Schweinfurt/Speinshart (POW) Ein Leben im Kloster hat für ihn nichts mit Zwang oder Enge zu tun: Florian Prosch, ein gebürtiger Schweinfurter, hat sich für einen Weg entschieden, den heute in Deutschland nur noch sehr wenige gehen: Er bereitet sich auf seine Einkleidung und das einjährige Noviziat bei den Prämonstratensern im Kloster Speinshart in der Oberpfalz vor. Seit Ende Februar lebt der 28-Jährige mit sechs Ordensbrüdern in der Gemeinschaft. Dass er mit Abstand der Jüngste ist – der Nächstältere ist 54 Jahre alt –, macht ihm nichts aus: „Die Ordensgemeinschaft ist eine familiäre Heimat für mich“, erzählt er bei einem Besuch in Würzburg.
Warum er sich berufen fühlt, kann er nur schwer erklären – nach und nach sei die Entscheidung gereift. „Meine Familie hat das akzeptiert und mich unterstützt, auch wenn es schon mal kleine Bedenken gab“, erinnert er sich. Als für ihn feststand, Priester zu werden, machte er sich auf die Suche. Dabei galten ganz bestimmte Kriterien. „Ein abgeschiedenes Leben als Mönch kommt für mich nicht in Frage“, sagt er. Neben der Gemeinschaft sei für ihn vor allem eins wichtig: Aktiv in der Seelsorge zu sein und mit vielen Menschen arbeiten zu können.
Im Internet stieß er während seiner Suche auf die Prämonstratenser. Da bei dem Orden traditionell die Gemeinschaft und Seelsorge – vor allem die Pfarrseelsorge – im Mittelpunkt stehen, waren die Kriterien schon mal erfüllt. Der Abt eines anderen Prämonstratenserklosters brachte ihn dann auf das Kloster Speinshart. Das besuchte er Ende des vergangenen Jahres zum ersten Mal – und dachte auf der Rückfahrt, er würde es nie wieder sehen. Doch es kam anders. „Irgendwie hatte ich doch schon eine gewisse Liebe zu Speinshart entwickelt“, sagt er. Vor allem die künstlerische Gestaltung habe ihn in den Bann gezogen. Prosch ist sehr interessiert an kirchlicher Kunst, und das hat einen Hintergrund: Bis zum Beginn seines Theologiestudiums im Jahre 2004 war er als ausgebildeter Kirchenmaler in der Denkmalpflege tätig.
„Die Patres haben sich gefreut, dass da jetzt jemand mit Kunstverstand kommt . Im Moment laufen bei uns im Kloster Restaurierungsarbeiten, und ich bin dann häufig auf den Baustellen unterwegs.“ Auch eigene Bilder malt er sehr gerne, und zwar abstrakte. Für dieses Hobby möchte er sich immer wieder Zeit nehmen, trotz des sehr geregelten Tagesablaufs: Gegen sieben Uhr am Morgen steht er auf, nach der Laudes frühstücken alle gemeinsam. Die nächsten festen Punkte am Tag sind das Mittagessen, die Vesper am Nachmittag, das Abendessen und die Messe mit der Gemeinde, die sonntags natürlich morgens stattfindet.
Da Prosch noch keine seelsorgerlichen Aufgaben übernimmt, ist er dafür zwischendurch mit verschiedenen Diensten im Haus, Gartenarbeit, mit Umräumen oder auch mit der relativ neuen Internetpräsenz des Klosters beschäftigt, die er selbst gestaltet hat. Abends endet der Tag oft mit einem gemütlichen Beisammensein. Eingeengt fühlt er sich aufgrund des strammen Tagesprogramms nicht. „Auch wir haben unsere Freiheiten hier im Kloster. Und wo etwas zum Zwang wird, ist man sowieso fehl am Platze“, sagt er.
Ähnlich sieht er das auch bezogen auf die Ehelosigkeit, die er weder als altertümlich noch überholt ansieht: „Es gehört zu unserer Aufgabe, anderen diese Lebensweise vor Augen zu führen und zu zeigen: Es geht auch so.“ Auch er habe lange überlegt, ob für ihn ein Leben ohne Ehefrau und Kinder in Frage kommt – und sich für diese Berufung entschieden. Für den Zölibat gebe es ein entscheidendes Argument: „Von Priestern wird eine totale Hingabe gefordert. Mit einer Familie wäre so ein Leben nicht möglich, irgendjemand würde darunter leiden.“
Auch in Speinshart mangelt es nicht an Aufgaben, die einen voll in Anspruch nehmen: Die Patres dort betreuen zwei Pfarreien, bald kommt eine Bildungs- und Begegnungsstätte hinzu, die sich derzeit noch im Bau befindet. Schon jetzt freut sich Prosch auf die Arbeit mit den Menschen. Er brennt regelrecht darauf, in der Seelsorge aktiv zu werden. „Indem wir auf die Bedürfnisse der Menschen schauen und darauf reagieren, sind wir mit unserem klösterlichen Leben voll auf Höhe der Zeit“, sagt er mit Überzeugung. Bis er nach dem Noviziat, dem Studium und der Priesterweihe richtig loslegen kann, dauert es noch ein paar Jahre. Doch bei seiner Einkleidung am 15. September dieses Jahres, wenn er seinen Habit trägt und mit seinem Ordensnamen angesprochen wird, sind wohl die wichtigsten Weichen gestellt und jedem dürfte klar sein: Florian Prosch meint es ernst mit dem Leben im Kloster.
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