Euch ist vergeben.“ (Joh 20,21).

Uns geht es ja nicht so viel anders, hier und jetzt, wenn wir in unsere kleine und große Welt schauen. Wir erfahren Sterben und Tod, Unheil und Unfrieden, Vergehen und Versagen, Angst und Not. Wie den Aposteln im Abendmahlssaal zu Jerusalem kommt auch uns der Herr entgegen und sagt uns: „Friede sei mit euch – Geht, ich sende euch – Habt meinen Geist – Ihr seid nicht von allen guten Geistern verlassen – Ich gebe euch meinen guten Geist.“

Dies tut gut zu hören in einer Welt, wo alles glänzen und strahlen muss, wo alles fehlerlos und perfekt zu sein hat. Wer sich von diesem Geist bemächtigen lässt, bei dem kreist zum Schluss nur noch alles um sich selbst. Die Geisteshaltung des Herrn annehmen heißt, dass das Glück, die Zufriedenheit, der Friede nicht im Nehmen und Haben zu finden sind, sondern im Geben und Dasein füreinander. Eine solche Haltung führt aus Enge und Angst, aus Isolation und Absonderung – und was ist Sünde anders als Absonderung von Gott und Mensch.

Darum: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.“ (Joh 20,23). Vergebung schafft Gemeinschaft und führt zum Frieden. Wo nicht vergeben wird, wird aufgerüstet zum Unfrieden im Großen wie im Kleinen.

Am vergangenen Sonntag ging in Münster der Katholikentag zu Ende. „Suche Frieden“ stand über den Tagen in Münster. Einerseits ist es die ganz persönliche Bitte von uns Menschen. Ich suche Frieden in meinem turbulenten Leben, im Durcheinander meines Alltags. Dann ist der Ruf „Suche Frieden“ aber auch die Aufforderung, immer Bote des Friedens zu werden. Dies gelingt uns am ehesten, wenn wir in die Schule des Herrn gehen, in seine Friedensschule. Wo wir uns vom Geist des gekreuzigten und auferstandenen Herrn erfüllen lassen, kommt der Friede in unser kleines Leben und in das Leben der Welt.

Die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche ist eine solche Friedensschule. Das Pfingstfest ist die Aussendungsfeier der Kirche. Eben nicht Rückzug aus den Problemen, die es in der Welt gibt, sondern Einzug in die Welt und auf das Leben zugehen, wie es nun einmal ist. In der Welt sein, aber nicht von der Welt sein. Sich nicht vom Geist der Welt infizieren lassen, sondern vom Geist des Herrn erfüllt sein. Das erste Wort der Kirche ist das Wort des auferstandenen Herrn: „Friede sei mit euch!“ Da stimmt es, was wir an Pfingsten singen: „Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid, Gott lobend: Halleluja.“ (GL 347,4). Das Kleid der Kirche ist nicht das kurze oder lange Schwarze, sondern das Gewand der Straße. Wo wir Christus anziehen, Gottes Geistes Kinder sind, wird Gottes Idee von der Welt, wird sein Reich lebendig: Ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.

Amen.