Würzburg (POW) Am Hochfest Pfingsten hat Bischof Dr. Franz Jung dazu aufgefordert, Missstände in der Kirche offen und ohne falsche Rücksichten anzugehen. „Gerade die Liebe zur Kirche berechtigt zur Kritik der Kirche. Denn wer mit der Kirche mitfühlt und an ihre Reformierbarkeit glaubt, tut alles, um notwendige Reformen voranzutreiben“, sagte der Bischof beim Pontifikalgottesdienst am Pfingstsonntag, 28. Mai, im Würzburger Kiliansdom. Verändern könne man die Kirche aber nur dann, wenn man in ihrer Gemeinschaft bleibe, betonte er. Die Feier wurde auf TV Mainfranken (Kabel), der Bistums-Homepage sowie dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg übertragen.
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In seiner Predigt nahm Bischof Jung Bezug auf einen Ausspruch des heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556), Gründer des Jesuitenordens. Dieser hatte den Gläubigen und Amtsträgern die Haltung des „Sentire cum ecclesia“ – „des Fühlens mit der Kirche“ empfohlen. Loyolas Zeit sei geprägt gewesen von den Wirren der Reformation und der Enttäuschung über die Kirche, erklärte der Bischof. „Viele fragten sich, ob das noch ihre Kirche ist oder ob nicht der Zeitpunkt gekommen wäre, der Kirche endgültig den Rücken zu kehren.“ Auch heute stehe die Kirche in der Dauerkritik. „Sie drückt viele Menschen nieder, entmutigt die Gläubigen und bewegt nicht wenige, aus der Kirche auszutreten.“
Dieser Verdrossenheit habe Ignatius eine andere Haltung entgegengesetzt. „Auch wenn keiner so sehr spürte, wie schlecht es um die Kirche und ihre Amtsträger bestellt war, so verdunkelten diese Tatsachen Ignatius nicht den Blick für das viele Gute, das damals wie heute durch die Kirche und in der Kirche geschieht in unseren Gemeinden, in den katholischen Schulen und sozialen Einrichtungen und überall da, wo Menschen beherzt das Evangelium verkünden und sich im Namen Christi für andere stark machen und einsetzen“, sagte Bischof Jung. Deshalb fordere Ignatius im Sinne des Mitfühlens dazu auf, das Gute zu loben. „Das Gute zu loben ist eine Frucht des Heiligen Geistes, der uns mit der Kirche verbindet.“ Es trage dazu bei, das Gute stark zu machen, und helfe der Kirche, weiter voranzuschreiten auf dem Weg der geistlichen Erneuerung.
Mitfühlen heiße aber auch Mitleiden, fuhr der Bischof fort. Mitleiden mit dem, was nicht gut laufe. Mitleiden mit den Menschen, die durch die Kirche verletzt wurden. „Gerade wer die Kirche liebt, leidet besonders mit ihr.“ Auch das Mitleiden sei ein Geschenk des Heiligen Geistes, betonte Bischof Jung. „Er macht uns zu Menschen, die Unrecht nicht dulden, sondern entschieden dagegen angehen.“ Für Ignatius sei daraus der Impuls erwachsen, alles zu unternehmen, um diese Kirche in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Er habe fest an die Heiligkeit der Kirche geglaubt, die ihr von Gott her durch den Heiligen Geist eingestiftet sei. Der Glaube an die Reformierbarkeit der Kirche habe ihn dazu ermutigt, Missstände offen und ohne falsche Rücksichten anzuprangern. Diese Kritik entspringe der Haltung der Loyalität zur Kirche und nicht einem Kirchenhass, der ihre Vernichtung sehen möchte. „Es ist das Werk des Heiligen Geistes, der uns davor bewahrt, uns vorschnell zur Ruhe zu setzen und anstehende Reformen auszusitzen oder zu verschieben.“
Das wirksamste Zeichen für die Veränderung der Kirche sei immer die eigene Umkehr, sagte der Bischof. „Die Heiligen waren fest davon überzeugt, dass ein glaubwürdiges Beispiel mehr bewirkt als der Kampf gegen Strukturen und Lehren.“ Der Heilige Geist bewirke diesen Wandel in den Herzen und halte die Sehnsucht nach der Erneuerung der Kirche wach. „Ich wünsche uns allen am heutigen Pfingstfest, dass der Geist uns dazu anhält, mit der Kirche zu fühlen, mit ihr zu leiden, aber auch mit ihr für ihre Erneuerung zu streiten und zu beten, vor allem aber bei ihr zu bleiben und ihr gerade in der Krise die Treue zu halten.“
Der Konzert- und Aufbauchor der Mädchenkantorei sowie das Björn-Becker-Trio unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth gestalteten den Gottesdienst mit „A little Jazz Mass“ von Bob Chilcott, der gregorianischen Pfingstsequenz „Veni sancte Spiritus“ und „Veni creator spiritus” von César Franck.
sti (POW)
(2223/0614; E-Mail voraus)
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