Würzburg (POW) Der Schwerpunkt hat sich etwas verschoben, das Engagement ist das Gleiche geblieben: Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken im Bistum Würzburg setzt sich für die Christen in der Diaspora ein. „Unter Diaspora verstehen wir heute ein weitläufig nicht-christliches Umfeld, in dem Katholiken, aber auch evangelische und orthodoxe Christen eine Minderheit darstellen“, erläutert Pfarrer Stefan Redelberger, Diözesanvorsitzender des Bonifatiuswerks. Zum Vorstand gehören neben ihm die stellvertretende Vorsitzende Regina Werner, Kassier Gerhard Treutlein und Katrin Seiler als Schriftführerin.
Früher sei Diaspora eher so definiert worden, dass wenige Katholiken verstreut in einem weiten Gebiet leben. Deswegen habe sich auch über die Jahre der Fokus verschoben. „Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es vor allem darum, die katholischen Pfarreien in Thüringen mit Fahrzeugen, Material für die Glaubensunterweisung und den Gottesdienst sowie Mitteln für den Kirchenbau zu unterstützen“, sagt Redelberger. Heute gebe das Bonifatiuswerk gleichermaßen Unterstützung für die katholische Kirche zum Beispiel im böhmischen Prachatitz wie auch für die syrisch-orthodoxe Gemeinde in Leipzig.
„Nach der Wende hat sich der Akzent unserer Arbeit inhaltlich verschoben in die Richtung wechselseitiges Lernen voneinander“, erklärt Redelberger. Mehrfach schon veranstaltete das Bonifatiuswerk Tagungen, zu denen schwerpunktmäßig Vertreter aus den Bistümern Würzburg und Erfurt kamen. Neben dem Austausch über gelungene Projekte und Impulse vor Ort verfolgen diese auch ein zentrales Anliegen. „Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen: Wir haben auch Ideen, wie das Evangelium in der Situation von heute weitergegeben werden kann.“
Besonders dankbar ist Redelberger, dass einige Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg bei der Erstkommunion und der Firmung bewusst Spenden für das Bonifatiuswerk sammeln. „Auch wenn die Zahl der beteiligten Gemeinden klein ist, ist die Spendensumme seit Jahren stabil.“ Zudem führe die Deutsche Bischofskonferenz jeden November eine Kollekte zugunsten der Diaspora durch.
Damit Interessierte sich selbst einen Einblick in das Thema verschaffen können, organisiert das Bonifatiuswerk auch Studienfahrten. Die nächste findet von Sonntag, 28., bis Mittwoch, 31. Oktober, statt und führt in die deutsche Hauptstadt. Unter dem Motto „In Berlin auf der Suche nach der Kirche von morgen“ erkunden die Teilnehmer das erst 1930 errichtete Diasporabistum. Zwar sind lediglich 9,2 Prozent der Berliner Katholiken. In absoluten Zahlen aber ist die Stadt an der Spree nach München und Köln die Gemeinde mit den meisten katholischen Einwohnern.
Auf dem Programm stehen unter anderem Besuche in der Auferstehungskirche, der Kirche der friedlichen Revolution, der Sankt-Domenicus-Kirche, die mit unkonventionellen Aktionen im öffentlichen Raum auf christliche Themen aufmerksam macht, und im Deutschen Bundestag. In der Benediktinerinnenabtei Sankt Gertrud etwas außerhalb berichten die Schwestern, wie sie während 40 Jahren DDR und seit der Wende ihr Christentum leben. „Wir gehen in Berlin der Frage nach, wie sich Christen in einer säkularen Stadt positionieren, die neuerdings wieder vielfältige religiöse Bezüge aufzuweisen hat“, sagt Redelberger. „Vielleicht werden in den Gesprächen, Begegnungen und Besichtigungen während der vier Tage schon Züge einer neuen Gestalt von Kirche erkennbar.“
Nähere Informationen zur Studienfahrt bei Katrin Seiler, Telefon 09761/910611.
mh (POW)
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