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Busfahrt für mehr religiöse Toleranz

Über 80 Jugendliche und junge Erwachsene entdecken das Christentum, den Islam, den Sikhismus und das Judentum – Tagestour durch Würzburg

Würzburg (POW) Vier Weltreligionen an einem Tag haben am Mittwoch, 16. Dezember, über 80 Jugendliche von 14 bis 20 Jahren mit dem Bus entdeckt. Die 18. Interreligiöse Shuttle-Tour wurde vom Würzburger Bündnis für Zivilcourage in Zusammenarbeit mit der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit (kja) Würzburg und dem Arbeitskreis „Interreligiöser Dialog“ veranstaltet mit dem Ziel, interreligiöse Toleranz zu fördern. Jugendliche und junge Erwachsene verschiedener Nationalitäten und Religionen tauchten dabei in Würzburg in die Glaubenswelten der russisch-orthodoxen Gemeinde, der Baitul-Aleem-Moschee, des Tempels der Sikh und des Jüdischen Gemeindezentrums „Shalom Europa“ ein.

Die jungen Teilnehmer ließen sich auf viele neue Glaubenserfahrungen ein. Den Tempel der Sikh durften sie beispielsweise nur mit Kopfbedeckung und ohne Schuhe betreten. Mit einem typischen „Langar“ mit würzigem Chai-Tee und in Kichererbsenteig frittierten Kartoffeln sowie Toastbrot führten die Mitglieder der Sikhismus-Gemeinde Würzburg die Jugendlichen in ihren Glauben ein. „Bei einem Langar der Sikh werden aus Essensspenden gemeinsam Mahlzeiten vorbereitet, die an alle Hungrigen verteilt werden. Jeder spendet das, was er geben kann. Es ist eine Geste der Nächstenliebe“, erklärte Damandeep Singh im Gebetsraum. Der Maschinenbaustudent setzt sich für mehr Toleranz für die knapp 25.000 Sikhs in Deutschland ein. „Wir Sikhs fallen vor allem durch unsere großen Turbane auf. Damit wollen wir unsere Haare schützen, die wir nicht schneiden.“ Ein Grundsatz des Sikhismus sei es nämlich, den Körper so zu akzeptieren, wie ihn Waheguru, der Allmächtige, erschaffen hat. Auch spiele die Gleichberechtigung von Mann und Frau eine große Rolle. „Wie können wir eine Frau erniedrigen? Ohne eine Frau wäre nur der Schöpfer selbst“, erklärte Singh.

In der Baitul-Aleem-Moschee betonte Taha Ijaz, Leiter der Jugendorganisation der Gemeinde, die Stellung der Frau in ihrer islamischen Gemeinde: „Die Emanzipation der Frau gründet unserer Meinung nach im Koran. Unsere Gemeinschaft hat auch Plakate in ganz Deutschland mit dem Spruch aufgehängt: ,Der Beste ist derjenige unter euch, der seine Frau am besten behandelt!‘“ Ijaz gab mit einem weiteren Gemeindemitglied einen Einblick in die Gebetsgewohnheiten sowie -abläufe und beantwortete die Fragen der Schüler und Studenten zum Islam. Deutlich distanzierte er sich von den Handlungen des IS: „Die Koranstellen, auf die sich die IS-Aktionen beziehen, sind oftmals total aus dem Gesamtkontext gezogen. Heute sollten die Kriege der Welt nicht mehr mit dem Schwert geführt werden.“

In der russisch-orthodoxen Gemeinde begrüßte Gemeindemitglied Sofia Khorobrykh die Jugendlichen. Sie erklärte das Wort Orthodoxie und den Aufbau der russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft. „Unser oberstes Organ ist ein Konzil aus Vertretern aller orthodoxen Landeskirchen. Ansonsten ist eine Zwischenstation vor Moskau noch unser Bischof in Berlin. Er ist das Oberhaupt unserer deutschlandweiten Diözese“, erläuterte sie. Sie führte die Teilnehmer durch den kleinen Raum, der der Gemeinde als Kirche dient. „Unsere Kirche ist in einen Kleriker- und einen Gläubigenraum unterteilt. Anders als in der katholischen Kirche sind die Gottesdienste meist zweieinhalb Stunden lang und finden auf Deutsch und Altslawisch statt.“ Ein weiterer Unterschied sei, dass die Priester heiraten dürfen. Zum Abschluss sang Khorobrykh den Gästen ein Einleitungsgebet vor, mit dem sich die bis zu 300 Mitglieder große Gemeinde auf die Gottesdienste vorbereitet.

Die letzte Station war das Jüdische Gemeindezentrum „Shalom Europa“. Dort durften die Schüler und Studenten gleich zwei Orte entdecken. Dr. Matthias Bartsch führte durch das Museum. Neben der Entstehung einer Tora gab er auch einen Einblick in die verschiedenen Stationen der Religion. „Im Judentum ist die Mutter dafür entscheidend, ob man Jude ist. Ist sie Jüdin, ist man es selbst auch.“ Es sei zwar möglich, in das Judentum zu konvertieren, dafür müsse man aber zuerst ein jahrelanges Studium betreiben, führte Bartsch aus. Auch in die Synagoge, die 1970 geweiht wurde, durften die Jugendlichen einen Blick werfen. Dabei mussten die männlichen Teilnehmer eine Kippa aufsetzen. „Die Kippa demonstriert uns, dass über uns noch etwas ist“, erklärte Alexander Schimpf den Hintergrund. Zusammen mit Aaron Schuster, beide Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Würzburg, beantwortete er die Fragen der Teilnehmer über koscheres Essen und den Schabbat, den siebten Wochentag der Ruhe. „Wir haben viele Regeln, die aber jeder nach seinem eigenen Ermessen auslegt“, erzählte Schuster. „Ich würde am Schabbat zum Beispiel nicht in eine Diskothek gehen, fahre aber Auto, was eigentlich auch verboten ist. Alexander fährt dann nicht einmal Auto, weil er ein bisschen religiöser ist.“ Da gerade das jüdische Lichterfest „Hanukka“ zu Ende ging, wurden die Teilnehmer mit Sufganiot, einem traditionellen süßem Gebäck, vom jüdischen Zentrum verabschiedet.

  as (POW)

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