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Dank für klare Haltung

Akademiedirektor Dr. Jürgen Thomassen in Ruhestand verabschiedet – Festakt im Burkardushaus und Pontifikalamt im Neumünster – Zahlreiche Vertreter von Kirchen, Politik, Verbänden und Organisationen würdigen Verdienste

Würzburg (POW) „Im Rückblick empfinde ich eine tiefe Lebensdankbarkeit“, sagte Dr. Jürgen Thomassen, Direktor der Katholischen Akademie Domschule, bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Sankt Burkardushaus am Samstag, 18. Juli. „Die entscheidende Motivation für meinen Beruf war die Verehrung des dreieinigen Gottes.“ Thomassen stand der Domschule knapp zehn Jahre vor und tritt in den Ruhestand. Zahlreiche Vertreter von Kirchen, Politik, Verbänden und Organisationen machten ihm ihre Aufwartung.

Der große Kardinal-Döpfner-Saal des Sankt Burkardushauses reichte nicht aus, um die vielen Menschen aufzunehmen, die Thomassen in den Ruhestand verabschieden wollten. So musste der Festakt via TV in zwei weitere Säle übertragen werden. Thomassen war nicht nur als Akademiedirektor aktiv, lange Jahre bekleidete er auch das Amt des Stellvertretenden Leiters der Hauptabteilung Außerschulische Bildung im Bischöflichen Ordinariat. Außerdem war er lange Zeit Ökumenereferent der Diözese und später Mitglied der Ökumenekommission der Diözese, Leiter des Studiengangs „Theologie im Fernkurs“, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) sowie Mitglied der Gemeinschaft Sant’Egidio. In Münster hatte er bei Karl Rahner und Joseph Ratzinger studiert.

Den Festvortrag zum Thema „Was heißt „sentire cum ecclesia“ heute? Oder: Der geistliche Sinn für die konkrete Kirche“ hielt Professor Jesuitenpater Dr. Medard Kehl aus Frankfurt am Main. Thomassen hatte sich den Vortrag ausdrücklich gewünscht, da er sich mit keiner Person der Kirchengeschichte mehr befasst habe als mit Ignatius von Loyola. Kehl stellte den zentralen Begriff des „Lobens“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, da Ignatius diesen geradezu litaneihaft immer wieder wiederholt habe. Die Kultur des Lobens sei heute in der Kirche jedoch nicht mehr sehr ausgeprägt. Im Gegenteil sei seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil geradezu eine permanente Kritik an ihren Leitungsstrukturen und dem Verhalten ihrer Amtsträger festzustellen. Das führe mit der Zeit zu einer allgemein negativen Grundhaltung der Gesellschaft der Kirche gegenüber. „Die Freude an der Kirche geht so verloren“, kritisierte Kehl.

Das Loben sei der entscheidende Beitrag des Ignatius zur Erneuerung der Kirche im 16. Jahrhundert gewesen. Vor allem der evangelische Theologe Gottfried Maron habe darauf hingewiesen, dass dadurch ein Wandel kirchlichen Selbstverständnisses hin zur Freude begonnen habe. Eine innere Haltung sei eingeübt worden, die weitgehend mit äußeren Handlungen verknüpft sein musste. Die Exerzitien des Ignatius begännen daher folgerichtig mit der Erkenntnis, dass der Mensch geschaffen worden sei, Gott zu loben. Gotteslob sei dabei nicht identisch mit Kirchenlob, dennoch gehörten beide zusammen. „Doch wo bleibt dabei der Raum für christliche Freiheit“, warf Kehl ein. Es gehe hier nicht um funktionärshaftes Angepasstsein christlicher Claqueure. Vielmehr müsse – mit dem Schriftsteller C.S. Lewis – Lob als Zeichen innerer Gesundheit gewertet werden. „Eine Sprache, die auf Versöhnung gerichtet ist, kann durchaus verkrustete Strukturen aufbrechen“, konstatierte Kehl, „beispielhaft hierfür ist die Kommunität von Taizé“. Taizé sei ein Ort gelebter Kirchlichkeit und ein Ort der Freude am Glauben und an der Kirche – kein Wunder, dass die Jugend dorthin gehe. Die Würzburger Domschule solle ein solcher Ort auch in Zukunft bleiben und ihren Dienst an einer zukunftsfähigen Kirche leisten, schrieb Kehl dem Nachfolger von Thomassen, Dr. Rainer Dvorak, ins Stammbuch.

Ein zentrales Anliegen von Thomassen sei es gewesen, in einer säkularen Umwelt in immer neuen Anläufen und Kontexten die Frage nach Gott zu erschließen, unterstrich Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand in seiner Würdigung. Als Schüler von Professor Johannes Betz habe sich Thomassen einen tiefen Sinn für die Verflechtung von Glaubensmysterium und Lebensgeschichte erworben. Die Frage, wie Gottes Transzendenz welthaft-sakramental erfahrbar sei, habe sein Engagement in der kirchlichen Bildungsarbeit bleibend begleitet. „Von dieser Weite des Glaubenshorizontes konnte er dann auch konkrete Fragen des menschlichen Zusammenlebens in die Akademiearbeit integrieren und heiße Eisen anpacken“, hob Hillenbrand hervor. Menschenrechte, Frauenhandel, Flüchtlingsproblematik oder christliche Minderheiten in islamischen Ländern seien Beispiele hierfür. Thomassen habe diese Themenkomplexe als konkrete Konsequenzen der Frage nach Gott im menschlichen Leben gesehen. „Für diese Haltung sei ihm herzlich gedankt!“ Sie hinterlasse ein verpflichtendes Erbe.

Die notwendige Frage nach der katholischen Identität habe Thomassen stets im ökumenischen Horizont angegangen. „An seinem kirchlichen Engagement wurde die klassische Erkenntnis konkret, dass Brücken nur der bauen kann, dessen Fundamente auf festem Grund stehen“, stellte der Generalvikar fest. Durch das Wissen um den Reichtum der eigenen Glaubensgeschichte sei der scheidende Akademiedirektor gefeit gewesen gegen eine bloße Oberflächenökumene, die alle Standpunkte als gleich gültig betrachte und so letztlich der Gleichgültigkeit anheim falle. Nur so habe er auch das Zeugnis der anderen als bereichernd empfinden können. „Auch für diese klare Haltung sind wir ihm dankbar!“ In seiner Tätigkeit habe Thomassen schließlich globale Fragen mit lokalen Impulsen vermittelt. Denn einerseits sei die Domschule das Bildungswerk des Bistums, andererseits aber der Studiengang „Theologie im Fernkurs“ eine Einrichtung der gesamten Deutschen Bischofskonferenz.

Oberbürgermeister Dr. Georg Rosenthal betonte den Beitrag der Katholischen Akademie Domschule für die Stadt Würzburg als Wissensstandort. Ohne den Aspekt der Wissensvermittlung würde die Stadt nur ein kleiner, unbedeutender Ort sein. Lebenslanges Lernen sei heute ein Muss. Besonders stellte der Oberbürgermeisters Thomassens gelungene Kooperation mit der Universität, den Museen und Kinos der Stadt heraus. Hier habe Thomassen etwa bedeutende Tagungen zu Tilman Riemenschneider, zur Konkreten Kunst oder der Bayerischen Landesausstellung veranstaltet. Rosenthal überreichte Thomassen das Stadtsiegel sowie einen persönlichen Brief.

In bewegenden und sehr persönlichen Worten erinnerte der evangelische Kirchenrat Winfried Schlüter an die Jahrzehnte der Zusammenarbeit. „Du hast daran gebaut, dass wir Christen in der Stadt zusammenkommen“, sagte Schlüter. Thomassen sei tief verwurzelt in der katholischen Kirche und gerade deshalb fähig, das Schöne am anderen zu erkennen. So habe man stets den jeweils anderen respektieren können und sei eins geworden im Lob Gottes. Durch die Zusammenarbeit mit den evangelischen Bildungshäusern, mit der Palliativakademie des Juliusspitals sowie in der AcK sei so ein großes Vertrauen zueinander gewachsen.

Die evangelische Pfarrerin Angelika Wagner dankte Thomassen für die gemeinsame Arbeit in der Gemeinschaft Sant’Egidio. Er habe eine große Gabe zur Freundschaft, habe große Freude am Gespräche und sei offen für andere. Er lebe aus einer geistlichen Tiefe, die nicht aufgesetzt sei, sondern sich im täglichen Leben zeige, und glaube daran, dass Gebet und Fürbitten das Blatt immer wenden könnten. „Und Freundschaft und Begegnung gehen nicht in den Ruhestand“, schloss Wagner.

Weitere Grußworte sprachen der Vorsitzende des Vereins „Katholische Akademie Domschule Würzburg e.V.“, Professor Dr. Ulrich Konrad, der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, Monsignore Dr. Florian Schuller aus München, sowie Thomassens Stellvertreter und Nachfolger Dr. Rainer Dvorak. Den Bischöfen dankte Thomassen mit den Worten „Ihr Vertrauen und ihre Anerkennung haben mich getragen!“ Das Bistum sei ihm als gebürtigen „Niederrheiner“ geistliche und menschliche Heimat geworden. Thomassen dankte all seinen Weggefährten und Mitarbeitern.

Domkapitular Dr. Helmut Gabel hatte die Moderation der Veranstaltung inne. Den Festgottesdienst in der Neumünsterkirche zelebrierte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann gemeinsam mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof em. Helmut Bauer und Pater Dr. Medard Kehl SJ. Abgesandte verschiedener christlicher Kirchen, der Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde, Dr. Josef Schuster, sowie Sema Kuzucu für die Muslime nahmen an dem Festakt teil. Die Frauenschola „Vox anima“ sang unter der Leitung von Domkantorin Judith Schnell. Gregor Frede spielte die Orgel, Rosemarie Seitz untermalte den Festakt mit Harfenmusik.

(3009/0853; E-Mail voraus)

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