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Das blutige Ende eines Fürstbischofs

Am 15. April jährt sich der Tod von Melchior Zobel von Giebelstadt zum 450. Mal – Grabmal im Dom gibt anschaulich Zeugnis von der heimtückischen Ermordung

Würzburg (POW) Es ist eine blutige Geschichte von Intrigen und Gewalt, von der ein Grabmal im Hauptschiff des Würzburger Doms Zeugnis gibt: Am 15. April jährt sich zum 450. Mal der Todestag des Würzburger Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebelstadt. Er wurde 1558 Opfer eines Hinterhalts an der Alten Mainbrücke und starb an Schussverletzungen. Auftraggeber der Mörder war vermutlich Ritter Wilhelm von Grumbach.

Das Drama hat eine längere Vorgeschichte, wie aus der Fries-Chronik, der für die fränkische Geschichte des 16. Jahrhunderts bedeutendsten Quelle, zu entnehmen ist: Fürstbischof Konrad von Bibra, Zobels Amtsvorgänger, schenkt Wilhelm von Grumbach 10.000 Gulden kurz bevor er 1544 stirbt. Das tut er, ohne das Domkapitel um Zustimmung zu bitten. Es heißt, von Bibra habe von Grumbach außer mit dem einflussreichen Posten des Hofmarschalls auch auf diese Weise für seinen Beitrag entlohnt, dass bei der Bischofswahl 1540 er und nicht der favorisierte Zobel zum Zug kam.

Wenig verwunderlich, dass Zobel als eine der ersten Amtshandlungen als Bischof die Schenkung annulliert und Wilhelm von Grumbach auffordert, die Summe zu erstatten. Außerdem weigert sich der neue Bischof, das umfangreiche Vermächtnis auszuzahlen, das Konrad von Bibra für seine Tochter Katharina Kretzer, geborene Biber, eingerichtet hat.

Von Grumbach reagiert prompt: Er gibt die Ämter in Würzburg auf und tritt in die Dienste von Albrecht Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach. Im so genannten Markgräfler-Krieg (1552 bis 1554) vermittelt von Grumbach zwischen dem Würzburger Hochstift und dem Markgrafen. Dafür lässt er sich unter anderem mit Kloster Maidbronn und dem Erlass der Rückzahlung der Bibra-Schenkung belohnen. Zobel besteht darauf, dass das Geldgeschenk seines Vorgänger zurückgezahlt werden muss. Kaiser Karl V. annulliert das Abkommen, das von Grumbach begünstigt.

Von Grumbach versucht, mit einer Klage seinen Besitz zu retten. Der Würzburger Fürstbischof reagiert mit einer Gegenklage wegen Landfriedensbruchs und vorsätzlichen Bruchs des Treueverhältnisses zwischen Lehnsherr und Vasall. Von Grumbach wird mit der Reichsacht belegt. Das heißt, er verliert praktisch alle Rechte und kann ohne Strafe getötet werden. Sein Eigentum verfällt, die Lehnsgüter gehen an den Lehnsherrn zurück. Inzwischen als französischer Offizier aktiv, plant von Grumbach 1557 gemeinsam mit Christoph Kretzer, den unliebsamen Zobel zu entführen und Lösegeld zu erzwingen.

Zwei Versuche im Herbst 1557 und im Februar 1558 schlagen fehl. Am 14. April 1558 nehmen 20 „Kaufleute“ in Würzburger Wirtshäusern Quartier. Das erregt in einer Stadt, durch die internationale Handelsrouten führen, wenig Aufsehen. Am Vormittag des folgenden Tages macht sich gegen 10 Uhr der Fürstbischof nach getaner Arbeit auf den Rückweg von der Kanzlei am Dom zur Festung. Kaum hat die Entourage das andere Mainufer erreicht, ertönt der Ruf: „Pfaffe, du musst sterben.“ Schüsse fallen. Sie verwunden Zobel sowie seine Gefolgsleute Fuchs von Winfurt und Carl von Wenkheim tödlich. Während die Täter unerkannt flüchten, versucht Zobel mit letzter Kraft, in die sichere Marienfestung zu gelangen. Er stürzt aus dem Sattel und gelangt mehr kriechend als laufend bis zum Schönborntor. Dort stirbt er nach dem Empfang der Absolution.

Friedrich von Wirsberg, Zobels Nachfolger auf dem Bischofsstuhl, verfolgt mit großem Nachdruck die Täter. Kretzer wird Jahre später an der französischen Grenze gefasst. Nicht geklärt ist, ob er Verletzungen durch die Festnahme erlag oder sich erhängte, um einer Bestrafung zuvorzukommen. Von Grumbach gelingt es, im Schutz von Johann Friedrich II, Erzherzog von Gotha, zu überleben. Mit dessen Unterstützung greift er 1563 sogar Würzburg an, veranlasst Bischof Wirsberg zu flüchten. Nach Tagen des Plünderns auf dem Gebiet des Hochstifts erzwingt von Grumbach eine Rückgabe seiner Besitzungen. 1566 verlässt den Ritter das Glück: Er wird in Gotha von Kurfürst August von Sachsen festgenommen. Grumbach stirbt auf grausame Weise: Auf dem Marktplatz der thüringischen Stadt wird er gevierteilt, nachdem der Henker ihm vorher das Herz aus dem Brustkorb gerissen und ihm mit den Worten: „Sieh Grumbach, dein falsches Herz“ ins Gesicht geschlagen hat.

(1508/0468; E-Mail voraus)

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