Würzburg (POW) Die von den Schönborn-Fürstbischöfen erbaute Residenz ist Unesco-Welterbe und weltbekannt. Dennoch ist es Fürstbischof Julius Echter, der in den 44 Jahren seiner Amtszeit das Stadtbild Würzburgs bis heute geprägt hat wie sonst keiner. Die bekanntesten Bauten wie die Alte Universität mit Neubaukirche und das Juliusspital kennt wohl jeder Würzburger. Doch es gibt noch weit mehr Gebäude, wie zum Beispiel die Pfarrkirche Sankt Gertraud, die Schottenkirche, das Ehehaltenhaus oder das Kapitelhaus am Domkreuzgang, die auf Echter zurückgehen. Das macht der Kunsthistoriker Markus Josef Maier in seinem jetzt erschienenen Buch „Würzburg zur Zeit des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1570-1617). Neue Beiträge zu Baugeschichte und Stadtbild“ deutlich. Insgesamt 87 wichtige Baumaßnahmen listet er darin auf. Am Donnerstag, 27. Oktober, stellte er das Werk im Max-Stern-Keller der Alten Universität Würzburg vor.
„Nur eine Zeitreise könnte wichtige Fragen zur Person und Handeln Echters endgültig klären. Aber Maier hat mit Hilfe von Archivalien wie Akten, Urkunden und Gemälden ein detailliertes Mosaik zur Baugeschichte Würzburgs in der Amtszeit des Fürstbischofs vorgelegt“, attestierte Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer. Caritas – sichtbar am Juliusspital, das als Altenheim, Waisenhaus, Krankenhaus und Pilgerherberge diente – und Bildung seien bei Echters Bautätigkeit zwei Hauptanliegen gewesen. „Exemplarisch ist die Einrichtung der Universität. Echter musste sich hier gegen das Domkapitel durchsetzen, das wegen der Kosten für Bau und Betrieb und möglicher Unruhe durch die Studenten Bedenken hatte.“
Als Besonderheit in der Reihe der Veröffentlichungen des Stadtarchivs bezeichnete dessen Leiter Dr. Axel Metz das Buch Maiers. Zum einen, weil es wegen der schieren Stofffülle auch eine CD-ROM mit Dokumentationen enthalte. Zum anderen, weil es das einzige Buch sein, das sich mit der Amtszeit eines einzigen Würzburger Bischofs befasse.
Professor Dr. Stefan Kummer, bei dem Maier das Buch als Doktorarbeit vorlegte, sagte, er habe bei der Themenvergabe die Überfülle der historischen Quellen nicht absehen können. „Und vermutlich hätte Markus Maier die Aufgabe auch nicht auf sich genommen, wenn er geahnt hätte, was da auf ihn zukommt.“ Anders als bei Doktorarbeiten üblich habe dieser nicht lediglich eine Schneise in bislang unbekanntes Terrain geschlagen, sondern das Thema erschöpfend behandelt. „Hier liegt ein Grundlagenwerk vor, das mit keinem anderen Buch zur Stadtbaugeschichte aus der jüngsten Zeit vergleichbar ist. Das wird lange der Standard bleiben.“ Insbesondere verstehe Maier es, das Wissen glänzend aufzubereiten, so dass das Lesen von Anfang bis Ende große Freude bereite. Das umfangreiche Register im Buch komme zudem denen entgegen, die dieses als „Steinbruch für Informationen“ nutzen wollten.
Maier selbst erläuterte, dass er sein Buch so aufgebaut habe, dass es zwischen zwei „virtuellen“ Stadtrundgängen, die das Würzburger Stadtbild vor und nach der Amtszeit Echters schilderten, die Baumaßnahmen beschreibe – eingeteilt in drei Abschnitte: die Zeit um die Errichtung des Juliusspitals, die Jahre vom Bau der Universität bis zum großen Brand auf der Festung sowie die Zeit zwischen Neubau des Schlosses Marienberg und Echters Tod. „Wichtig war mir, dass auf der beiliegenden CD auch eine Tabelle mit allen Handwerkern und Künstlern zu finden ist, die in den von mir untersuchten Quellen genannt sind.“ Er wolle unter dem Motto „Von den Steinen zu den Menschen“ die dem Vergessen-werden entreißen, ohne die es die vielen Bauwerke nicht gäbe, die bis heute wesentlich das Stadtbild Würzburgs prägten.
Markus Josef Maier: Würzburg zur Zeit des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1570-1617). Neue Beiträge zu Baugeschichte und Stadtbild (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Band 20). 579 Seiten, 1 CD-ROM, 80 Abbildungen, 39,90 Euro. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2016, XVII, ISBN978-3-87717-857-7.
mh (POW)
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