Würzburg (POW) Jede Menge Lob und Anerkennung haben Bistumsleitung, Medienschaffende aus ganz Deutschland sowie nicht zuletzt Leserinnen und Leser dem Würzburger katholischen Sonntagsblatt zum 175. Jubiläum gezollt. Die Kirchenzeitung ist die älteste in Bayern und die zweitälteste Deutschlands. Gefeiert wurde mit einem Gottesdienst und einem Festakt in der Jugendkirche im Würzburger Kilianeum. Im Anschluss gab es bei Speisen und Getränken im Innenhof und Café Domain Gelegenheit zum Austausch. Eine Ausstellung informierte ausführlich über die Geschichte des Sonntagsblatts.
„Es ist doch wirklich erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert, wie in eine Zeitung passt“, zitierte Bischof Dr. Franz Jung in seiner Predigt den Humoristen Karl Valentin. Das führte zur Frage, was wirklich berichtenswert sei. Für Bischof Jung war die Antwort klar: „Nur das, was dem Willen des himmlischen Vaters entspricht.“ Eine klare Absage erteilte er dem Sensationsjournalismus. Zugleich ermutigte er alle, die am Ideal eines glaubwürdigen, wahrhaftigen Journalismus festhalten. „Jesus selbst unterscheidet scharf: Nicht jeder, der große Taten verkündet, hat automatisch Recht“, sagte Bischof Jung mit Blick auf das Tagesevangelium. „Was zählt, ist nicht der äußere Effekt, sondern die innere Wahrheit – das Tun des Guten im Sinne Gottes.“ Berichtet werden solle daher über das, „was wirklich passiert“ – also das, was dem Evangelium entspreche.
Das kirchliche Wirken vollziehe sich mehrheitlich nicht in einer breiten Öffentlichkeit. Vielmehr müsse diese erst hergestellt werden, „gerade in einer Kirchenzeitung“. Als Beispiele nannte der Bischof die Mühen der Kindererziehung in den kirchlichen Kitas, die liebevolle und entsagungsreiche Pflege in Alten- und Behinderteneinrichtungen oder den Dienst an Armen und Obdachlosen in der Bahnhofsmission. „Dem Phänomen der Nachrichtenvermeidung kann nur begegnet werden mit Nachrichten, die zeigen, dass das Gute möglich ist, dass die Wahrheit getan werden kann und auch schon längst getan wird.“ Gefragt sei nicht die Nachricht des Tages, sondern diejenige, die über den Tag hinaus Gültigkeit besitze und lesenswert sei, weil sie aufbaue und dazu anrege, selbst „Täter des Wortes“ zu werden, wie es im Jakobusbrief heiße. Es lohnt sich nach den Worten des Bischofs auch, in Lebensschicksalen anschaulich und exemplarisch darzustellen, wie Menschen im Vertrauen auf das Wort den Krisen ihres Lebens getrotzt haben. „Da man bisweilen durch ein schlechtes Beispiel mehr lernt als durch ein gutes Beispiel, wie Wittgenstein zu sagen pflegte, empfiehlt es sich ‒ in Maßen natürlich – auch vom Misslingen zu erzählen.“ Wichtig seien Journalisten, die der guten Sache als Botschafter dienten. Dafür dankte der Bischof dem aktuellen Team des Sonntagsblatt und allen, die sich dafür in den vergangenen Jahrzehnten einsetzten.
Redaktionsleiter Ruppert: Projekte mit dem Diözesanarchiv
Redaktionsleiter Ralf Ruppert begrüßte besonders die anwesenden Leserinnen und Leser. „Wir fragen uns vor jedem Heft, welchen Nutzwert wir Ihnen bieten können, wie wir Glaubensfreude wecken und Kirche erlebbar machen können. Danke für Ihre Wertschätzung, Kritik und Anregungen.“ Seinem Vorgänger Wolfgang Bullin, der das Sonntagsblatt 40 Jahre lang geprägt habe, davon 28 Jahre als Chefredakteur, dankte er für die Unterstützung. „Du hast mir den Einstieg erleichtert und bist bis heute jederzeit ansprechbar.“ Mit dem Diözesanarchiv arbeite man aktuell an zwei Projekten, berichtete Ruppert. Zum einen würden Teile des Sonntagsblatt-Archivs überführt und alte Ausgaben digitalisiert. Zudem habe die bayerische Onlineplattform „bavarikon – Kultur und Wissensschätze Bayerns“ Interesse signalisiert, zunächst die Ausgaben von 1850 bis 1899 einzuscannen und online verfügbar zu machen.
Weitere Bilder
Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran wies beim Festakt auf die aktuelle doppelte Herausforderung hin: Die Zeitung stehe im Spannungsfeld zwischen Medienkrise und Kirchenkrise – beide ausgelöst durch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wie Digitalisierung und Individualisierung. Das Sonntagsblatt sei selbst ein Kind des Umbruchs: 1850 gegründet, um auf die Säkularisation und gesellschaftlichen Umwälzungen zu reagieren, habe es seither viele Krisen gemeistert – vom Ersten Weltkrieg bis zur deutschen Einheit. Heute antworte die Redaktion auf sinkende Auflagen mit einem neuen Konzept: als Teil einer überdiözesanen Kooperation mit mehr Nutzwert, exklusiven Inhalten und zeitgemäßer Gestaltung. „Nur durch Veränderung konnte es bleiben“, betonte Vorndran. Das Magazin spreche weiterhin Zehntausende im Bistum an – vor allem Engagierte in den Gemeinden. Christlicher Journalismus müsse dabei immer konstruktiv sein: „Wir stellen nicht nur die Frage nach dem Warum, sondern auch nach dem Wohin.“
„In einer Zeit, in der sich die Welt so rasend schnell verändert, ist dieses Jubiläum ein starkes Zeichen für den Wert von Kontinuität und Verlässlichkeit, aber auch für den Mut, sich im richtigen Moment neu zu erfinden“, sagte Andreas Lesch, Chef vom Dienst der Zentralredaktion der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Seit Ostern 2024 habe man mit Würzburg, München und Paderborn drei neue, starke Partner gewonnen mit neuem Schwung, neuen Ideen und neuer Kraft. Ziel der Kooperation sei es, gute Geschichten zu erzählen, betonte Lesch: „Geschichten, die Menschen Mut machen, Hoffnung geben und in ihrem Glauben stärken, die konstruktiv sind und Lösungen für Probleme aufzeigen.“ Aktuell arbeite man an einer gemeinsamen Onlinestrategie, um neue und auch jüngere Lesergruppen zu erreichen, aber auch, um eines Tages damit Geld zu verdienen. „Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie in die Zusammenarbeit mit uns setzen. Ich wünsche uns allen, dass wir auch in Zukunft in jedem Magazin etwas schaffen, das den Menschen guttut.“
Verlegersprecher Eß: Eine Plattform zum Dialog bieten
Gerade in einer Zeit, in der die Kirche auf vielen Ebenen im Umbruch ist, seien verlässliche, gut gemachte und unabhängige journalistische kirchliche Medien als Brücken zu den Menschen wichtiger denn je, sagte Stefan Eß, Sprecher der Verleger und Direktor des Michaelsbunds in München: „Um unseren Glauben und unsere Spiritualität ins Gespräch zu bringen und in Verbindung zu setzen mit dem Leben der Menschen heute, um über gesellschaftliche Entwicklungen zu informieren und aufzuzeigen, was wir als Christen für die Zukunft der Gesellschaft beizutragen haben, und um Gemeinschaft zu ermöglichen und eine Plattform zum Dialog zu bieten.“ Auch in Zukunft würden Kirchenzeitungen gebraucht, war Eß überzeugt, „als verlässliche Stimme inmitten von Umbrüchen, als Seismograph für das, was die Gläubigen bewegt, und als Ort des Dialogs nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch zwischen Kirche und Gesellschaft. Viel Erfolg, gute Ideen und Gottes reichen Segen für die kommenden Jahre.“
Die Bedeutung einer Berichterstattung aus katholischer Sicht hob Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, hervor. „Eine deutlich vernehmbare katholische Stimme ist in einer zunehmend säkularen, dem Katholizismus kritisch gegenüberstehenden Welt notwendig, um unsere Positionen innerkirchlich, aber auch nach außen zu vertreten.“ Für jede Gemeinschaft, auch für die Kirche von Würzburg, sei Information eine Kernaufgabe. „So werden der Zusammenhalt und die Transparenz des Leitungshandelns sichergestellt.“ Vor allem für die Gruppe der Gesellschaft, die ihre Informationen nicht mehrheitlich aus dem Internet und Social Media beziehe, stelle das gedruckte Sonntagsblatt eine wichtige Quelle der Vorgänge in „ihrer Kirche“ dar.
Die Mitarbeitervertretung (MAV) beziehe „natürlich“ seit jeher das Sonntagsblatt, hob die Vorsitzende Dorothea Weitz hervor. Das Heft habe eine beeindruckende Historie aufzuweisen. Die Umstellung auf ein 14-tägiges Magazin in Kooperation mit weiteren 15 (Erz-)Bistümern sei ein weiterer Meilenstein. Der Weg dorthin sei für das aktuelle Redaktionsteam kein einfacher gewesen. „Der Abschied von langjährigen Kolleginnen und Kollegen, die Verkleinerung des Teams, das völlig neu gestaltete Heft, neue Wege bei Druck und Vertrieb und ein neuer Chef sind schon eine Menge echter Herausforderungen“, attestierte Weitz. Sie selbst finde besonderen Gefallen an der neuen Rubrik „Christsein unter den Menschen“. Dem gesamten Team wünschte sie im Namen der MAV Gottes Segen für die Arbeiten. „Gehen Sie, geht Ihr mit Zuversicht in die Zukunft und arbeitet erfolgreich zusammen für ein so wichtiges und unverzichtbares Medium unserer Diözese.“
Und was ist aus Sicht der Leserinnen und Leser wichtig am Sonntagsblatt? Unter anderem die Witzecke, wie eine Abstimmung ergeben habe. So trug Bernhard Schweßinger, Leiter des Medienhauses, zum Abschluss einen Witz aus der Ausgabe zum 150. Jubiläum im Jahr 2000 vor. Darin fordert ein Religionslehrer seine Klasse auf, während der Fastenzeit jeden Tag einem Menschen eine Freude zu bereiten. „Ich habe gestern sogar zweimal eine Freude bereitet“, berichtet Martin in der nächsten Religionsstunde. Er habe seine Tante besucht, die sich sehr gefreut habe. „Und die zweite Freude?“, will der Lehrer wissen. „Einige Stunden später hat sie sich sehr gefreut, als ich wieder gegangen bin“, sagt das Kind. „Wir freuen uns, dass Sie zur Geburtstagsfeier gekommen sind und dass Sie noch bei uns bleiben werden“, sagte Schweßinger unter dem Gelächter der Gäste.
Die „HerzensBLECHer“ unter der Leitung von Werner Aumüller gestalteten die Feier, unterstützt von Diözesanmusikdirektor i. R. Gregor Frede (Klavier) und Susanne Händel (Gesang).
mh/sti (POW)
(2725/0675; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet