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„Damit ihr ein Segen seid!“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Jahresabschluss am 31. Dezember 2008 im Würzburger Kiliansdom

„Es ist die letzte Stunde“ (1 Jh 2,18) hörten wir eben in der Lesung aus dem ersten Johannesbrief. Dabei meinte der Evangelist Johannes sicherlich nicht den Silvesterabend kurz vor Mitternacht, sondern vielmehr unsere ganze Lebenssituation, die sich unmittelbar vor der Wiederkunft Christi in der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse entfaltet.

Wir können dabei Reinhold Schneider zitieren, der in seinem Buch „Winter in Wien“ feststellt: „Wir leben zwischen dem Ende des Reiches und dem letzten Ruck des Zeigers.“

Unser Leben – mag es auch 80 oder 100 Jahre dauern – ist nur eine kurze Zeitspanne in der Schöpfungsgeschichte und doch für uns Menschen die alles entscheidende Vorbereitung auf die Ewigkeit. Insofern ist es sehr gut, heute Abend einen Augenblick innezuhalten und vor Gott eine Atempause einzulegen.

Rückblickend auf das Jahr 2008 gilt es viele Ereignisse zu benennen, Höhepunkte und auch Enttäuschungen, Aufbrüche und Schließungen.

Zu den Höhepunkten zählen sicherlich

- die Bischofskonferenz in Würzburg mit der Wahl des neuen Vorsitzenden Erzbischof Zollitsch,

- der Besuch der irischen Staatspräsidentin im Februar,

- der 75. Geburtstag von Weihbischof Helmut Bauer und sein Amtsverzicht,

- die Berufung des neuen Weihbischofs Ulrich Boom, der am 25. Januar 2009, dem Fest Pauli Bekehrung, zum Bischof geweiht werden wird,

- die Priester- und Diakonenweihen,

- die Kiliani-Festwoche, die unter dem Leitmotiv für das Jahr 2008 stand „Zur Hoffnung berufen“ (Nach Eph. 1,17ff),

- die Anschaffung von acht neuen Zimbelglocken, die unser Domgeläute zum größten in Deutschland machte,

- der XXIII. Weltjugendtag in Sydney. Er stand unter dem Motto „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird und ihr werdet meine Zeugen sein.“ (Apg 1,18). Ebenfalls anzuführen sind

- die Krankenwallfahrt zum 150. Jubiläumsjahr der Erscheinungen der Gottesmutter nach Lourdes und

- die Weltbischofssynode in Rom. Diese stand unter dem Thema: Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche. Heute hörten wir wieder den Kernsatz aus dem Beginn des Johannesevangeliums „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Was in der Menschwerdung Christi auf einzigartige Weise geschehen ist und Wirklichkeit wurde, soll auf andere Weise heute wieder geschehen: das Wort Gottes muss Fleisch annehmen und sich verleiblichen. Das geschieht, wenn wir es hören oder lesen, in uns aufnehmen und unser Leben danach ausrichten. Dem dient unser ganzes Engagement.

So darf ich weiter auch

- die Diözesanwallfahrt zum Adventsbeginn in Altötting und

- die beiden Visitationen in den Dekanaten Hammelburg und Aschaffenburg-West erwähnen.

Hinweisen möchte ich ebenfalls auf die vielen ermutigenden Firmfeiern, Altarweihen und Jubiläen in unseren Gemeinden.

Schmerzlich mussten wir den Tod von 13 Mitbrüdern hinnehmen und die Profanierung von drei ordenseigenen Kapellen vornehmen. Die Kirchenaustritte machten 2007 zahlenmäßig 1/3 der Taufen aus.

Leider liegen zu diesem Zeitpunkt noch nicht die genauen Zahlen des Jahres 2008 für Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Trauungen vor. Aber es wird sicherlich so sein, dass – wie im Jahre 2007 – die Särge die Kinderwiegen um ¼ übersteigen.

Erfreulich sind die Erwachsenentaufen, die über denen des Jahres 2007 liegen. Die Zahl der Wiedereintritte und der Konversionen dürften heuer ähnlich sein.

Mit großer Freude konnte ich – zumal bei den Visitationen – das große Engagement vieler Frauen und Männer wahrnehmen, die oft über Jahre oder gar Jahrzehnte ehrenamtlich tätig sind. Sie halten das Pfarrleben der Kirche vor Ort aufrecht.

So danke ich auch für die große Bereitschaft, die Bildung der Pfarreiengemeinschaften weiter voranzutreiben. Ein gutes Drittel der ca. 180 Pfarreiengemeinschaften ist schon gebildet, ein weiteres Drittel steht kurz vor der Vollendung und ein weiteres Drittel muss sich sputen, da bis zum ersten Fastensonntag 2010 die Bildung der Pfarreiengemeinschaften abgeschlossen sein soll. Eine spirituelle Begleitung ist dabei gesichert.

In der Öffentlichkeit wird oft nicht gesehen, was Kirche über das seelsorgliche Engagement auch im sozialen und caritativen Bereich leistet. So will ich schlicht einige Zahlen auflisten:

Allein 510 Kindergärten und Horte werden unter dem Dach der Caritas geführt,

13 Schulen in ordenseigener Trägerschaft ermöglicht, davon eine für Behinderte

und eine Realschule in diözesaner Trägerschaft.

Ca. 10 Jugendhilfeeinrichtungen,

eine ständige Bleibe für Wohnungslose (der Simonshof) und mehrere Anlaufstellen für Wohnungs- und Obdachlose werden aufrechterhalten, weiterhin

43 Sozialstationen und

45 Altersheime und Hospize.

Insgesamt werden kirchlicherseits – nehmen wir die Beratungsstellen hinzu – knapp 1000 Einrichtungen ermöglicht.

Dies alles, liebe Schwestern und Brüder, ist getragen von der Liebe zu dem Mensch gewordenen Gott, der uns in diesen Tagen so nachhaltig berührt und auch den Wechsel von einem zum anderen Jahr begleitet.

Karl Rahner fasste dies in die Worte:

Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes,

sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hinein gesagt,

ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann,

weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist.

Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.

Vertrauen wir uns auch im kommenden Jahr dieser Liebe an und werden wir so selbst zum Segen für andere. Deshalb habe ich den neuen Leitsatz für das Jahr 2009 gewählt: „damit ihr ein Segen seid!“ (Sach 8,13)

Amen.