Erfurt/Würzburg (POW/BiP) Der Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wanke, hat den „Glaubensgeschwistern aus der Diözese Würzburg“ für die Treue in der Zeit des Eisernen Vorhangs und die Aufbauhilfe nach dem Mauerfall gedankt. „Wir haben vielen für dieses Wunder der friedlichen Revolution zu danken, den Polen und Ungarn, dem damaligen Papst in Rom, einsichtigen Politikern, die die Panzer in den Kasernen ließen – und nicht zuletzt vielen Glaubensgeschwistern, etwa aus der Diözese Würzburg, für die heute Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele und Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand am Altar stehen, und anderen Bistümern. Sie haben uns auch in schwieriger Zeit die Treue gehalten und uns nach dem Herbst 1989 bei den ersten Schritten in die neue Freiheit begleitet. Dafür ein herzliches Danke“, sagte Bischof Wanke bei der Erfurter Bistumswallfahrt am Sonntag, 20. September.
Weiter betonte Bischof Wanke am Erfurter Domplatz vor zirka 8000 Gläubigen, Bischof Scheele und Generalvikar Hillenbrand hätten vor, während und nach der Wende durch ihre verlässliche Verbundenheit wichtige Hilfen geleistet: der Bischof im Vorfeld der Bistumsgründung als uneigennütziger Wegbereiter, der Generalvikar durch seine Suche nach Modellen für eine Priesterausbildung unter gesamtdeutschen Vorzeichen.
Bischof Scheele und Generalvikar Hillenbrand feierten den Wallfahrtsgottesdienst mit und waren bei den Feiern außerdem durch eigene Beiträge beteiligt: Die dankbare Erinnerung an seine Kontakte mit Priestern und Laien zu DDR-Zeiten stand im Mittelpunkt der Kurzpredigt von Bischof Scheele bei der Schlussandacht. Der Generalvikar war einer der Redner beim Podiumsgespräch zum Thema: „Christliche Zivilcourage 20 Jahre nach der Wende“. Dabei plädierte er dafür, Christen sollten im Wissen um ihre geistlichen Kraftreserven Kundschafter im Blick auf neue Herausforderungen sein und so Enttäuschten und Resignierten Mut machen. Große Freude war spürbar bei der spontanen Begegnung von Bischof und Generalvikar mit Wallfahrern aus der Region Meiningen, die bis 1994 zum Bistum Würzburg gehörte.
In seiner Predigt unterstrich Bischof Wanke, mit der friedlichen Revolution in der DDR 1989 und der nachfolgenden Wiedervereinigung sei den Menschen im Osten eine neue Weite geschenkt worden. „Erst 20 Jahre ist das alles her, aber wir sind noch immer dabei, uns in der Weite einer veränderten Gesellschaft mit ihren nahezu unbeschränkten Möglichkeiten zurechtzufinden.“ Die Orientierung in dieser pluralen und bunten Welt sei seinem Gefühl nach schwieriger geworden, meinte Wanke. Zu Zeiten der DDR habe man in einer kleinen, engen Welt gelebt. „Die Partei erklärte, was Fakt ist, und gab die Marschrichtung vor. Wer nicht parierte, wurde weggesperrt. Schuld an allem Bösen hatten immer die anderen. Manche glauben das ja noch heute“, beschrieb der Bischof „die alten ideologischen Schädigungen“.
Jetzt aber hätten sich neue Horizonte aufgetan und seien Türen und Fenster offen, jetzt begegne das Fremde und Unbekannte. „Da kommt auf einmal Zugluft auf. Da wird manchen unheimlich, ja ängstlich zu Mute“, führte Wanke aus. Das gelte in mancher Hinsicht auch für die Christen und für ihre Gemeinden und Gruppen. „Viel Neues war von uns zu verkraften und mancherlei Umstellungen waren gefordert. Das war und ist nicht einfach“, beschrieb der Bischof die vergangenen und gegenwärtigen Herausforderungen. Ins Weite herausgeführt zu werden sei nicht unbedingt ein Spaziergang, räumte Wanke ein. Manche würden die Sicherheit der Freiheit vorziehen. Doch sei Freiheit immer risikoreich, „aber sie ist auch schöner“, unterstrich er. Standfestigkeit und Durchblick bedürfe es in dieser Situation, betonte der Bischof.
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