Er weckt meist weltliche Assoziationen: Für viele ist er in erster Linie Vatertag, Ausflugstag oder Wandertag. Seine Bedeutung als kirchliches Hochfest der Himmelfahrt Christi gerät oft in den Hintergrund. Die Tradition des Festes ist schon über 1500 Jahre alt: 40 Tage nach Ostern und zehn Tage vor Pfingsten etablierte sich um das Jahr 400 ein Festtag, der die Erfahrung feiert, dass Gott sich ohne Bindung an Raum und Zeit zeigt. Das Evangelium nach Lukas und die Apostelgeschichte schildern den Übergang des Auferstandenen von der Erde in den Himmel als sichtbaren Aufstieg, lateinisch „ascensio“. Während Jesus die Jünger segnete, schreibt Lukas, „schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben“ (Lk 24,52).
Seit Entstehung des Festes Christi Himmelfahrt ist auch die Tradition nachgewiesen, die Tage vor Christi Himmelfahrt als Bitttage zu gestalten und Bittprozessionen durchzuführen. Dieses Jahr entfallen wegen der Corona-Pandemie viele der Wallfahrten oder Flurprozessionen, bei denen die Gläubigen durch die Felder ziehen und um eine gute Ernte beten. Diese Flurumgänge gehen wohl ursprünglich darauf zurück, den Gang der Jünger nach Galiläa auf den Berg nachzuahmen, den Jesus ihnen genannt hatte, um dort den Sendungsauftrag zu empfangen.
Dafür, dass es bei den Prozessionen oft recht munter zuging, gibt es bereits Zeugnisse aus dem frühen 16. Jahrhundert. Aus der Tradition der „Apostelgänge“ sind dann die „Herrenpartien“ entstanden, die später als Gegenstück zum im 19. Jahrhundert eingeführten Muttertag am zweiten Sonntag im Mai als Vatertag umgedeutet wurden. Gleichwohl liegt das in der theologischen Interpretation von Christi Himmelfahrt, die auch als die Heimkehr Jesu Christi, des Sohnes, zum Vater zu verstehen ist. Damit wird dieser Tag zum Vatertag schlechthin: Er lenkt den Blick auf Gott, den Vater, der sich als Lebensgrund und -erhalt erweist.
Der Linzer Theologe Professor Dr. Michael Rosenberger schreibt in seiner Vorlage für eine solche Bittprozession: „Wenn wir bei dieser Prozession über den Boden unserer Felder gehen und Gott um seinen Segen bitten, dann stehen wir auf diesem Boden, der uns trägt und nährt, und wissen sehr nüchtern und realistisch, dass wir keine Überflieger sind. Hochmut lässt einen gedanklich abheben, so dass der Hochmütige über den Dingen schwebt und den Bezug zur Wirklichkeit verliert. Demut bindet uns an die Wirklichkeit, lässt uns aber auch spüren, dass diese Wirklichkeit gut ist und uns birgt. Die Erde nimmt uns in ihren mütterlichen Schoß. Der Schöpfer nimmt uns in seinen mütterlichen Schoß.“
Die Tage nach dem Himmelfahrtsfest werden als Vorbereitung auf die Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten begangen. Sie werden als Pfingstnovene bezeichnet.
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