Würzburg (POW) Zwei Anliegen hat Method Kilaini (58), Weihbischof des Erzbistums Daressalam in Tansania, bei seinem Besuch im Bistum Würzburg seinen Zuhörern vermittelt: Tansania braucht die Hilfe aus Deutschland, „aber es gibt bei uns nicht nur kranke und arme Menschen, sondern auch viele, denen es nicht zuletzt dank der Hilfsprogramme gut geht“. Ausführlich zeigte der afrikanische Weihbischof, der auf Einladung des Hilfswerks Misereor Deutschland bereist, bei einem Zwischenstopp im Würzburger Kilianshaus die Lage in seiner Heimat auf.
Das tansanische Volk sei arm, lebe aber in Frieden und könne eine stabile Demokratie vorweisen. „Wir sind ein junges Volk: 18 Millionen Menschen, das ist die Hälfte der Bevölkerung, ist jünger als 18 Jahre. 15 Prozent der Einwohner Tansanias, also sieben Millionen Menschen, sind unter fünf Jahre.“ Familienplanung sei daher in Zukunft von Bedeutung, „auch wenn wir keine Ambitionen haben, es den Deutschen gleich zu tun“, sagte Weihbischof Kilaini mit einem Augenzwinkern.
Dank des Erlassjahres 2000 habe sich die finanzielle Situation Tansanias deutlich gebessert. So sei die finanzielle Ausstattung der kirchlichen und staatlichen Schulen inzwischen so, dass fast 90 Prozent aller schulpflichtigen Kinder auch zur Schule gehen können. Das sei im Kampf gegen Analphabetismus und Krankheiten eine wichtige Entwicklung. „Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Schulbildung weniger Gefahr laufen, sich mit dem HI-Virus zu infizieren.“
Die neue Bildungssituation sei aber auch eine Herausforderung: vor allem in den Städten seien die vorhandenen Gebäude meist an der Grenze ihrer Kapazität. Noch nicht ausreichend sei die Zahl der weiterführenden Schulen. Acht Millionen Kinder besuchten die Grundschule, auf die Sekundarschule gingen lediglich 700.000. Die Universität in kirchlicher Trägerschaft wurde mit Hilfe von Misereor aufgebaut und ist heute an vier Standorten vertreten, unter anderem in Mwanza und Uvambo. „Was wir brauchen, sind gute Lehrer, Wirtschaftsexperten und Ärzte, die alle einen christlichen Wertehintergrund mitbringen.“
Kritisch bewertete der Weihbischof den Aderlass der kirchlichen Krankenhäuser: Weil die staatlichen Einrichtungen in Tansania und im benachbarten Ausland besser bezahlten, wechsle das medizinische Personal dorthin. „Das ist besonders tragisch, weil wir als Kirche oft dort Krankenhäuser betreiben, wo sie für die Menschen besonders wichtig sind.“ In jedem Bezirk gibt es ein staatliches Krankenhaus. Weil manche Bezirke aber zu groß und zu zergliedert sind, sei dieses nicht immer von den Kranken zu erreichen. Bewährt habe sich die Zusammenarbeit mit dem Missionsärztlichen Institut in Würzburg.
Die offizielle Rate der Aidskranken liege in Tansania bei acht Prozent. „Die Dunkelziffer ist sicherlich höher.“ Um die Aidswaisen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, habe er in seinem Bistum ein Projekt gestartet, bei dem Kinder aus intakten Familien mit den Waisen spielen. „So können diese sich mit den Waisen anfreunden und ihnen ein Stück Familienanschluss bieten.“ Kritisch bewertete der Weihbischof die neue Regierung, die ihre Arbeit mit 30 Ministerien verrichte. „Viele der Ministerposten sind ein Dankeschön an Wahlkampfhelfer oder dienen dem paritätischen Ausgleich mit den Muslimen.“ Er sei für den Dialog der Religionen, könne sich aber sinnvollere Staatsausgaben als einen unnötig großen Regierungsapparat vorstellen.
(1207/0443; E-Mail voraus)
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