Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
verehrte Festgäste,
sehr geehrter Herr Weinbaupräsident,
verehrter, lieber Herr Steinmann,
Artur Steinmann gehört zu der seltenen Sorte Mensch, die etwas ausstrahlt, was heute scheinbar weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Dankbarkeit.
Denn von Dankbarkeit ist in den Diskussionen und Diskursen, die wir gesellschaftlich führen, nicht viel zu spüren. Permanent werden Ansprüche eingefordert und Verantwortungsträger aufgefordert, werden Missstände angeklagt und Rechte eingeklagt, werden Versäumnisse aufgeführt und Menschen vorgeführt.
Eine chronische Unzufriedenheit spricht aus diesen Formen der Kommunikation und ein Gefühl dauernder Kränkung. Es schlägt sich unangenehm nieder im gereizten Ton der hitzigen öffentlichen Debatten. Diese Dauergereiztheit und die damit einhergehende Aggression vergiften das Klima. Und sie vermitteln einem das Gefühl, in einer Gesellschaft zu leben, in der vieles nicht zum Besten bestellt wäre.
Aber Artur Steinmann gehört zu der seltenen Sorte Mensch, die etwas ausstrahlt, was heute scheinbar weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Dankbarkeit. Das habe ich schon bei unserer ersten Begegnung gespürt, bei der es – wie es im Jugendsprech heute so schön heißt – gleich „gematcht“ hat. Irgendwie war sofort eine Ebene der Verständigung da, natürlich neben der gemeinsamen Begeisterung für den Wein, der mich als Pfälzer mit dem Franken Steinmann verbunden hat.
Die Dankbarkeit, die Artur Steinmann ausstrahlt, hat viele Facetten. Es ist die Dankbarkeit, in einem Weinbaubetrieb aufgewachsen zu sein. Die Dankbarkeit für die Gabe des Weines als Genuss- und Kulturgut. Die Dankbarkeit darüber, mit dem Pastorius-Haus in Sommerhausen eine lange Tradition wiederbelebt zu haben und zu pflegen. Die Dankbarkeit für den gelungenen Generationenwechsel im heimischen Weingut und die tiefe Freude darüber, auch nach der Abgabe der Verantwortung dort gerne gesehen und als Mitarbeiter geschätzt zu sein.
Ich darf hinzufügen, dass ich damals sehr berührt war, als er mir das alles schilderte bei einem meiner Blitzbesuche, wenn ich mal wieder am Main entlang radelte und dachte, ach, fährste mal in Sommerhausen vorbei, da gibt’s doch stets ein gut‘s Schöpple und einen netten Plausch im Pastorius-Haus. Ja, es war ein Gespräch, das uns sehr in die Tiefe geführt hat und mir unvergessen geblieben ist.
Dankbarkeit ist mehr als nur ein Lebensgefühl. Für Artur Steinmann speist sich diese tief empfundene Dankbarkeit aus seiner Liebe zu Gott und aus dem Wissen, vieles im Leben geschenkt bekommen zu haben, für das man zunächst einmal nichts getan hat, sondern das einem zufiel. Andere mögen es als Zufall beschreiben. Artur Steinmann weiß, dass das, was einem zufällt, kein Zufall ist im landläufigen Sinne des Wortes, sondern das, was Gott mir hat zufallen lassen.
Der Dankbare versteht, dass nichts im Leben selbstverständlich ist und dass man im Letzten auch auf nichts einen Anspruch hat. Denn Lebensglück lässt sich weder verordnen, noch einklagen, noch erzwingen. Lebensglück ergibt sich aus der Dankbarkeit als innerer, gläubiger Grundhaltung.
Diese tief empfundene Dankbarkeit macht Artur Steinmann zu einem angenehmen Menschen im Umgang, der achtsam und immer zugewandt hinhört und der den anderen als Gabe versteht. Er sieht das Gute im Anderen. Das Netzwerk, das er über Jahrzehnte hinweg geknüpft hat, ist beeindruckend. Seine Netzwerkarbeit ist wesentlich inspiriert durch seine ehrliche Mitfreude über die Erfolge anderer. Diese Mitfreude sieht die anderen als Geschenk und nicht als lästige Konkurrenz.
Seine Wahl zum Weinbaupräsidenten nimmt vor diesem Hintergrund nicht weiter wunder. Der Dankbare weiß zusammenzuführen, das Gute zu bündeln und positive Entwicklungen anzustoßen, wie es auf seinem Fass nun weithin sichtbar zu lesen steht.
Bei unseren gemeinsamen Touren durch das Weinanbaugebiet Franken konnte ich mich persönlich von dieser Seite seiner Persönlichkeit überzeugen. Ganz gleich, wohin wir bei unseren kulinarischen wie informativen Streifzügen kamen, sei es von Klingenberg bis Oberschwarzach oder von Ramsthal bis Ipsheim: Immer war er willkommen. Es war ein herzliches Miteinander und ein ehrliches Interesse aneinander, egal ob der Betrieb klein war und mit viel Idealismus geführt wurde, oder ob es sich um einen der Großen handelte, die seit Jahren fest im Sattel sitzen.
Die Dankbarkeit zeigt sich bei ihm aber auch in seiner Verantwortungsbereitschaft. Denn wer dankt, weiß, dass er Verantwortung trägt für das, was ihm im Leben geschenkt wurde. Das ist weiter zu kultivieren und in seinem Potential zu entwickeln. Man erkennt Artur Steinmann immer an seinem Roll-up mit dem fränkischen Bocksbeutel, das nie fehlen darf und ihn zu einem sympathischen Botschafter des fränkischen Weins und seiner Winzerinnen und Winzer macht, immer in Begleitung der fränkischen Weinkönigin natürlich, die nie von seiner Seite weicht.
Hart in der Sache, aber immer verbindlich, problembewusst, aber immer realistisch, mit Nachdruck einfordernd, aber nie unduldsam, visionär, aber nie abgehoben, so treibt er seine Projekte konsequent voran. Und er weiß, dass man zwar alleine schneller ist, aber gemeinsam weiterkommt. Deshalb ist es ihm wichtig, möglichst viele mitzunehmen und das gemeinsame Anliegen auf viele Schultern zu verteilen, die mittragen und die zur Mitverantwortung bereit sind.
Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, wiederhole es aber gerne: Artur Steinmann gehört zu der seltenen Sorte Mensch, die etwas ausstrahlt, was heute scheinbar weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Dankbarkeit.
Für dieses Lebenszeugnis bin ich Ihnen, lieber Herr Steinmann, sehr zu Dank verpflichtet. Sie leben diese Dankbarkeit und Sie strahlen sie aus. Das macht im Herzen froh und ist ein großes Geschenk – für uns alle!
Als ich darüber nachdachte, wie man diese Dankbarkeit darstellen könnte, bin ich – rein zufällig natürlich – auf das Bild des Ceratit Nodosus gestoßen. Dieses Urviech überzeugt durch sein schneckenförmiges Gehäuse. Aus einer Mitte entwickeln sich wie beim Schneckenhaus konzentrische Kreise mit ihren vielen Fächern.
So ist es auch mit der Dankbarkeit. Sie ist die innere Mitte, um die herum sich das Leben in konzentrischen Kreisen entfaltet. Diese Kreise verweisen in jedem Segment immer wieder auf diese Mitte zurück und beziehen von ihr her ihre Kraft. Ebenso entfaltet sich die Dankbarkeit in jede Lebensphase hinein. Es ist wohl kein Zufall, dass der Ceratit in eine Öffnung mündet, die einem Füllhorn gleicht. Sein offenes Ende zeigt, dass Dankbarkeit für Größeres immer offen ist und ein unabgeschlossenes Lebensprojekt bleibt.
Daher vermache ich Ihnen heute, lieber Herr Steinmann, gewissermaßen meine ganz persönliche „Best of Gold“-Plakette, keine Plastik. Sie ist nicht nur eine Anerkennung Ihrer Verdienste rund um den fränkischen Weinbauverband. Ich sehe in ihr auch ein Zeichen dafür, wie die Dankbarkeit in Ihrem Leben das Beste zur Entfaltung gebracht hat.
Auf der Rückseite der Plakette ist ein Vers aus Psalm 103 eingraviert, der mich seit meiner Priesterweihe begleitet, weil ich ihn mir vor 33 Jahren zum Primizwort erkoren habe. Er bringt für mich wie kein anderes Wort der Heiligen Schrift das Gefühl der Dankbarkeit wunderschön zum Ausdruck:
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“
So gratuliere ich Ihnen mit meinem „Best of Gold personal Award“ heute von Herzen zu Ihrem 70. Geburtstag. Ich weiß und bin davon überzeugt, dass auch alle Anwesenden es hier zu schätzen wissen, wie sehr Sie als Person, aber auch durch Ihren Einsatz für den Verband „the Best of Gold“ herausgeholt haben. Bleiben Sie gesegnet und behütet! Und ja, es stimmt: Ich freue mich auch in diesem Jahr wieder auf eine gemeinsame Tour durch das schönste Weinanbaugebiet Deutschlands!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!