Würzburg (POW) „Am schönsten ist es, wenn wir zusammen kochen.“ Bernd kommt jeden Tag in die Würzburger Wärmestube, eine Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft. Der 49-Jährige lebt seit Ende 2023 in einer Würzburger Obdachlosenunterkunft. Das Zimmer teilt er mit einem anderen Mann. Die beiden Kochplatten, die zur Verfügung stehen, taugen nichts, und Geld für gute Lebensmittel hat er ohnehin nicht. Sozialarbeiterin Andrea Dehler, seit Januar neu im Leitungsteam der Einrichtung, ist es wichtig, zu einer etwas gesünderen Ernährung der Gäste beizutragen. Doch das Budget für gesunde Lebensmittel sei begrenzt. „Wir suchen deshalb ab sofort Essenspaten“, sagt sie.
Bernd liebt es, zu kochen. Sein Lieblingsgericht ist Ente à l‘orange. „Hab‘ ich das früher gekocht, blieb nichts übrig.“ Doch im Moment habe er zum Kochen keine Gelegenheit. Seitdem er durch falsche Freunde auf Abwege und schließlich ins Gefängnis gekommen sei, „geht alles bergab”, sagt er. Er leide sehr unter den Umständen, unter denen er gerade zu leben gezwungen sei. So wie ihm gehe es den meisten Gästen der Wärmestube. Alle wohnten prekär und hätten Mühe, mit dem Geld klarzukommen. Bonnie, die mit Bernd befreundet ist, hat einmal in der Woche einen Job. Doch das Geld reiche weder für ein gutes Leben noch für gutes Essen. Bonnie weiß, dass eine vollwertige Ernährung ein entscheidender Faktor dafür ist, dass man nicht krank wird. Sie hat eine ziemlich genaue Vorstellung, wie sie sich ernähren würde, hätte sie genug Geld: „Ich würde mit einem richtig guten Frühstück in den Tag starten“, sagt sie, mit Käse und viel Obst. Zum Mittagessen würde die 37-Jährige auf jeden Fall einen Salat zum Hauptgang verzehren: „Überhaupt würde ich viel Obst und Gemüse essen.“
Dank Dehler gibt es nun zumindest hin und wieder etwas frisch Gekochtes oder einen Salat. Und wenn jemand lieber einen süßen Kissinger statt knackiger Karotten möge, sei das okay. Wobei sie in den vergangenen Wochen Überraschendes erlebt habe. „,Foodsharing‘ brachte uns vor einiger Zeit eine ganze Steige voll Brokkoli. Ich wusste erst gar nicht, was ich damit anfangen soll“, erzählt sie. Dann kam sie auf die Idee, eine Brokkolicremesuppe zu kochen. „Ich hatte keine Ahnung, ob die gegessen würde.“ Sie sei auf alles gefasst gewesen, auch, dass sie auf der Suppe sitzenbleiben würde. Doch das Gegenteil sei geschehen. Die Männer seien Schlange gestanden. Einer habe mit bewegter Stimme gesagt: „Genau so hat es immer bei meiner Mutter geschmeckt.“
Die Einrichtung bräuchte viel mehr Geld, um gesunde Lebensmittel einzukaufen. Doch das Budget ist limitiert. Deshalb würden nun „Essenspaten” gesucht. Wer Pate werden möchte, kann auf das Konto der Christophorus-Gesellschaft unter dem Betreff „Essenspaten“ spenden. „Das Geld wird ausschließlich für gesunde Lebensmittel verwendet“, sagt Dehler. Man könne auch einen Gutschein vom Supermarkt vorbeibringen. Nur von Lebensmittelspenden rät Dehler ab: Vielleicht sei genau das, was gespendet werde, zufällig genau in dem Moment in rauen Mengen da.
Dehler treibt nicht nur das Thema „Gesunde Ernährung“ voran. Sie hat vor, einmal im Monat ein spezielles Gemeinschaftsangebot für die Besucher der Wärmestube sowie für Gäste von außerhalb zu organisieren. Los geht es am Freitag, 4. April, von 16 bis 18 Uhr. „Wir wollen gemeinsam spielen, dazu ist jeder herzlich eingeladen.“ Nach einer Stunde Spielzeit werde in der Küche wahlweise ein Gemüseeintopf oder ein Salat zubereitet, der gemeinsam verzehrt werden soll.
Spendenkonto für das Projekt „Essenspaten“: Christophorus-Gesellschaft, IBAN DE29 7509 0300 0203 0018 81, BIC GENODEF1M05, Liga Bank eG, Verwendungszweck „Essenpaten“.
nf (Christophorus-Gesellschaft)
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