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„Das schönste Bistum in Deutschland“

Bischof Dr. Franz Jung blickt auf die vergangenen fünf Jahre als Bischof von Würzburg zurück – „Viel hätte ich nicht anders machen können“

Würzburg (POW) Am 10. Juni sind es fünf Jahre, dass Bischof Dr. Franz Jung zum Bischof von Würzburg geweiht wurde. Im folgenden Interview blickt er auf diesen Zeitraum zurück und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

POW: Herr Bischof, Sie sind jetzt seit fünf Jahren Bischof von Würzburg. Welche Gedanken haben Sie angesichts dieses Jahrestags?

Bischof Dr. Franz Jung: Ich bin ehrlich gesagt etwas erschrocken, dass schon wieder so viel Zeit ins Land gegangen ist. Dieses Gefühl rührt sicher auch daher, dass es mir durch den Ausbruch der Pandemie direkt nach dem Besuch der damals 20 Dekanate nicht möglich war, direkt vor Ort zu sein. Vieles von dem, was liegen geblieben ist, hole ich derzeit in komprimierter Form nach wie beispielsweise die Besuche bei unseren Partnern und Freunden in Brasilien, Mailand und Irland.

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POW: Was waren die wichtigsten Entscheidungen, die Sie seither getroffen haben?

Bischof Jung: Unter pastoraler Rücksicht war es die Entscheidung, den Strukturprozess möglichst schnell abzuschließen, um nicht noch Jahre mit der Diskussion über Zuordnungsfragen zubringen zu müssen. Die Zusammenarbeit von Pastoral und Caritas zu verstärken, war und ist mir ein besonderes Anliegen. Um hier ein neues Denken einzuüben, habe ich das Projekt der Sozialraumorientierung angestoßen, dessen erste Phase jetzt mit sieben Modellprojekten zu einem ersten Abschluss gekommen ist. Unter finanzieller Rücksicht ist es in überraschend kurzer Zeit gelungen, den Haushalt zu konsolidieren und fast eine schwarze Null zu erreichen, was ich mir zu Beginn meiner Amtszeit nicht hätte träumen lassen.

Zudem wurden die erforderlichen Gremien eingerichtet, um den Anforderungen von Good-Governance und Compliance Rechnung zu tragen. Für die Pfarreien hatte ich nach dem ersten Besuch der Dekanate versprochen, Verwaltungsunterstützung aufzubauen, was jetzt auch umgesetzt wurde und wird. Im Blick auf die Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt war es die Entscheidung der Bischöfe, alle Fälle seit dem Jahr 1945 bis 2019 erneut unabhängig untersuchen und somit aufarbeiten zu lassen. Zudem galt mein besonderes Bemühen der Einrichtung eines Betroffenenbeirats und einer Aufarbeitungskommission sowie der Beauftragung der entsprechenden Studien. Ich bin froh, dass wir hier in relativ kurzer Zeit viel vorangebracht haben.

All das wäre nicht möglich gewesen ohne hochengagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat und bei der Caritas, die Unterstützung durch unsere pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Engagement unserer Priester und Diakone und vor allem das Mittragen durch die diözesanen Gremien im Bistum. Von daher schaue ich auf diese vergangenen fünf Jahre voller Dankbarkeit zurück, aber ich möchte auch aus ganzem Herzen allen meinen aufrichtigen Dank aussprechen, die sich hier oft bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit eingesetzt haben und weiter einsetzen.

POW: Was haben Sie in den vergangenen Jahren an Franken besonders zu schätzen gelernt?

Bischof Jung: Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Die tiefe Verbundenheit und Liebe vieler Gläubigen zu ihrer Kirche und zu ihren lokalen Traditionen der Volksfrömmigkeit. Natürlich das Weinland Franken und seine Winzerinnen und Winzer. Die wunderbaren Kirchengebäude und Bildstöcke, die das Land prägen und daran erinnern, dass der Glaube im Alltag Denkzeichen braucht und Orte, um einzukehren bei sich und bei seinem Gott. Das Wallfahren, das dazu anhält, immer wieder auszubrechen aus dem alltäglichen Trott und sich neu geistlich zu orientieren. Und und und…

POW: Was sind aktuell die drei größten Herausforderungen, mit denen Sie sich konfrontiert sehen?

Bischof Jung: Eine der größten Herausforderungen ist es, die Zusammenarbeit in den Teams einzuüben und den Prozess der Teambildung weiter zu begleiten und voranzutreiben. Inhaltlich befassen wir uns derzeit intensiv mit der strategischen Ausrichtung unseres Bistums und der Frage, wo wir uns in den kommenden Jahren engagieren wollen und aus welchen Feldern wir uns werden verabschieden müssen. Und geistlich geht es darum, uns jetzt gut auf das Heilige Jahr 2025 einzustimmen unter dem wunderbaren Leitwort „Pilger der Hoffnung“, das mir mit meinem eigenen Wahlspruch „Die Hoffnung ist der Anker der Seele“ sehr zusagt.

POW: Mit dem Wissen von heute: Was hätten Sie in den vergangenen Jahren anders gemacht?

Bischof Jung: Die zur Verfügung stehende Zeit war extrem kurz und der Handlungsdruck sehr hoch, als ich kam. Viel hätte ich nicht anders machen können. Anfangs hatte ich überlegt, den bereits laufenden Strukturprozess in der Pastoral noch einmal komplett neu aufzusetzen. Aber die Ungleichzeitigkeit der Entwicklung in den unterschiedlichen Dekanaten und das Drängen von vielen Seiten, endlich die Debatte um die Strukturen abzuschließen, haben mich dann doch dazu bewogen, den laufenden Prozess mit all seinen Stärken und Schwächen zu modifizieren und zu Ende zu führen.

POW: Wo sehen Sie sich und das Bistum in fünf Jahren?

Bischof Jung: Ich sehe mich im Bistum Würzburg und ich hoffe, dass wir angesichts der aktuellen Herausforderungen als große Gemeinschaft unverzagt, hoffnungsfroh und kreativ wie konstruktiv zusammen auf dem Weg sind und auf dem Weg bleiben, den Gott uns führt.

POW: Wenn Sie dem Papst mit einem Satz das Bistum Würzburg beschreiben sollten, was würden Sie sagen?

Bischof Jung: Das Bistum Würzburg ist das schönste Bistum in Deutschland und es macht viel Freude, hier mit den Menschen nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu suchen.

Interview: Markus Hauck (POW)

(2223/0611; E-Mail voraus)

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