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Caritas ist Gottesdienst

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer beim Pontifikalgottesdienst zum Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas am Dienstag, 10. Juli 2007, im Kiliansdom

Liebe Ehrenamtliche im Dienst der Caritas! Schwestern und Brüder im Herrn!

Vor einigen Jahren besuchte eine Uno-Kommission ein Lepra-Krankenhaus in Äthiopien. Ein Uno-Beamter war sehr ergriffen von den Folgen der nicht rechtzeitigen Behandlung vieler Lepra-Patienten. Doch noch mehr beeindruckte ihn die Art und Weise, wie liebevoll und mit welch freundlicher Zuwendung eine Ordensschwester die Kranken behandelte. Der Uno-Beamte sagte zu der Schwester: „Schwester, was Sie da tun und wie Sie es tun, das könnte ich nicht für eine Million.“ Da antwortete ihm die Schwester – mit einem feinen Lächeln: „Ich auch nicht, mein Herr!“ In der Tat: Gerade in der Caritas-Arbeit und besonders in der Krankenpflege leben und arbeiten heute viele Männer und Frauen, die in gleicher Geistesgesinnung tätig sind wie die Ordensfrau. Sie arbeiten nicht um des Geldes willen, ja nicht einmal um gesellschaftlicher oder kirchlicher Ehrung willen. Und fragt man sie nach ihrer Motivation, dann wird man sie mit diesen oder ähnlichen Worten antworten hören: „Die Freude an Gott ist unsere Stärke!“ (Neh 8,10). Nun hat uns unser Bischof für die diesjährige Kiliani-Wallfahrt dies zum Leitwort gegeben. Er will uns mit dem Hinweis auf die Frankenapostel zeigen, dass die Liebe zu Gott, die Freude an Gott, unseren caritativen Einsatz ermöglicht und uns befähigt, im herausfordernden Dienst der Caritas segensreich zu wirken.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir erleben heute bei bestimmten tragischen und traurigen Vorgängen in unserer Zeit, dass zuweilen Krankenschwestern, Krankenhelfer nicht mehr der Herausforderung des Dienstes besonders an alten, gebrechlichen Menschen gewachsen sind. So haben wir Gerichtsfälle, bei denen Krankenpfleger und -pflegerinnen angeklagt sind, sogar ihre Patienten und Anbefohlenen umgebracht zu haben. Wir erleben, wie heute eine falsche und verhängnisvolle Gottesvorstellung Menschen dazu verleitet, über Leichen zu gehen. Das christliche Gottesbild verbietet dies von selbst. Denn unser Gott will gerade seine Liebe zu den Kranken, Notleidenden zeigen – durch unser Mit-Leiden, unsere karitativen Dienste. Jesus, der Sohn des ewigen Vaters, wollte uns zeigen, dass unser Gott ein Gott ist, der Freude, Heil und Zuwendung für den Menschen will. Damit wir wie Jesus handeln können, hat er uns seinen Heiligen Geist geschenkt, den Tröster und Bestand. Wir in unserer christlichen Religion können daher auch nur dann wahrhaft mitmenschlich, barmherzig, mitfühlend auf die Dauer sein – wenn wir an diesem Gott unsere Freude haben. Wer nicht diesen Gott liebt, verehrt, anbetet, der in Jesus Christus all unsere Gebrechen auf sich genommen hat, der ist auf die Dauer nicht stark genug, das Herausfordernde der Nächstenliebe anzunehmen. Es gab vor mehr als 100 Jahren in unserem Land einen Philosophen, der sich lustig gemacht hat über die Moral des Christentums. Friedrich Nietzsche nannte die Moral des Christentums ein „Kapitalverbrechen am Leben“. Er predigte den Hass gegen alle Schwachen, Kranken und Behinderten. Jene SS- und KZ-Leute, die Frauen und Greise, Behinderte in die Gaskammern mit einer Handbewegung in den Tod geschickt haben, die jüdische Säuglinge in die Luft warfen und auf sie geschossen haben, hassten aus tiefsten Herzen den christlichen Gott und den Heiland Jesus Christus und folgten den Ratschlägen Nietzsches. Wer aber Jünger Jesu ist, wer den Heiland liebt, der sich ja sehr bewusst mit den Kranken und Behinderten identifiziert hat, dem wächst jene Kraft zu, die wir normalerweise nicht haben. Die Freude an diesem Gott ist unsere Stärke! Caritas ist daher Gottesdienst. Wir sind diejenigen, die heiligen Dienst an den Kranken und Schwachen vollziehen dürfen. Daraus wächst Kraft, ja göttliche Kraft und Freude.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir bedenken dieses Schriftwort aus dem Buch Nehemia angesichts der Häupter der Frankenapostel und im Bedenken der Worte des Evangeliums von den Seligpreisungen. Die Frankenapostel kamen zu uns in unser fränkisches Land mit einer großen inneren Kraft. Sonst hätten sie bei den Strapazen und Herausforderungen ihrer Missionsarbeit nicht bestehen können. Sie kamen und sind mit innerer Freude und „Seligkeit“ sogar auch dem Martyrium, ihrem gewaltsamen Ende entgegengegangen. Sie haben es nicht provoziert, aber sind auch nicht um jeden Preis ihm aus dem Weg gegangen. Es heißt in der älteren Kiliansbiographie – 60 Jahre nach ihrem Tod geschrieben: „Die Gattin des edlen Herzogs Gosbert sann Tag und Nacht nach, auf welche Weise sie die Heiligen Gottes vernichten könne. Kilian, Kolonat und Totnan aber gaben sich Tag und Nacht dem Gebet und Fasten hin: froh, ohne Traurigkeit, ergeben ohne Furcht, in heiterer Erwartung des Tages, der sie zur Krone des Martyriums führen werde ...“. Die Freude an Gott war also ihre „heitere“ Stärke, selbst in dieser tödlichen Gefährdung. Wahrlich, die Frankenapostel haben das Leitwort unserer Kilianiwallfahrt umgesetzt und gelebt: „Die Freude an Gott ist unsere Stärke!“ Zugleich zeigen die Frankenapostel, wo die Quellen der Kraft für herausgeforderte Gläubige sind: im Gebet, im Hören des Wortes Gottes, im Lobpreis Gottes. Pater Balling schrieb ein kleines Büchlein mit dem Titel „Freut euch mit den Fröhlichen! Mut zur Freude!“ Darin sagt er einen bemerkenswerten Satz, der besonders Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Caritas, zugedacht sein könnte: „Die Zukunft wird eine Zeit der Freude werden, wenn wir bei all unseren Sorgen und Problemen trotz Ärger und Nöten, den nicht ausklammern, der über uns allen wacht. Wenn wir das Beten und das Dank-Sagen nicht verlernen. Und Gott über unsere Mitmenschen zu lieben versuchen.“

Ja – Ihr Dienst in der Caritas ist ein Höhenweg, ein Gottesweg zur Freude. Sie bringen den Kranken, Notleidenden nicht bloß ihre menschliche Sympathie, ihre menschliche Wärme und Zuwendung. In Ihrem Caritas-Dienst sind Sie Helfer und Helferinnen Jesu Christi, unseres Gottes, der uns und den uns Anvertrauten Freude, Frieden und fröhliche Nähe schenken will. Das soll auch weiterhin Ihre Kraft und Ihre innerste Motivation sein. Wir danken Ihnen dafür. Amen.

(2807/1022)