Sehr geehrter, lieber Herr Bischof,
in meinem Gratulationsbrief gleich nach Ihrer Ernennung zum Bischof von Würzburg beließ ich es nicht bei meinen und unseren Glückwünschen, sondern fügte aus ehrlichem Herzen unter anderem den Satz an: „Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg sichert Ihnen seine engagierte Unterstützung zu und macht sich gerne gemeinsam mit Ihnen auf den Weg eines geistlichen Prozesses hin zu einer zeitgemäßen Kirche von Würzburg, die in Stadt und Land nahe bei den Menschen ist.“ Gerne wiederhole ich dieses Versprechen heute am Tag Ihrer Bischofsweihe und Amtseinführung im Kiliansdom vor so vielen Menschen.
Wie Sie wissen, wurde schon 2016 von Bischof Friedhelm, dem ich an dieser Stelle ganz herzlich „Vergelts Gott“ für seinen 13-jährigen, engagierten und frohen Dienst als unser Bischof sage, das ambitionierte Projekt „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ angestoßen. Neben den Amtsträgern und Hauptamtlichen arbeiten auf Veranlassung des Diözesanrates auch Frauen und Männer aus den Verbänden, den Räten von der Pfarrei- bis zur Diözesanebene in allen Arbeitsgruppen und Gremien des Projektes mit und zeigen eine nahezu grenzenlose Bereitschaft, offen und ehrlich aufeinander zu hören und eigene Erfahrungen vertrauensvoll in ganz unterschiedliche Überlegungen einzubringen. Dabei ist man sich bewusst: Nicht Strukturdiskussionen dürfen alles überlagern, sondern wir müssen unser Tun als geistlichen Prozess begreifen, der zum Ziel hat, die menschenfreundliche Botschaft des Evangeliums im eigenen Leben und auch für die Mitmenschen in unserer Umgebung und Zeit neu zum Strahlen zu bringen. Das aber gelingt nur, wenn wir unser Christsein authentisch und nicht aufgesetzt leben. Und in grenzenlosem Vertrauen auf die Nähe Gottes sollten wir immer wieder um den Beistand des Heiligen Geistes beten
Ich möchte noch, lieber Herr Bischof, auf Ihren Wahlspruch „Spem ancoram animae – eine Hoffnung als Anker der Seele“ zu sprechen kommen. Er löste in mir spontan stille Nachdenklichkeit aus. Und beim Nachdenken stellte ich unwillkürlich Zusammenhänge her mit grundlegenden Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode, genannt seien die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ und der Synodenbeschluss „Unsere Hoffnung“, bei denen schon im Titel das Wort „Spes“ – „Hoffnung“ steht. Diese Dokumente sind Grundlagen unseres Kirchenbildes und prägen es.
Sätze voller Hoffnung und Wertschätzung, die uns aber auch in die Pflicht nehmen, sind da zu lesen. Ich darf zitieren:
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ (GS)
Und in den Synodenbeschlüssen ist überdeutlich konkretisiert:
„An der Aufgabe der Kirche, Träger der Heilssendung Christi zu sein, haben die ganze Gemeinde und jedes ihrer Glieder Anteil. Von der gemeinsamen Verantwortung kann niemand sich ausschließen oder ausgeschlossen werden. Kraft der Taufe und Firmung wirken alle in ihrer Weise mit am Auftrag Christi, seine Botschaft zu verkünden, seine Gemeinde aufzuerbauen und sein Heil in der liturgischen Feier zu vergegenwärtigen und im Leben zu bezeugen.“ (Beschluss Räte und Verbände, OG I, 653f)
Genau auf dieser Linie bewegt sich auch Papst Franziskus, wenn er zum Beispiel gern den Satz aus Lumen Gentium zitiert: „Der Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“ (LG 33)
Und vor lateinamerikanischen Bischöfen sagte er einmal: „Ist es für uns ein übliches Kriterium, unser Urteil in der Pastoral auf den Ratschlag der Diözesanräte zu stützen? Sind diese Räte und jene auf Pfarreiebene für die Pastoral und die wirtschaftlichen Angelegenheiten wirkliche Räume für die Teilnahme der Laien an der Beratung, der Organisation und der pastoralen Planung? … Das gute Funktionieren der Räte ist entscheidend. Ich glaube, dass wir darin noch sehr im Rückstand sind.“
Schwestern und Brüder,
da wir als Getaufte und Gefirmte durch Christus selbst zur Teilnahme an der Heilssendung berufen sind, brauchen wir nicht in Allem auf amtliche Beauftragungen zu warten, sondern sollten uns mit Freude und Elan, selbstbewusst und doch bescheiden einmischen, mitreden und mittun, wenn es um den Kern der Botschaft Jesu geht – egal ob innerhalb der Gemeinde, der Kirche und natürlich ganz besonders in unserer pluralistischen Gesellschaft.
Lieber Herr Bischof,
es schließt sich gleichsam der Kreis, wenn ich wiederhole, was ich schon am Anfang überzeugt gesagt habe: Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg sichert Ihnen seine engagierte Unterstützung zu und macht sich gerne gemeinsam mit Ihnen auf den Weg, um – ganz im Sinne des Worts der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral „Gemeinsam Kirche sein“ vom 1. August 2015 – der Botschaft des Evangeliums auch in der säkularen Welt weiterhin Gehör zu verschaffen, damit Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen nicht aus den Augen verloren werden, bei uns in der Region und im Bistum Kirche als Kirche für die Menschen wahrgenommen werden kann und gerade in den ländlichen Regionen „Kirche im Dorf“ bleibt.
Was ich 2004 Bischof Friedhelm bei seiner Begrüßung zurief, gilt immer noch und jetzt für Sie:
„Wir wünschen uns, dass Sie als unser Bischof viel Freude mit und bei uns haben, und dass Sie gegenüber künftigen Gästen immer aus ehrlichem Herzen den heiligen Kilian zitieren können, der nach der Überlieferung der ältesten Lebensbeschreibung, der Passio minor, bei der Ankunft in Würzburg seinen Gefährten zugerufen hat: ,Seht, Brüder, wie schön ist das Land und wie angenehm die Menschen!‘“
Gottes Segen ad multos annos!