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„Das Geheimnis dahinter bleibt immer größer“

Nikolaus Schneider, langjähriger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Benediktinerpater Dr. Anselm Grün stellen Buch vor – „Luther gemeinsam betrachtet“ will reformatorische Impulse ins Heute übersetzen

Würzburg (POW) Viel gegenseitige Wertschätzung und eine positive Grundeinstellung zur Ökumene: So lässt sich auf den Punkt bringen, was Nikolaus Schneider, langjähriger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Bestsellerautor Benediktinerpater Dr. Anselm Grün in ihrem Buch „Luther gemeinsam betrachtet“ festgehalten haben. Wie im Gespräch mit den Journalisten Klaus Hofmeister und Lothar Bauerochse, das die Grundlage für das Werk darstellt, erweisen sich die beiden auch bei der Vorstellung des Buchs im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten am Donnerstagabend, 2. November, als gegenseitige Ergänzung.

Schneider zeigte sich beispielsweise erfreut, dass Papst Franziskus deutlich gemacht habe, dass Martin Luther für ihn kein Häretiker sei, sondern ein Lehrer der Kirche. „Franziskus erweist sich im besten Sinne als Pontifex, als Brückenbauer.“ Zugleich zeigte Schneider sich froh darüber, dass die Maßlosigkeit überwunden sei, mit der Luther einst gegen den Papst als „Antichrist“ polemisiert habe. Er rief dazu auf, Luther zu überwinden, wo noch Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche seien. „Diese Unterschiede müssen nicht zwangsläufig dazu führen, dass wir verschiedene Kirchen sind.“

Grün sagte, manche Unterschiede zwischen den beiden Kirchen lägen vor allem in Begrifflichkeiten, und nannte als Beispiel die evangelische Abendmahlslehre von der Konsubstantiation und den katholischen Begriff der Transsubstantiation beim Altarsakrament. „Beides sind immer nur Bilder, die den Glaubensvollzug nur bedingt verdeutlichen können. Das Geheimnis dahinter bleibt immer größer als die Aussage.“

Einig zeigten sich Grün und Schneider darin, dass Theologie immer nur aufgefordert sei, das kirchliche Leben sinnvoll zu ordnen. Sie solle es aber nicht verhindern. „Jede Tradition hat Licht und Schatten“, hob Grün hervor. Wichtig sei, bereit zu sein, das zu verstehen, was die jeweils andere Konfession lebe und pflege, und sich davon herausfordern zu lassen. Für Grün liegt die Faszination Luthers vor allem in dessen Sprache. Es sei für das Christentum heute unverzichtbar, wieder so zu sprechen, dass auch Menschen, die nicht in der Kirche zuhause sind, etwas damit anfangen können. „In jedem Menschen steckt die Sehnsucht nach einem Mehr, letztlich nach Gott.“

Eine praktische Anregung gab Domvikar Dr. Burkhard Rosenzweig, der das Gespräch moderierte, den Zuhörern mit auf den Weg: „Es ist wichtig, einmal typische Ausprägungen atmosphärisch zu erleben: Ein Katholik aus dem Süden sollte einmal einen evangelischen Gottesdienst in Kiel oder Hamburg mitfeiern, ein Protestant die Wallfahrt in Altötting erleben.“

Anselm Grün, Nikolaus Schneider, Klaus Hofmeister (Hg.), Lothar Bauerochse (Hg.): „Luther gemeinsam betrachtet. Reformatorische Impulse für heute.“ 180 Seiten, 18,99 Euro. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2017, ISBN 978-3-7365-0046-4.

mh (POW)

(4517/1206; E-Mail voraus)

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