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Brennende Kerzen als Friedenszeichen

Mehr als 300 Menschen ziehen beim Weg der Religionen von Sankt Johannis zum Dom - Bischof Hofmann und Oberbürgermeister Schuchardt werben dafür, sich für Flüchtlinge zu engagieren - Ökumenisches Friedensgebet im Kiliansdom

Würzburg (POW) Ein deutliches Zeichen für den Frieden haben am Freitagabend, 19. Februar, mehrere hundert Menschen verschiedener Religionen gesetzt: Mit brennenden Kerzen in den Händen zogen sie gemeinsam mit Bahai, Vertretern christlicher Kirchen und Zahir Durakovic, dem Imam der bosnischen muslimischen Gemeinde, von der evangelischen Kirche Sankt Johannis zum Domvorplatz. Dort sprachen Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Beim anschließenden ökumenischen Friedensgebet der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) beteten rund 500 Gläubige gemeinsam im Kiliansdom für Frieden und Versöhnung.

Veranstalter des gemeinsamen Wegs war der Dekanatsrat der Katholiken im Dekanat Würzburg-Stadt im Rahmen der Würzburger Katholikentage „Update im Glauben“. Der gemeinsame Weg wurde unterstützt von der Gemeinschaft Sant‘Egidio, der evangelisch-lutherischen Dekanatssynode Würzburg und dem Bündnis für Zivilcourage mit seinen mehr als 60 Mitgliedsorganisationen.

Studentenpfarrer Burkhard Hose gab den Teilnehmern des Friedenswegs in Sankt Johannis „ein Wort auf den Weg“ mit. Deutschland und Würzburg lebten seit mehr als 70 Jahren in äußerem Frieden. Krieg sei eine gegenwärtige Realität für viele der Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen mussten und jeden Tag Angehörige, Freunde und Bekannte im Krieg verlieren. „Es gehört zum Selbstverständnis der christlichen Kirchen, nicht bei sich selbst stehen zu bleiben, sondern über Grenzen hinaus solidarisch zu sein. Nationalstaatlicher Egoismus oder gar fremdenfeindlicher Nationalismus sind mit christlicher Identität, mit dem Gebot der Nächstenliebe unvereinbar.“ Er verbinde mit dem Abend die Hoffnung, dass die Teilnehmer das Gemeinsame untereinander stärkten. „Wir brauchen diese Momente des optimistischen und hellen ‚Trotzdem‘ in unserem Leben, um nicht der Logik der Dunkelheit zu verfallen“, sagte Hose.

Mit brennenden Kerzen zogen die Teilnehmer an der Residenz vorbei durch Hof- und Eichhornstraße zum Marktplatz und von dort über die Domstraße zum Domvorplatz. Dort wandte sich Bischof Hofmann an die Versammlung. Es bedrücke ihn, mit ansehen zu müssen, wie in Syrien und dem Irak die Gewalt bereits Tausende von Opfern gefordert habe und Millionen von Menschen obdachlos seien. „Ich bin fest davon überzeugt, unser Beitrag muss sein, humanitäre Hilfe in großem Umfang zu leisten für die gepeinigte Bevölkerung und die vielen Flüchtlinge.“ Er forderte die Zuhörer auf, nicht nachzulassen im Einsatz für die Menschen – gleich welcher Religion –, die vor Gewalt und Krieg nach Deutschland geflüchtet sind. „Unter den aktuellen Umständen stehen wir alle in der Pflicht, den interreligiösen Dialog zu pflegen und zu intensivieren. Gleichzeitig müssen wir in aller Deutlichkeit sagen: Für uns sind Versuche, kriminelle Handlungen mit religiösen Slogans zu rechtfertigen, absolut inakzeptabel.“

Oberbürgermeister Schuchardt erinnerte daran, dass Menschen weltweit vor Krieg und Terror auf der Flucht sind. Nicht nur die Politik sei gefragt, wenn es um Lösungen gehe. Jeder sei aufgefordert, sich zu fragen, was er tun könne. Wichtig ist es nach den Worten Schuchardts, gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Antisemitismus einzutreten. „Zögern wir nicht, Frieden zu geben, wo immer sich Gelegenheit gibt.“ Für die Stadt Würzburg wünschte er sich, dass alle Bewohner sich ein Für- und Miteinander zum gemeinsamen Grundsatz machen – „auch und gerade in einer immer heterogener werdenden Gesellschaft“.

In ihrer Predigt beim ökumenischen Friedensgebet hob die evangelisch-lutherische stellvertretende Dekanin Susanne Wildfeuer hervor, sie freue sich, dass so viele Menschen gemeinsam dem Unfrieden die Kraft des Gebets entgegensetzten, auch wenn manche Zeitgenossen das als weltfremd beäugten. „Aber als 1989 bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig die Menschen mit Kerzen in den Händen und Gebeten auf den Lippen den Soldaten und Polizisten entgegentraten, waren diese überrascht und sagten: ‚Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebet.‘“ Mit Jesus Christus kämen zugleich das Friedensreich Gottes und irdischer Frieden. Das machten die Botschaft der Engel bei Jesu Geburt, aber auch dessen Umgang mit Ausgegrenzten wie den Sündern deutlich. Jeder Christ sei daher aufgefordert, im Kleinen wie im Großen Verantwortung für den Frieden zu übernehmen.

Der ökumenische Gottesdienst wurde vom Chor „New Future“, einem Chor der russisch-orthodoxen Gemeinde Würzburg, einem Chor der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde Würzburg sowie Domorganist Professor Stefan Schmidt musikalisch gestaltet.

  mh (POW)

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