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„…damit ihr ein Segen seid“ (Sach 8,13)

Hirtenwort von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zur Fastenzeit 2009

Liebe Schwestern und Brüder,

das Evangelium von der Versuchung Christi, das jedes Jahr am ersten Fastensonntag verkündet wird, und das wir in diesem Jahr in der knappen Fassung des Evangelisten Markus gehört haben (Mk1,12-15), ist immer wieder beunruhigend aktuell.

Zu allen Zeiten bringen die Versuchungen nach Macht, Reichtum und Herrschaft über das menschliche Leben im Endeffekt Fluch und keinen Segen. Letztlich werden Unheil und Gewalt gesät. Unsicherheit und Angst wachsen. Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise macht dies in einem Bereich derzeit erschreckend deutlich. Ein scheinbarer Garant für Stabilität und Sicherheit wie die Wirtschaft ist in seinen Grundfesten erschüttert. Die vielen kleinen und großen Versuchungen nach mehr Wachstum und schnellem Reichtum wurden zum Fluch und nicht zu dem erwarteten und versprochenen Segen. Denn einer Versuchung zu erliegen bringt keinen Segen, wohl aber, ihr zu widerstehen.

Dabei prägt die Sehnsucht nach Glück und Segen die Menschen zu allen Zeiten. Auch heute ist die Sehnsucht nach Segen selbst bei den Menschen, die nicht mehr eindeutig christlich geprägt sind, sehr groß. So unsicher unsere Zeit geworden ist und vorschnell den Versuchungen zu vermeintlichem Glück nachgegeben wird, umso entschiedener dürfen wir Christen die Sehnsucht nach dem wirklichen Segen wahr- und ernst nehmen. Weil wir Christen wissen, dass jegliche Gier, jedes Übersteigen menschlich verantwortbarer Grenzen zu Enttäuschung und Zerstörung führt, sind wir aufgerufen deutlich zu machen, dass wir den Segen von Gott erwarten dürfen. Gerade weil wir mit Gott in Berührung kommen, dürfen wir auch einander zum Segen werden.

1. „…damit ihr ein Segen seid“ – dieses Thema durchzieht die ganze Heilige Schrift. Schon im Schöpfungsbericht (Gen 1,28) segnet Gott die von ihm geschaffenen Menschen, damit ihr Leben zum Segen werde für die ihnen anvertraute Schöpfung.

Gottes Aufforderung an Abraham, aus seinem Land wegzuziehen und das gelobte Land aufzusuchen, verbindet Gott mit seinem Segen: „Ein Segen sollst du sein“ (Gen 12,2).

Auch beim Propheten Sacharja wird deutlich, dass Gottes Handeln am Menschen die Voraussetzung dafür ist, dass der Mensch selbst in seinem Leben zum Segen werden kann. Gott spricht zu Juda und Israel: „So werde ich euch retten, damit ihr ein Segen seid“ (Sach 8,13). Eine Vorbedingung sieht Sacharja darin, dass die Menschen zu Reinheit und Sittlichkeit zurück finden.

Die Heilsgeschichte – als Geschichte des Segens Gottes für die Menschen – findet ihren Höhepunkt in Jesus Christus. Er ist Segen und Heil in Person. Er macht deutlich, dass Gottes Handeln am Menschen die Voraussetzung ist, selbst zum Segen für andere zu werden. Deshalb sagt er: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,15).

Auch der Völkerapostel Paulus, dessen Geburt vor 2000 Jahren wir in diesem Jahr besonders gedenken, ist uns Zeuge dieses Segens. Gott hat ihn, den unerbittlichen Verfolger der Anhänger Jesu, berufen, der ganzen Welt Christus als den Erlöser und Segensbringer zu verkünden. Dies geschah aus einer tiefen Beziehung zu Jesus Christus heraus. Indem Paulus bemüht war, allen alles zu werden (vgl. 1 Kor 9,22), ist er zum Segen geworden – auch für uns heute.

2. „…damit ihr ein Segen seid“, das ist unsere Berufung als Christen gerade in dieser Welt und in dieser Zeit. Wir teilen mit unseren Mitmenschen die Sehnsucht nach Glück und Segen. Aber wir wissen, dass diese Sehnsucht nicht innerweltlich, nicht durch uns, gestillt werden kann. Wenn wir aber aus der Verbundenheit mit Christus durch unser Leben ein Glaubenszeugnis ablegen, werden wir zum Segen für andere.

Unsere Zeit sucht nach Orientierung. Was nützen uns Werte, die nur formuliert, in großen Reden propagiert werden und auf dem Papier stehen? Diese Werte müssen gelebt und vor allem vorgelebt werden. Gerade unsere christlichen Werte geben der Gesellschaft Orientierung und garantieren ihr ein Überleben. Es sind Werte wie:

die unantastbare Würde eines jeden Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod,

Treue und Verlässlichkeit, Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit, Nächstenliebe und Solidarität.

Je überzeugender und begeisternder wir so aus dem Glauben leben, desto mehr werden für andere im guten Sinne fragwürdig, nämlich nachfragwürdig. Die Aufforderung aus dem ersten Petrusbrief „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15), ist eine Aufforderung, die auch uns heute gilt. So können wir in einer guten Weise missionarisch leben und zu einem Segen für andere werden.

3. „…damit ihr ein Segen seid“ setzt aber auch voraus, sich der Gnade und des Segens zu vergewissern, die Gott uns schon geschenkt hat. Wie können wir uns dieser Segenszusage vergewissern? Ich nenne kurz einige Hilfen:

Da ist zuerst das Lesen der Heiligen Schrift zu nennen. Auf der Weltbischofssynode im vergangenen Oktober in Rom wurde vehement die Bedeutung des Wortes Gottes für uns herausgestellt: In der Heiligen Schrift begegnen wir Gott selbst und seinem fleischgewordenen Wort Jesus Christus. Es ist ein Wort des Zuspruchs und des Anspruchs. Es informiert nicht nur, sondern bewirkt das, was es besagt. Es verändert unser Leben.

Weiter ist die Mitfeier der Gottesdienste, insbesondere die Heilige Messe, zu nennen. In der Begegnung mit Gottes Wort und dem eucharistischen Sakrament seiner Liebe berühren wir gleichsam Gott und empfangen wir die Kraft zu einem Leben aus dem Glauben. „Gehet hin in Frieden“ wird uns am Ende der Messfeier zugerufen. Als von Gott Gesegnete werden wir so gesandt, zum Segen für andere zu werden.

Auch die eucharistische Anbetung vor dem Tabernakel oder dem ausgesetzten Allerheiligsten möchte ich nennen. Hier können wir – gleichsam von Angesicht zu Angesicht – dem gegenwärtigen Herrn begegnen, innerlich ausruhen und uns seines Mitgehens vergewissern.

Das Sakrament der Versöhnung, die Beichte, ist ein wichtiger – heute leider oft verkannter und vernachlässigter – Ort, leibhaftig die Liebe Gottes in der Vergebung der Schuld zu empfangen.

Schließlich spüren wir den Segen Gottes, wenn wir selbst anderen zum Segen werden. Jedem von uns wird die große Chance eröffnet, durch die gelebte Frohe Botschaft selbst den Rückfluss der Liebe Gottes zu erleben. Jeder und jede von uns ist dazu aufgerufen. Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage des Heiles.

Liebe Schwestern und Brüder,

„…damit ihr ein Segen seid“, dafür wünsche und erbitte ich Ihnen aus tiefstem Herzen den Segen Gottes. So segne Sie der dreieinige Gott + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.