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„Das ist nicht mein Verdienst“

Symposium zum 75. Geburtstag von Benediktinerpater Dr. Anselm Grün – Wegbegleiter erzählen von ihren Begegnungen mit dem Mönch

Münsterschwarzach (POW) Dankbarkeit – das wäre ein guter Alternativtitel für die Geburtstagsveranstaltung für Benediktinerpater Dr. Anselm Grün am Samstag, 18. Januar, in der Abtei Münsterschwarzach gewesen. Denn genau das ließ er seinen zahlreichen Gästen zukommen. Doch überschrieben war das Symposium der Abtei Münsterschwarzach, das gemeinsam mit dem Vier-Türme-Verlag organisiert wurde, mit „Lebensträume und Inspiration“. Welche Lebensträume Grün erfüllt wurden, zeigten die Gesprächsbeiträge einiger Wegbegleiter.

Winfried Nonhoff beispielsweise, der anlässlich des Geburtstags das Buch „Wie hältst Du’s mit der Religion? 75 Fragen an Anselm Grün“ geschrieben hat, bezeichnete den Benediktiner als Missionar, denn als solcher sei er bei seinen Vorträgen und Seminaren unterwegs. Er mache die Dogmatik verständlich und zeige, dass es letzten Endes darauf ankomme, sich auf Gott ganz einzulassen. Mit großer theologischer Kompetenz helfe er, den Glauben im Alltag zu leben. „Was Pater Anselm aber auch ausmacht, ist seine Liebe zu seiner Familie“, betonte Nonhoff. Dass seine vielen Nichten und Neffen da waren, berührte Grün. Er wisse, dass seine Familie ihn immer trage. Neben seinen Mitbrüdern, die ihn immer unterstützt hätten, dankte der Mönch aber vor allem Gott: „Das alles ist nicht mein Verdienst, das ist Gnade.“

Grün habe gemeinsam mit seinen Mitbrüdern in den 1970er Jahren die Weisheit der Wüstenmönche wiederentdeckt und mit Erkenntnissen der Psychologie verknüpft, sagte Abt Michael Reepen. „Aber die wichtigste Quelle sind wohl unsere Versuche, in diesem Geist täglich als Gemeinschaft zusammenzuleben, ganz im Alltag von Gebet und Arbeit“, betonte Reepen. Auf die Frage, was die Aufgabe der Mönche in der heutigen Zeit sei, habe Grün eine Antwort gefunden.

Wie sehr Grüns Lebensträume beantwortet und verwirklicht wurden, zeigten fünf Themenbereiche: Wirtschaft, Mission, Psychologie, Lebenskrisen und Menschen. Für die Wirtschaft sprach Unternehmer Bodo Janssen, der nach einer schlechten Mitarbeiterbefragung Grün kennenlernte und sein Unternehmen komplett neu ausrichtete. Er zeigte, wie Führung mit Hilfe der Benediktsregel geht: „Dabei ist es vor allem wichtig, den Menschen zu stärken und sich immer zu fragen, was ihm hilft.“ Vor allem aber sei die Haltung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Entscheidungen wichtig. „Denn wenn sie das Gefühl haben, etwas aufgedrückt zu bekommen, können sie nicht zufrieden sein.“ Als Beispiel aus der Regel nannte Janssen gemeinschaftlich getroffene Entscheidungen. Gute Beziehungen hielt er für ein gelingendes Leben für wichtig. Die Klostergemeinschaft von Münsterschwarzach zeige immer wieder, wie Beziehung untereinander gut gelinge.

Dieses Kollektivleben sei auch der Grund, warum Grün in Asien so beliebt sei, erklärte Hsin-Ju Wu, die in Taiwan einen Verlag leitet und Grüns Auslandsreisen dort organisiert. Christen bildeten dort die Minderheit und seien bis vor kurzem sehr durch die ignatianische Theologie geprägt gewesen. Doch durch das große Engagement der wenigen Christen seien sie ganz anders vernetzt und das entspreche viel mehr den Benediktinern. „Wir sind wie eine große Familie“, sagte sie und bezeichnete Grün als modernen Asien-Missionar. Modern gedacht habe der Benediktiner schon immer. Dr. Bernd Deiniger, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Nürnberg, erklärte, wie Grün theologisch Grundfragen der Psychoanalyse aufgreife und diese entsprechend beantworte. Heilende und heilsame Aspekte führe er auf das Gottesbewusstsein zurück. „Die zentrale Aussage bei ihm ist, dass Selbsterkenntnis immer mit Gotteserkenntnis zu tun hat“, sagte Deininger. Glaube gehe immer über das hinaus, was Psychotherapie mache. Daher habe er das Modell des Recollectio-Hauses in seiner Arbeit aufgegriffen und arbeite mit den Klinikseelsorgern zusammen.

Wie wichtig die Seelsorge ist, durfte Walter Kohl erfahren. Im Zuge der CDU-Spendenaffäre sei das Leben des Sohns von Helmut Kohl existentiell auf die Probe gestellt worden. Durch Grüns Buch „Einreden“ habe er Kraft finden können: „Anselm, du bist ein Leuchtturm.“ Grün schaffe es, auf viele Bedürfnisse zu antworten, vor allem auf das Bedürfnis nach Orientierung. Etwas, was für ihn auch die Benediktsregel tut, aus der er daher häufig zitiere. Ein Kraftort ist für Kohl nach wie vor die Abtei Münsterschwarzach. Er sei an diesem Tag extra früher gekommen, um noch mit den Mönchen zu beten. Dieses Kloster war auch für Katrin Miletich prägend. Sie habe Grün in ihrer Jugend kennen und schätzen gelernt. Bis heute sehe sie das Kloster als den Ort, den sie in dieser beschleunigten Zeit brauche: „Hier komme ich mit mir selbst in Berührung, auch mit den Schattenseiten.“ Dass sie diese annehmen könne, habe sie auch Grün zu verdanken. Alles dürfe sein, hätte er ihr einmal geraten. Ein Satz, der sie ihr Leben lang begleiten werde.

Ein Begleiter ist Grün für viele Menschen geworden – unabhängig davon, ob sie ihn persönlich kennen oder nicht. Für seinen persönlichen Erfolg in den vergangenen 75 Jahren – Millionenfach verkaufte Bücher, Vorträge auf der ganzen Welt, ausgebuchte Kurse – findet er aber nur ein Wort: Dankbarkeit.

Julia Martin (Abtei Münsterschwarzach)

(0420/0089; E-Mail voraus)

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