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„Dankbar für den guten Stern, der uns zusammengeführt hat“

Bischof Dr. Franz Jung besucht zum ersten Mal das Partnerbistum Óbidos in Brasilien – Epiphanie und Ende der Weihnachtszeit bei 30 Grad Celsius – Eindrücke von Seelsorge und Natur am Amazonas und im Regenwald

Óbidos/Würzburg (POW) Zum ersten Mal hat Bischof Dr. Franz Jung im Rahmen einer Pastoralreise Brasilien und das Würzburger Partnerbistum Óbidos besucht. „Man hat sich nie als Fremder gefühlt“, stellte Bischof Jung am Ende der Reise fest. Die Warmherzigkeit der Menschen in Brasilien, ihre unmittelbare Zugewandtheit und tiefe Freundlichkeit seien immer zu spüren gewesen. „Die Menschen in Brasilien haben sich immer gefreut, jemanden als Gast beherbergen zu können“, sagte Bischof Jung, der von seinem tansanischen Amtskollegen Bischof John Ndimbo aus Mbinga begleitet wurde. Auch für ihn war es der erste Besuch in Brasilien. Eine Delegation aus Würzburg begleitete die beiden Bischöfe.

Bernardo Johannes Bahlmann, Bischof von Óbidos, führte die Gruppe in knapp zwei Wochen zu verschiedenen Pfarrgemeinden, Ordensleuten und Projekten. Nach zwei Zwischenstopps in Santarém und Alenquer (eigener Bericht) war das erste Highlight der Besuch auf dem Krankenhausschiff „Papa Francisco“ in Óbidos. „Wenn die Menschen nicht zum Krankenhaus kommen, dann kommt das Krankenhaus zu den Menschen, doch wie geht so etwas?“, hatte sich Bischof Jung gefragt und Antwort über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Das schwimmende Krankenhaus läuft zweimal im Monat aus und fährt zu den Menschen, die am Amazonas leben (eigener Bericht folgt).

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Spiritualität, Arbeit und Gemeinschaft: Auf diesen drei Grundpfeilern ruht das Projekt der „Fazenda da Esperança“. Rund 30 Männer mit Suchtproblemen leben gemeinsam an einem abgeschiedenen Ort nahe Óbidos und suchen im Gebet und gemeinsamen Aktivitäten einen Ausweg aus ihrem kaputtmachenden Leben. „Das hat mich am tiefsten beeindruckt“, erzählte Bischof Jung. Nach einem Gottesdienst hätten vier Männer geschildert, „was sie erlebt haben, wie ihr Weg daraus war und was das bedeutet, dass Kirche dieses Angebot hier vorhält“ (eigener Bericht folgt).

„Es war schon seltsam, wenn man aus Deutschland hierher kommt. Es ist Januar, wir haben noch Weihnachten, überall stehen Krippen in den Kirchen und zugleich sind 30 Grad Celsius draußen“, berichtete Bischof Jung. Das Hochfest Erscheinung des Herrn, mit dem Evangelium zu den drei Weisen aus dem Morgenland, schwang somit die ganze Reise über mit. „Das Evangelium zu Epiphanie stellt uns eine wichtige Frage: Wie gehen wir mit Fremden um?“, sagte der Bischof im Gottesdienst zu Epiphanie in der Kathedrale von Óbidos. Die drei Fremden aus dem Morgenland zeigten, wie wichtig der Blick von außen sei, denn sie erkannten im Kind in der Krippe einen Schatz, der den Menschen in Jerusalem verborgen geblieben war. „Sie brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe, wodurch wir lernen können, was es heißt, Christus zu verehren.“ Aus den drei Fremden wurden Freunde. Es hieß, sie seien auf einem anderen Weg in ihr Land heimgekehrt, ganz verändert und im Herzen erneuert. „So danke ich dem Herrn, der uns einen guten Stern geschickt hat und uns hier zusammengeführt hat“, betonte Bischof Jung.

Neben dem Gottesdienst in Óbidos feierte die Delegation auch mit vielen kleinen Gemeinden Gottesdienst. „Für die Pfarrgemeinden war das ein großes Highlight, weil es das so in dieser Form noch nie gegeben hat, dass drei Bischöfe kommen, und dazu noch aus drei verschiedenen Kontinenten, das heißt aus Europa, aus Afrika und aus Amerika“, erzählte Bischof Bahlmann. Für Bischof Ndimbo glich die Reise von Gemeinde zu Gemeinde einer spirituellen Wallfahrt. „Es war sehr erbaulich für mich, nicht nur unsere Partnerschaft zu stärken, sondern ich bin auch seelsorgerlich, pastoral, aber auch geistlich gewachsen.“

Einblicke in die Organisation der Pastoral erhielt die Delegation bei einem Treffen mit Verantwortlichen für die Seelsorge. Ordensschwestern, Laien und Bischof Bahlmann erklärten, wie die Arbeit in den über 17 pastoralen Bereichen aussieht. „Die Kirche in Amazônia war lange eine Kirche der Laien. Deshalb bringen Laien die Kirche stark voran“, erläuterte Bischof Bahlmann. So bereitet beispielsweise die Familienpastoral Eheleute auf ihre kirchliche Trauung vor. Die Jugendarbeit initiiert soziale Projekte oder musikalische Events für Kinder und Jugendliche. Die Schwestern des geweihten Lebens halten Bildungsangebote für Laien bereit, die den Kommunion- oder Lektorendienst übernehmen möchten. „Für uns, die sich in einer stark verfassten und strukturierten Kirche als Ehrenamtliche engagieren, ist es manchmal schwierig sich vorzustellen, wie Pastoral hier in Óbidos funktioniert. Trotzdem funktioniert sie, und das konnte ich hier selbst mit eigenen Augen jeden Tag auf dieser Reise sehen“, erklärte Christian Sauer, Vertreter des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg.

Die Pastoralreise führte die Delegation außerdem ins Herz der Amazonasregion. In der Nähe von Juruti Velho, wo die Bistumspartnerschaft ihren Anfang nahm (siehe eigener Bericht), trafen sie auf Uferbewohner. Mehrere Familien leben zusammen als Gemeinde am Amazonas und arbeiten unter anderem als Fischer. Gemeinsam kümmern sie sich außerdem um eine Schildkröten-Auffangstation und verhindern damit, dass Schildkröteneier von Tieren gefressen oder von Menschen geklaut werden. „Auch die Gemeinden an den Flüssen werden pastoral betreut“, erklärte Bischof Bahlmann. Gemeinden wie hier am Amazonas, Dörfer oder auch Stadtteile gehören zu einer der umliegenden Pfarreien. Jede Pfarrei wird von einem oder mehreren Priestern betreut. Doch durch die riesigen Entfernungen im Bistum Óbidos, das halb so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland, können die Priester nicht regelmäßig in den kleineren Gemeinden vorbeischauen. „Das heißt, es gibt örtliche Gemeindeleiter, die den Beerdigungsdienst übernehmen, die Wortgottesdienste feiern, die das seelsorgliche Leben vor Ort aufrechterhalten“, stellte Bischof Jung fest.

Täglich konnte sich die Delegation vom Reichtum der Natur überzeugen. Tropische Früchte bereicherten jede Mahlzeit. Die Bootsfahrten auf dem Amazonas und Wanderungen durch den Regenwald machten die Diversität der Amazonasregion deutlich. Inwiefern auch Großkonzerne an den Schätzen der Natur Interesse haben, erfuhren die Gäste bei einem Besuch auf dem Bauxit-Abbaugebiet des US-amerikanischen Konzerns Alcoa. Die von Alcoa organisierte Besichtigung machte ein enormes Ausmaß an Umweltzerstörung sichtbar. Der Konzern holzt flächig den Regenwald ab, um an die Bauxit-Schicht zu kommen, die rund zwei bis zwölf Meter unter der Erdoberfläche liegt. Das Mineral dient als Grundstoff für die Herstellung von Aluminium. Immerhin: Alcoa forstet die Flächen anschließend wieder auf. Er habe die Angst der Menschen um die Natur eindrücklich erlebt, sagte Bischof Jung. „Und die vielen Bäume, die wir gepflanzt haben, waren ein sehr eindrückliches Zeichen, hier mitzuhelfen. Nicht nur um die Partnerschaftsbäume zu setzen, sondern auch um zu sagen: Ja, der Erhalt der Natur ist uns wichtig und wir sehen die Angst der Menschen, diese Natur genommen zu bekommen.“

Fünf Partnerschaftsbäume haben die drei Bischöfe in verschiedenen Gemeinden als Zeichen der Verbundenheit gepflanzt. „Wenn der Baum wächst, bedeutet das, dass auch unsere Partnerschaft wächst. Daher war es mir sehr wichtig, diese Bäume zu pflanzen und in den Pfarreien einige Zeichen der Partnerschaft zu setzen“, erklärte Bischof Ndimbo. „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein konnte“, sagte der tansanische Bischof. Er freue sich, dass Bischof Bahlmann ihn eingeladen hätte, seine Seminaristen fürs Studium nach Brasilien zu schicken. „Unsere Partnerschaft ist also nicht nur auf materieller Ebene, sondern auch in Bezug auf Information, Ausbildung und Bildung.“ Er würde sich freuen auch einmal Gäste aus Óbidos in Mbinga willkommen zu heißen.

Aus Brasilien berichtet Rebecca Reljac (Internetredaktion)

(0423/0091; E-Mail voraus)

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