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Christliche Werte im Alltag leben

Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken fragt nach Zukunft der Werte – Erstmals Lebensbaum-Preis verliehen – Erster Platz für Pfarrei Langendorf – Generalvikar Hillenbrand mit Grundsatzreferat zu Europa im Wandel

Würzburg (POW) Ob in der Arbeitswelt, in der Schule oder in Ehe und Familie – christliche Werte müssen vor allem im Alltag gelebt werden. Darin waren sich die rund 100 Delegierten des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg bei ihrer Frühjahrsvollversammlung am 17. und 18. März im Sankt Burkardus-Haus einig. Erstmals vergab das diözesane Laiengremium den „Lebensbaum-Preis für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Vorsitzender Norbert Baumann würdigten das Engagement des Diözesanrats in der zu Ende gehenden Amtsperiode. Die Vollversammlungen des Diözesanrats habe er als einen konstruktiven, offenen und fairen Austausch erlebt, sagte der Bischof. „Arbeiten Sie weiter für die Kirche!“, rief Baumann den Delegierten zu. (siehe eigener Bericht: „Kleine Pfarreien stützen“)

Erster Träger des Lebensbaum-Preises ist die Pfarrei Sankt Vitus in Langendorf. Sie erhielt eine Auszeichnung in Höhe von 500 Euro und eine Urkunde. Platz zwei und drei belegen der Förderverein Thomas Morus der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) mit dem KjG-Haus in Schonungen und die Pfarrei Christkönig in Elsenfeld. Insgesamt hatten sich 22 Pfarreien, Verbände und Einrichtungen um den Preis mit dem diesjährigen Schwerpunkt „Bewahrung der Schöpfung“ beworben.

„Die Jury war beeindruckt von einer ganzen Reihe überzeugender Wettbewerbsbeiträge“, sagte Dr. Joachim Gebel, Vorsitzender des Sachausschusses „Bewahrung der Schöpfung“ des Diözesanrats, in der Laudatio. Die erstplatzierte Pfarrei Langendorf habe zukunftsweisende und tragfähige Lösungen verwirklicht aus der tiefen Überzeugung heraus, dass Christen eine Mitverantwortung für die Dorfgemeinschaft, die Schöpfung und die Nachwelt haben. Seit Jahren bemühe sich die Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen kontinuierlich und konsequent um Verringerung der Umweltbelastungen und um Verbesserungen zugunsten der Menschen, ihres Lebensraums und der Schöpfung. Das geschehe in einer nicht exotischen, sondern übertragbaren Weise.

Die besondere Aufmerksamkeit für Kinder und Jugendliche, die Zielstrebigkeit und Professionalität sowie die innovative und ideenreiche Dynamik zeichneten die „Umweltstation“ KjG-Haus in Schonungen aus. Weiter würdigte der Diözesanrat die Vernetzung der Jugendeinrichtung mit anderen Trägern der Umweltbildung in Unterfranken, die gute Öffentlichkeitsarbeit und die Unterstützung durch längst erwachsene, ehemalige KjG-Mitglieder. Das vielseitige Engagement der drittplatzierten Pfarrei Elsenfeld zur Bewahrung der Schöpfung sei Vorbild für alle neu gewählten Pfarrgemeinderäte.

Schwerpunktthema der Tagung waren die „christlichen Werte in unserem Leben“. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand fragte im Hauptreferat der Vollversammlung: „Europa im Wandel – was wird aus den christlichen Werten?“ Das Nachdenken über Europa und die Vorstellungen über die damit verbundene christliche Werteperspektive richtete Hillenbrand dabei an den Fragen aus, woher Europa komme, wofür es stehe und wohin es gehe. In der Debatte über die Zukunft des europäischen Projekts müssten gerade die Christen neue Impulse geben.

In seinen Ausführungen verdeutlichte Hillenbrand, dass Europa nicht in erster Linie geographisch, sondern von seiner Entwicklung als Ideenraum und kulturelle Größe zu definieren sei. Allein schon die Geschichte zeige, dass Europa eine Schicksalsgemeinschaft sei. Die griechisch-römische, die jüdisch-christliche und die aufklärerische Traditionslinie kennzeichneten die geistesgeschichtliche Entwicklung Europas. Immer wieder habe sich der christliche Glaube als tragender Grund des Zusammenlebens erwiesen. Die Spaltung zwischen Christentum und Judentum, die Trennung der byzantinischen von der lateinischen Welt, die Reformation, das Auseinanderbrechen von Vernunft und Glauben in der Aufklärung und der Kommunismus seien Brüche, die sich bis heute mehr oder weniger stark auf die innere ideelle Einheit Europas auswirkten.

In einem gewandelten Europa habe die Kirche den Auftrag, eine mehr und mehr zusammengewachsene Staatengemeinschaft immer wieder daran zu erinnern, dass gerade der säkulare demokratische Rechtsstaat von Voraussetzungen lebe, die er selbst weder schaffen noch garantieren könne, betonte der Generalvikar. Die Forderung nach Achtung der Menschenrechte setze zum Beispiel ein bestimmtes Menschenbild voraus, das den Wert des Menschen nicht einseitig nach Funktionalität und Leistung bemesse. Um dies im pluralen und säkularen Staat zu wahren, sei der Gottesbezug in der EU-Verfassung wichtig. Er mache deutlich, dass der Sinn des Zusammenwachsens von Menschen und Völkern nicht bloß ein immanenter Wert sei, sondern von größeren Sinnzusammenhängen getragen werde. Mit dem Gottesbezug werde ein Freiheitsrahmen gewahrt, der die Grenzen der Politik sichtbar mache und Raum für das konkrete religiöse Zeugnis schaffe.

Untrennbar miteinander verbunden sind nach den Worten Hillenbrands die Gemeinschaft der Kirchen und die Einheit Europas. Zu den Grundlinien eines Ökumeneprogramms für Europa gehöre, dass beim Mühen um Formen der Einheit im Glauben die Frage nach Wahrheit nicht ausgeklammert werden dürfe. Dabei gehe es aber nicht nur um die Suche nach Einheit in theologischen Fragen, sondern auch um die Verständigung über ethische Positionen. Wichtig sei weiterhin ein verstärktes Mühen um den Dialog mit dem Judentum.

Unter dem Stichwort „politische Diakonie“ gelte es, den europäischen Einigungsprozess von der christlichen Versöhnungsbotschaft und der katholischen Soziallehre her mitzugestalten, unterstrich Hillenbrand. Mehr denn je habe eine solche politische Diakonie heute die hochbrisante Aufgabe, die Bedeutung der Familie und ihren Zusammenhang mit der Ehe als in Gott selbst gegründete Form der Gestaltung menschlichen Lebens deutlich zu machen. Alternative Lebensformen als gleichwertig zur Ehe anzusehen oder sie gar aktiv zu fördern, wäre missverstandene Toleranz. „Wer die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau relativiert, betreibt nicht nur die Auflösung einer Lebensform, sondern verdrängt ein biblisch fundiertes Menschenbild, das beleibe kein kirchliches Sondergut darstellt, sondern als übergreifende humane Einsicht Bedeutung für die Gesellschaft als ganze hat.“

Schließlich warnte Hillenbrand vor einem Eurozentrismus im Sinn eines selbstgenügsamen Ghettodenkens. Die geforderte Solidarität der Einen Welt und der Einsatz für die Menschenrechte endeten weder am Ural noch am Atlantik. Wohlstand für Europa sei stets mit Verantwortung für die Welt verbunden. Aktueller denn je sei der Auftrag an die Christen, durch ihr vom Glauben inspiriertes Bemühen mitzuhelfen, dass Europa zukunftsfähig bleibe.

bs (POW)

(1206/0440; E-Mail voraus)

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