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Das eigene Glück neu schätzen lernen

Bundesfreiwilligendienst bietet Arbeit in sozialen und kulturellen Einrichtungen – Beim Diözesan-Caritasverband sind rund 90 Freiwillige im Einsatz

Würzburg (POW) Flüchtlinge bei der Wohnungssuche unterstützen, Kinderbetreuung übernehmen, Telefonate und Beratungen für und mit Flüchtlingen: Diese Aufgaben übernimmt Frederika Czygan bei ihrem Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Würzburg. „Durch  meinen Bundesfreiwilligendienst lerne ich das Leben in Deutschland zu schätzen“, sagt Czygan.

Die 19-Jährige bewarb sich nach dem Abitur beim Diözesan-Caritasverband Würzburg für den Bundesfreiwilligendienst. „Ich wusste, dass ich mich in der Arbeit mit Flüchtlingen engagieren wollte“, sagt Czygan. 2015 habe sie bereits ehrenamtlich in einem Café für Flüchtlinge gearbeitet und dort Frauen und Kinder betreut. Sie habe auch weiterhin bei der Arbeit mit Flüchtlingen helfen wollen. In der Gemeinschaftsunterkunft sei ihr das möglich. „Ich unterstütze dort Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Ich suche mit ihnen nach Wohnungen im Internet und telefoniere mit Vermietern“, erklärt Czygan. Zweimal in der Woche helfe sie bei der Kinderbetreuung. Vormittags gebe es eine offene Beratung für Flüchtlinge, die beispielsweise Hilfe beim Ausfüllen von  Formularen brauchten oder Verständnisfragen hätten. „Die Arbeit ist nicht immer einfach. Einige sprechen noch nicht so gut Deutsch. Da laufen die Gespräche durch die Sprachbarrieren nicht immer problemlos ab.“ Allerdings gebe es zwei Dolmetscher, unter anderem für Arabisch, die bei einigen Gesprächen übersetzten.

„Die Zeit als BFD-ler ist eine Lern- und Bildungszeit“, sagt Reinhold Großmann, pädagogischer Leiter für den Bundesfreiwilligendienst beim Diözesan-Caritasverband Würzburg. Der Bundesfreiwilligendienst biete Frauen und Männern die Möglichkeit, sich auf vielfältige Weise für das Allgemeinwohl zu engagieren. Großmann will jeden BFD-ler individuell betreuen, unter anderem durch Besuche in den Einsatzstellen und die Vermittlung bei Konflikten. „Ich möchte bei Problemen und Krisen präsent sein und schauen, wo ich unterstützen kann.“ Auch die Begleitung, Fortbildung und Beratung der Mitarbeiter, die den Freiwilligen in der Einsatzstelle betreuen, spiele eine wichtige Rolle.

Um den Bundesfreiwilligendienst ableisten zu können, müsse lediglich die Pflichtschulzeit von neun oder zehn Jahren erfüllt sein. Eine Altersgrenze nach oben gebe es nicht. „Ansonsten gibt es grundsätzlich keine Voraussetzungen“, sagt Großmann. Jeder, der sich bewerbe, könne den Dienst ableisten. Bewerbe man sich um einen Platz, stelle die Caritas eine Liste mit freien Plätzen in unterschiedlichen Einrichtungen zur Verfügung. In der Regel erhielten die Bewerber eine Zusage. „Es kann natürlich passieren, dass jemand nicht an seine Wunscheinrichtung vermittelt wird, wenn diese aktuell keinen Bedarf an Mitarbeitern hat.“ Die Caritas vermittelt Arbeitsstellen in gemeinwohlorientierten Einrichtungen, unter anderem im Bereich der Gesundheits- und Altenpflege wie zum Beispiel in Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Auch in Jugendzentren oder Kindergärten könne der Bundesfreiwilligendienst abgeleistet werden. „Aktuell haben wir rund 90 Freiwillige im Einsatz, vier davon arbeiten mit Flüchtlingen“, sagt Großmann.

Als BFD-ler habe man eine feste Einsatzstelle. Zusätzlich gebe es pädagogische Seminare, die laut Großmann dabei helfen, Eindrücke auszutauschen und Erfahrungen aufzuarbeiten. Fünfmal im Jahr, jeweils eine Woche lang, tausche man sich in einer Gruppe von 25 BFD-lern über soziale, politische und kulturelle Themen aus. Es gebe auch fachlichen Input, um die Arbeit in der Einsatzstelle gut bewältigen zu können. „In meinem Einführungsseminar ging es um das Thema Behinderung“, erzählt Czygan. Auch das Thema „Konfliktbewältigung“ sei besprochen worden. „Es bringt einen weiter im Umgang mit anderen Menschen“, erklärt sie.  Sie habe beispielsweise gelernt, das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz zu ihrem Gegenüber aufzubauen. Das sei besonders wichtig für die Arbeit in der Einsatzstelle.

Nicht immer könne sie zufriedenstellend helfen. „Manchmal ist es auch frustrierend“, sagt Czygan. Wenn sie sehe, wie lange einige der Flüchtlinge schon in der Gemeinschaftsunterkunft lebten und verzweifelt auf Wohnungssuche seien, rege das zum Nachdenken über das eigene Leben an. Manchmal bekomme sie auch den Frust der Menschen ab. In der Gemeinschaftsunterkunft lebten Familien auf engem Raum, Männer zu viert in einem Zimmer. „Die positiven Erlebnisse überwiegen aber. Die Menschen sind dankbar“, sagt sie. Es sei schön zu sehen, wenn Familien aus der Gemeinschaftsunterkunft nach langer Zeit in eine eigene Wohnung ziehen könnten und wenn sie dankbar für die Hilfestellung seien. „Mit der Zeit wird man offener und lernt das eigene Glück neu zu schätzen.“

bw (POW)

(0317/0079; E-Mail voraus)

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