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„Christen sind gefragt, Herz zu zeigen“

Internationaler Familiensonntag zum Abschluss der Kiliani-Wallfahrtswoche – Festwoche und vorausgehende Tage der Ehejubilare locken rund 18.000 Gläubige in den Dom und das Neumünster – Zeltlager und Open-Air-Konzert für die Jugend

Würzburg (POW) Mit dem Internationalen Familienfest ist am Sonntag, 10. Juli, die Kiliani-Wallfahrtswoche 2016 zu Ende gegangen. Das Psalmwort „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ prägte als Motto die Wallfahrtstage. „Jesus ist das sichtbare Herz des unsichtbaren Vaters“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Abschluss im Kiliansdom. „Als Christen sind wir überall gefragt, Herz zu zeigen.“

„Ich freue mich jedes Jahr auf Kiliani.“ Dieser Satz einer Wallfahrerin aus Unterweißenbrunn war auch heuer wieder bei den 22 Pontifikalgottesdiensten der Festwoche zu spüren. Insgesamt kamen während der Wallfahrtswoche und an den vorgeschalteten Treffen der Ehejubilare rund 18.000 Menschen in den Kiliansdom und das Neumünster. Auch in diesem Jahr gab es einen Tag für die Kommunionkinder aus dem Bistum, zu dem allein rund 1600 Kinder sowie mehr als 900 Begleiter kamen. Die im Dom aufgestellten Häupter der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan zogen die Katholiken aus allen Regionen des Bistums Würzburg an.

Beim Internationalen Familiensonntag erzählte Bischof Hofmann den rund 1100 Gläubigen das Märchen vom „Steinernen Herz“. Darin gehe ein junger Mann zu einem Seelenverkäufer und bekomme ein Herz aus Stein. „Er wird immer reicher, aber auch immer unbarmherziger.“ Erst nach viel Unglück bekomme er durch einen Trick sein menschliches Herz zurück. „Wir sollten darauf achten, dass wir ein schlagendes Herz haben, das offen ist für andere Menschen“, sagte Bischof Hofmann. Die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan hätten bereits vor 1300 Jahren Herz gezeigt, als sie ihre Heimat verließen, um in Franken das Evangelium zu verkünden. Ebenso der Mariannhiller Pater Engelmar Unzeitig, der im Konzentrationslager Dachau Mithäftlingen von seinen Essensrationen gab und bis zu seinem Tod im Jahr 1945 Flecktyphus-Kranke pflegte. „Hier sieht man, wo ein Herz ist und der Glaube wirklich greift“, sagte Bischof Hofmann. „Einzelne haben sich immer wieder aufgerafft und den Auftrag Jesu verwirklicht. Warum nicht wir?“ Am Ende des Familiengottesdiensts wurde der Schrein mit den Häuptern der Frankenapostel feierlich wieder im Altar des Kiliansdoms platziert. Begleitet wurde der Gottesdienst von der Band „Good News“ aus Heigenbrücken und Domorganist Professor Stefan Schmidt.

Von Klängen einer Samba-Trommelgruppe begleitet, zogen die Familien im Anschluss bei sommerlichem Wetter zum Kilianeum-Haus der Jugend, um dort ein internationales Fest der Familien zu feiern. Spiele, Hüpfburg, Sinnesparcours oder kreative Angebote boten Spaß für die ganze Familie. Die Kleinsten lauschten Märchengeschichten, während ältere Kinder sich auf dem Bungee-Trampolin austobten. In der interaktiven Ausstellung „Echt krass!“ erfuhren Jugendliche, wie sie sich gegen sexuelle Übergriffe wehren können. Die Eltern konnten sich währenddessen unter anderem über das Thema Wahlrecht ab Geburt informieren. Marcus Marquart, Verwaltungsleiter im Jugendhaus Sankt Kilian in Miltenberg, löste seine verlorene Radwette ein und putzte fleißig Räder. Gleich als erstes gab Regens Stefan Michelberger sein Rad ab. Mit diesem sei er im vergangenen Jahr von Würzburg nach Rom gefahren, verriet er.

Blick auf die gesamte Kiliani-Wallfahrtswoche

Die Wertschätzung und den Schutz für die Ehe von Mann und Frau, den Einsatz für Flüchtlinge und Asylbewerber und das Vertrauen auf Gottes Gegenwart in allen Dingen: All das legte Bischof Hofmann während der Wallfahrtswoche den Wallfahrern ans Herz. In den Predigten griffen der Bischof und Weihbischof Ulrich Boom das Wallfahrtsmotto „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ immer wieder auf und lenkten den Blick auf aktuelle gesellschaftliche Fragen. Weihbischof Boom warnte beim Gottesdienst für Politiker und Räte, dass die Würde des Menschen in Gefahr gerate, wenn das materialistische Denken überhandnehme. „Diese Welt ist uns geschenkt – nicht einigen wenigen, sondern allen weltweit.“

Bischof Hofmann erläuterte beim Gottesdienst mit Kommunionkindern aus der gesamten Diözese, wie Barmherzigkeit im Alltag ganz praktisch aussehen kann. „Helft denen, die schwächer sind! Seht wie bei einem Fußballspiel nach euren Mitspielern, geht zu ihnen hin und steht ihnen bei. Man kann nur gewinnen, wenn man zusammenhält.“ Auch Gott gehe allen Gläubigen nach, ganz egal woher man komme oder welche Sprache man spreche. „Das größte Herz hat Gott“, betonte Bischof Hofmann.

Mit der Reliquienprozession von Sankt Burkard zum Kiliansdom begann die Festwoche in diesem Jahr am Morgen des ersten Festsonntags. Den Gottesdienst gestaltete unter anderem ein Gebärdenchor mit. Ein anspruchsvolles Programm mit zeitgenössischer Musik bot das Domkonzert „im Gegenüber – Suchen“ am Samstagabend vor der Reliquienprozession. Es bildete gleichzeitig den Abschluss des diözesanen Kunstprojekts „im Gegenüber“ und den Auftakt der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche. Ungewöhnliche Instrumentierungen wie Pürierstab, Haartrockner und Handmixer oder – bei einem anderen Werk – acht Radios, von Streichern im Raum verteilt gespielte Klangfragmente sowie Chormusik, bei der die Sängerinnen und Sänger zum Teil durch den Dom liefen, eröffneten ungewohnte Klangwelten.

Gottesdienste für Politiker und Ratsmitglieder, Ehrenamtliche der Caritas, Seelsorger, Marktkaufleute und Schausteller, Handwerker und Arbeitnehmer, Ordens- und Missionsleute sowie Aussiedler und Vertriebene nahmen besondere Interessensgruppen in den Blick. Bei der Pontifikalvesper für Priester, Diakone und pastorale Berufe dankte der Bischof den im Dom versammelten Seelsorgern für ihren Einsatz. „Ich weiß um die Belastungen in der Pastoral“, sagte Bischof Hofmann. Zugleich hob er hervor, dass bei aller Umstrukturierung die Kirchen vor Ort als Lebensquellen erhalten bleiben sollten. „Viele Gottesdienstformen, Andachten und Wortgottesdienste können auch ohne Priester und Diakon gefeiert werden. Wichtig ist, dass auch die Communio der Gläubigen in der Kirche erlebbar bleibt.“

Mehr als 500 Einsatzkräfte und Notfallseelsorger nahmen an der Wortgottesfeier mit Weihbischof Boom teil. Dieser dankte den Männern und Frauen von Notfallseelsorge, Polizei, Feuerwehr und Rettungsorganisationen für ihren selbstlosen Einsatz. „Wie oft haben Sie schon den Kopf hingehalten für Geschehnisse, die Sie nicht verursacht haben, aber wo Hilfe nötig war?“, fragte er.

Traditionell gehörte die Verleihung der kirchlichen Lehrbefugnis Missio canonica zur Wallfahrtswoche. Weihbischof Boom beauftragte beim Gottesdienst für die Verantwortlichen in Schule und Erziehung im Beisein von Schulreferent Domdekan Prälat Günter Putz 55 Religionslehrerinnen und -lehrer.

Mit einer ebenso originellen wie anspruchsvollen Umsetzung in Musik und Text brachte im Neumünster die Big Breath Brass Band der Kreismusikschule Rhön-Grabfeld „Die Legende des heiligen Kilian – ein Musitorium“ zur Aufführung. Unter der Gesamtleitung von Thomas Eckert zeichneten rund 30 Musiker sowie die Chöre „Spirit of Joy“ aus Hohenroth und „La Musica“ aus Eichelsdorf mit kraftvoller und konzertanter Blasmusik sowie facettenreichem Gesang das Leben und Wirken des Frankenapostels und seiner Gefährten nach.

Rund 1400 Kinder und deren Erzieher aus den Regionen Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zogen beim Tag der Kindergärten von der Pfarrkirche Sankt Burkard zum Dom. Dort feierten sie mit Bischof Hofmann einen kindgerechten Gottesdienst.

Erstmals fand von Freitag, 8., bis Sonntag, 10. Juli, ein Jugendzeltlager im Rahmen der Wallfahrtswoche auf der Würzburger Bastion statt. Rund 50 junge Männer und Frauen von Deutscher Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) und Kolpingjugend sowie fünf Flüchtlinge stimmten sich mit einem Lagerfeuerabend und einem bunten Workshop-Programm spirituell auf den Tag der Jugend ein. Rund 70 Jugendliche ruderten am Samstag von Eibelstadt nach Würzburg. Im Kiliansdom feierte Bischof Hofmann mit rund 400 Personen einen Jugendgottesdienst und rief dabei den jungen Leuten zu: „Die Zukunft wird uns nicht gelingen ohne Visionen. Wir brauchen Visionen!“ Geselliger Abschluss des Jugendfestivals war das Open-Air-Konzert mit der Band „Ohrbooten“ auf dem Kiliansplatz.

Insgesamt 65 Helferinnen und Helfer des Malteser-Hilfsdiensts (MHD) betreuten während der gesamten Wallfahrtswoche die Pilger und leisteten insgesamt über 200 ehrenamtliche Stunden Sanitätsdienst bei allen Gottesdiensten der Kilianioktav. Dabei verzeichneten sie 25 Hilfeleistungen, meistens Kreislaufbeschwerden. Dreimal musste der Rettungswagen gerufen werden. Kiliani-Manager Matthias Reichert blickte sehr zufrieden auf die Festwoche. „Es hat alles bestens geklappt. Das Wetter war zum Teil sehr heiß und durchgehend sonnig. Die Begegnungen auf dem Kiliansplatz wurden sehr gerne angenommen.“

mh/sti (POW)

(2816/0795; E-Mail voraus)

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