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Chrisammesse mit nachdenklichen Tönen

Bischof Dr. Franz Jung weiht Heilige Öle fürs ganze Bistum – Missbrauchsstudie eine Einladung, über die Sendung als Bischof, Priester und Diakon nachzudenken – Bischof: „Verantwortungsträger der Kirche sorgten sich immer nur um die Täter“

Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung hat am Mittwochabend, 16. April, im Würzburger Kiliansdom die Heiligen Öle für alle 43 Pastoralen Räume im Bistum Würzburg geweiht: das Katechumenenöl für die Salbung der Taufbewerber, das Chrisamöl für Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe sowie für die Weihe von Kirchen und Altären, das Krankenöl für die Krankensalbung. Im Blick auf das vor wenigen Tagen veröffentlichte Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Bistum sagte der Bischof, dieses „sei eine Einladung, über unsere Sendung als Bischöfe, Priester und Diakone nachzudenken“. Die Priester und Diakone erneuerten im Gottesdienst ihr Weiheversprechen. Die Chrisammesse wird nur einmal im Jahr gefeiert. An der Seite von Bischof Jung zelebrierten Weihbischof Paul Reder, Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, das Domkapitel sowie die Dekane.

In seiner Predigt blickte Bischof Jung auf die drei Heiligen Öle als Leitfaden für das geistliche Amt. Das Krankenöl verweise auf die vielen seelischen und körperlichen Wunden, die Menschen im Raum der Kirche durch den Missbrauch zugefügt worden seien. „Gerade weil diese Wunden nicht heilen wollen, nehmen sie uns in die Pflicht, für die Betroffenen Verantwortung zu übernehmen und alles daran zu setzen, zukünftige Übergriffe zu verhindern.“ Zudem erinnere das Krankenöl daran, „dass etwas in unserer Kirche krank war“. Um die Institution zu schützen, seien die Taten verheimlicht worden. „Man wollte und konnte nicht zugeben, dass die Kirche keineswegs so makellos ist, wie ihre Außendarstellung glauben machen wollte“, sagte Bischof Jung. Der größte Skandal bestehe darin, dass sich die Verantwortungsträger der Kirche immer nur um die Täter gesorgt hätten. „Keinen rührte das Los der Betroffenen.“ Dabei wisse sich Christus, der Gesalbte des Herrn, gerade zu den Verletzlichsten gesandt. „Das mahnt uns, nicht nur den eigenen Anspruch hochzuhalten, sondern immer auch zu fragen, ob wir diesem Anspruch wirklich gerecht werden.“

Das Katechumenenöl mahnt nach den Worten des Bischofs, neu über die eigene Sendung als Kirche und den jeweiligen Dienst in der Kirche nachzudenken. Katechumenen seien Menschen auf dem Weg. „Auf dem Weg zu Christus zu sein, heißt, sich einzugestehen, dass man noch nicht ausgelernt hat.“ Papst Franziskus habe vom ersten Tag seines Pontifikats an keinen Zweifel daran gelassen, dass die Kirche selbst als erste unter dem Umkehrruf Christi stehe. Asymmetrische Beziehungen, beispielsweise das Machtgefälle zwischen Seelsorgenden und Gläubigen, zwischen Lehrenden und Schülern, Helfenden und Hilflosen, seien ein Einfallstor des Bösen. „Jesu Geist hält dazu an, täglich unsere Rollen zu reflektieren und sie so zu füllen, dass wir unserem Auftrag zum Wohl der uns Anvertrauten gerecht werden.“ Lernende zu sein, das heiße auch, Kontrollmechanismen einzuführen. „Es tut uns als Kirche gut, wenn Menschen von außen auf uns schauen – wie jetzt im Gutachten zum Missbrauch.“

Die Salbung mit Chrisamöl wolle Anteil geben an der Sendung Jesu Christi. „Es stimmt, dass wir ‚in persona Christi‘ auftreten, wenn wir die Sakramente spenden“, sagte der Bischof. Dabei dürften die Priester und Diakone aber nicht die Stelle des Herrn einnehmen. „Unser Auftrag ist vielmehr, seinen Platz freizuhalten.“ Die Endgültigkeit der Weihe bedeute nicht, dass man nach der Weihe ein für allemal fertig wäre. „Der Zuspruch der Gnade muss zum Anspruch an unser bischöfliches, priesterliches und diakonales Wirken werden.“

An die Priester und Diakone gewandt, sagte Bischof Jung: „Zusammen mit unserem Weihbischof Paul danke ich als Bischof Ihnen, liebe Priester und Diakone, für unseren gemeinsamen Pilgerweg der Hoffnung! Danke für Ihre Bereitschaft, heute Ihr Weiheversprechen zu erneuern.“ Er dankte für den Dienst in den aktuell herausfordernden Zeiten. Zeiten der Krise seien immer auch Zeiten der Gnade. „Ergreifen wir beherzt die Chance zur geistlichen Erneuerung, die uns gerade in diesen Tagen angeboten wird.“

Nach der Predigt brachten vier Diakone das Chrisamöl, vier Katechetinnen und Katecheten das Katechumenenöl und vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas sowie der Bahnhofsmission das Öl für die Krankensalbung zum Altar. Dort wurden die einzelnen Öle zum Teil beim Hochgebet, zum Teil am Schluss der Feier geweiht. Grundstoff der drei Heiligen Öle ist Olivenöl, das mit wohlriechenden Duftstoffen versehen wird. Für das Bistum Würzburg werden pro Jahr insgesamt rund 60 Liter benötigt. Die Salbung mit Öl ist ein symbolischer Hinweis auf die Kraft und Gnade, die der Gesalbte empfängt. Im Alten Testament gilt sie als Zeichen der Anerkennung durch Gott und Auszeichnung vor den Menschen. Im Neuen Testament wird die Salbung mit Öl zur Gesundung der Kranken beschrieben.

Die Choralschola unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller sang die Choralmesse VIII De Angelis und ein Choralproprium. An der Klais-Orgel spielte Domorganist Professor Stefan Schmidt unter anderem das „Praeludium f-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Nach dem Gottesdienst erhielten Vertreter der neun Dekanate die Öle, die in den folgenden Tagen in die Gemeinden der Diözese gebracht werden.

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mh (POW)

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