Liebe Schwestern und Brüder,
am Ende der so feierlichen und schönen Weiheliturgie möchte ich Ihnen allen von Herzen danken!
Mein erster Dank gilt unserem Heiligen Vater, Papst Franziskus, vertreten durch den Herrn Nuntius. Lieber Herr Nuntius, ich freue mich über das große Vertrauen, das der Heilige Vater mir mit der Ernennung zum Bischof von Würzburg entgegenbringt, und danke dafür sehr herzlich.
Mein Dank gilt an diesem Tag natürlich auch meiner Familie und meinen lieben Eltern, die mich den Glauben gelehrt und ihn mir und uns Kindern auch glaubhaft vorgelebt haben. Schön, dass Ihr heute alle da seid!
Herzlich danke ich auch Dir, lieber Ulrich, für Deinen Dienst als Diözesanadministrator und für Deine Sorge, dass der Übergang gut gelingt. Mein Dank gilt natürlich auch dem gesamten Domkapitel für den freundlichen Empfang, den es mir hier in Würzburg bereitet hat.
Ich spüre ein großes Wohlwollen mir gegenüber, das auch gestern Abend beim wunderbaren Empfang der Stadt, des Landkreises Würzburg und des Stadtdekanats deutlich geworden ist.
Dir, lieber Ludwig, meinem bisherigen und auch künftigen Metropoliten, danke ich für die Spendung der Bischofsweihe und die Worte der Ermutigung.
Dass man nie allein Bischof ist, sondern immer nur im Kollegium, wird durch die Bischöfe deutlich, die heute hier anwesend sind, vor allem aber durch meine beiden Mitkonsekratoren.
Beide markieren in ihrer Person für mich den Beginn eines neuen Lebensabschnittes: Du, lieber Karl-Heinz, lässt mich als Deinen Generalvikar nach fast zehn gemeinsamen – ich darf sagen – guten Jahren ziehen, und Dir, lieber Friedhelm, darf ich nun nachfolgen als Bischof auf den Stuhl des heiligen Burkardus. Schön, dass wir in der einen Metropolie weiterhin miteinander verbunden bleiben.
Besonders freue ich mich heute natürlich über die Anwesenheit unseres Bischofs emeritus Anton Schlembach. Du, lieber Anton, warst damals Generalvikar als Du von Würzburg als Bischof nach Speyer kamst.
Heute also geht ein Generalvikar aus Speyer als Bischof nach Würzburg.
Jetzt sind wir wieder quitt, könnte man sagen. Du hast es aber noch einfacher auf den Punkt gebracht. Bei unserem ersten Gespräch nach meiner Ernennung hast Du mir einfach zugerufen: „Franken und Pfalz, Gott erhalt’s!“
Dass Sie alle heute so zahlreich gekommen sind, ist mir eine Freude und Ehre. Ein besonderes Dankeschön sage ich all denen, die in den letzten Wochen hart gearbeitet haben, dass wir jetzt und nachher so schön miteinander feiern können, sei es bei der Musik, dem liturgischen Dienst und den Organisatoren der Weihe. Vielen herzlichen Dank dafür!
Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Würzburg,
hier im Dom und im Neumünster,
an den Bildschirmen draußen oder zuhause,
liebe Gäste und Freunde aus dem Bistum Speyer,
liebe Familie,
„Die Hoffnung ist der Anker der Seele“ – unter dieses wunderbare Wort aus dem Hebräerbrief stelle ich meinen Dienst. Dabei ist die Hoffnung, von der der Hebräerbrief spricht, keine Gefühlsregung und auch kein Gemütszustand. Es wäre auch zu kurz gegriffen, wollte man unter der Hoffnung nur einen gewissen Optimismus verstehen.
Nein, die Hoffnung, von der der Hebräerbrief spricht, ist eine Person. Jesus Christus ist der wahre Hoffnungsanker. In seiner Menschwerdung hat Gott Himmel und Erde unlösbar miteinander verbunden. Das wollen auch die beiden Anker in meinem Wappen veranschaulichen, von denen der eine erdwärts und der andere himmelwärts zeigt.
Es ist derselbe Herr, der im Johannesevangelium von sich sagt: „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“ (Joh 12,32).
Christus als Hoffnungsanker verleiht seiner Kirche eine ungeheure Dynamik. Von Christus gezogen zu werden heißt, bisher Erreichtes immer wieder neu zu überschreiten. Veränderung ist von daher nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. Veränderung im Sinne unseres Glaubens an die Auferstehung.
Den Glauben an die Auferstehung zu betonen scheint mir wichtig. Denn mir begegnet immer wieder, dass Menschen eher auf Wiederbelebung setzen statt auf Auferstehung. Man träumt davon, die alte Herrlichkeit möge wieder erstehen. Es möge doch alles wieder so sein wie vor einigen Jahrzehnten, als die Kirchen als Volkskirchen noch stark und die Gottesdienste noch voll waren. Als Kirche gewissermaßen unangefochten ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft behaupten konnte.
Auferstehung meint aber nicht Wiederbelebung des Vergangenen. Denn das Vergangene liegt hinter uns. Gott ruft uns, ruft seine Kirche wie einst Abraham in eine unbekannte Zukunft. Dem Ruf gehorchen kann nur, wer von der unbeirrbaren Hoffnung erfüllt ist, dass Abbrüche nicht Untergang bedeuten, sondern die Einladung sind, noch einmal neu zu beginnen.
Die Hoffnung, die uns dabei erfüllt, reicht viel weiter als nur bis zu den Grenzen unseres Bistums. Unsere Hoffnung ist eine Hoffnung für die weltweite Kirche. Deshalb freue ich mich heute auch sehr über die Anwesenheit der Mitbrüder aus unseren beiden Partnerbistümern Óbidos in Brasilien und Mbinga in Tansania, Bischof Bernardo und Bischof John.
Es sind die Erfahrungen der einen katholischen Kirche, die uns als weltweite Lerngemeinschaft stärken und uns helfen, im Glauben zu wachsen.
Unsere Hoffnung erstreckt sich aber noch viel weiter auf alle Menschen, ja auf die gesamte Schöpfung. Als wirksames Zeichen des Heils, als Sakrament des Heils sind wir Christen berufen, Hoffnungsanker für die zu sein, die keinen Fürsprecher haben und die auf unser Zeugnis gelebter Hoffnung angewiesen sind. Wo das erfahrbar wird und gelebt wird, wächst Kirche über sich hinaus, auf Gott und auf die Menschen zu.
Natürlich muss sich die Hoffnung an der harten Realität bewähren. Nicht umsonst kommt das Neue Testament beim Thema Hoffnung immer auch auf die Bedrängnisse der Kirche zu sprechen. Das ist leicht nachvollziehbar, weil sich ja erst in der Bedrängnis zeigt, was jemand wirklich glaubt.
Paulus formuliert es treffend im Römerbrief, wenn er schreibt (Röm 5,3-5):
„Bedrängnis bewirkt Geduld,
Geduld aber Bewährung,
Bewährung Hoffnung.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
Um diesen Heiligen Geist muss man täglich neu beten. So lernt man es bei den Gebetszeiten der Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem. Dreimal täglich beginnen sie mit der Anrufung des Heiligen Geistes, um sich neu im Himmel zu verankern. Und um frei zu werden, die Anker auf Erden zu lichten, wann immer wir merken, dass wir auf der Stelle treten und eher rückwärts gehen als mutig voranschreiten. Danke, dass Ihr heute da seid und dass wir auch den Moment der Bischofsweihe miteinander teilen.
Ja, die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen. Die Hoffnung hält vielmehr jung. Das darf ich mir heute gesagt sein lassen, aber es gilt nicht nur mir, sondern uns allen.
So werde ich also jetzt gleich meine ersten Schritte als Bischof tun in diesem Dom und dann darüber hinaus auf dem Weg zu den Pfarreien und Einrichtungen unseres Bistums. Ich freue mich auf die Weggemeinschaft mit Ihnen allen und auf unsere Begegnungen in der kommenden Zeit.
Und mit dem hierzulande bekannten Lied, das meine Speyerer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu meinem Abschied ein wenig auf die neue Situation angepasst haben, möchte ich Ihnen zurufen:
Drum reicht mir Stab und Bischofskleid,
mit wehenden Talaren
will ich zur schönen Sommerzeit
ins Land der Franken fahren!