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Bürokratie und Fachkräftemangel

Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach trifft Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses „Dienst-Tag für Menschen“

Würzburg (POW) Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, hat Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses „Dienst-Tag für Menschen“ getroffen. Im Würzburger Caritashaus tauschte sich die Politikerin am Montag, 11. März, mit ihnen über Herausforderungen und Lösungsansätze im Pflegebereich aus. Er freue sich, dass Gerlach gekommen sei, um den Pflegeprofis zuzuhören, sagte Domkapitular Monsignore Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands (DiCV). Er hoffe, dass sie die Botschaft der Bündnisvertreterinnen und -vertreter mitnehmen werde, um auf politischer Ebene für eine weitere Verbesserung der Pflege zu sorgen.

Die Ministerin machte sich für bessere Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen stark, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Die Betreuung und Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Menschen ist eines der drängendsten Themen des 21. Jahrhunderts. Der Pflegebereich leidet schon heute enorm unter dem Fachkräftemangel. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es immer wichtiger, Menschen für die Pflege zu gewinnen und auch dauerhaft im Beruf zu halten. Zur Bewältigung dieser Herausforderung müssen alle Akteure ihren Teil beitragen“, sagte sie.

In einer kurzen Vorstellungsrunde erklärte Gerlach ihre eigene Motivation für das Thema Pflege, wobei künftig verstärkt auch Prävention eine Rolle spielen müsse. Sie machte deutlich, dass es keine schnellen Lösungen geben könne. Es gehe darum, ein „konstruktives Gesamtpaket“ zu entwickeln. „Es gibt viele Baustellen, bei denen vor allem auch Einrichtungsträger in der Pflicht sind. Ich denke vor allem an verlässliche Arbeitszeiten und eine gute Bezahlung, aber auch weniger Bürokratie, etwa durch mehr Digitalisierung.“ Die Staatsregierung unterstütze diese Themen zum Beispiel durch den Abbau von Bürokratie durch ein Modellprojekt in Krankenhäusern und durch ein Modellprojekt für den Einsatz von Springerkräften in der Langzeitpflege. „Auch fördern wir derzeit ein Projekt zur Etablierung von innovativen, partizipativ erstellten Dienstplänen.“ Sie selbst habe vor wenigen Wochen ein Pflegepraktikum absolviert, erzählte Gerlach. Das Treffen mit dem Bündnis sei für sie eine weitere Möglichkeit, „Perspektiven aus der Praxis“ mitzunehmen, wofür sie dankbar sei.

Im Anschluss gaben die drei Initiatoren des Bündnisses „Dienst-Tag für Menschen“ einen Überblick über den nach der ersten Coronawelle 2020 entstandenen Zusammenschluss und seine Ziele. Wie Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor und Leiter der Stiftung Juliusspital Würzburg, erläuterte, gehören dem Bündnis „Dienst-Tag für Menschen“ rund 20 Organisationen an, vorrangig aus dem Würzburger Raum. Nachdem man 2020 und 2021 etwa ein Jahr lang mit stillen Demonstrationen auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht habe, habe man die Demos mit einer Podiumsdiskussion abgeschlossen. Seither setze man sich vor allem durch Gespräche weiter für bessere Bedingungen in der Pflege ein. Eine Forderung sei etwa, wieder den Menschen und nicht die Ökonomie in den Mittelpunkt zu stellen.

„Mit der Zeit haben sich auch Frustrationen eingeschlichen“, gestand Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung Würzburg. Man müsse sich fragen lassen, was sich verändert habe. Als Bündnis wolle man vor allem auch die Gesellschaft ansprechen, habe sich aber gegen weitere Demonstrationen entschieden. Vor kurzem hat das Bündnis daher die Kampagne „Ohne uns wird es zappenduster“ gestartet. Sie wird vor allem online betrieben, etwa auf den Social-Media-Kanälen des DiCV, macht aber auch mit großflächigen Plakaten im Würzburger Stadtbild auf den Pflegenotstand aufmerksam.

Laut Annette Noffz, Direktorin der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist Würzburg, sei es zentral, das Bild der Pflege in der Öffentlichkeit zu verbessern und das Misstrauen abzubauen, das dem Pflegebereich gegenüber oft herrsche. So sei man in einem Pflegeheim durchaus ohne die seit einer Weile vorgeschriebene Präqualifizierung fähig, die korrekten Pflegehilfsmittel für Bewohnerinnen und Bewohner zu beschaffen. Sonja Schwab, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste im DiCV, erläuterte, dass die vorgeschriebenen externen Kontrollen von Pflegeheimen mitunter als „Überfallkommando“ wahrgenommen würden.

In diesem Zusammenhang sagte Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, dass die starke Bürokratisierung in Deutschland auch Auswirkungen auf das Gewinnen internationaler Pflegefachkräfte habe. Es sei mit hohen Hürden verbunden. Dabei stelle der zunehmende Fachkräftemangel die Häuser vor immer größere Herausforderungen. So stünden Sperrle zufolge aktuell in einer der von ihm geführten Einrichtungen von eigentlich 94 Pflegeplätzen 18 nicht zur Verfügung. Laut Domkapitular Bieber steigt der Bedarf an Pflegeplätzen derzeit massiv, während gleichzeitig mehr und mehr Plätze nicht belegt werden können, weil Fachkräfte fehlen – selbst in städtischen Gebieten. Dahinter stünden dann auch immer Einzelschicksale, gab Geschäftsführer Sperrle zu bedenken. Er thematisierte zudem den Punkt Bezahlbarkeit der Pflege und erläuterte, dass die gestiegenen Baukosten viele Einrichtungen vor Probleme stellten.

Während des Treffens fragte Gerlach zu verschiedenen Punkten aktiv nach. So diskutierte die Runde etwa über die externe Überprüfung von Einrichtungen und Fördermöglichkeiten. Am Ende betonte sie, dass sie weiterhin für Themenzurufe dankbar sei. Im Namen des Bündnisses „Dienst-Tag für Menschen“ überreichte Domkapitular Bieber der Ministerin ein Bronzebildnis des Künstlers Egino Weinert mit dem Titel „Kranke trösten“. Er hoffte, dass es die Ministerin in ihrem Arbeitsalltag daran erinnern möge, dass auch diejenigen, die Pflege organisieren, mitunter Pflege benötigten.

Anna-Lena Herbert (Caritas)

(1224/0321; E-Mail voraus)

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