Würzburg (POW) Den Nachlass des unterfränkischen Kirchenmalers Augustin Kolb (1869-1942) hat Angelika Breunig der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg übergeben. Die Enkelin des aus Güntersleben stammenden Künstlers und Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent der Diözese und Direktor der Stiftung Kunstsammlung, unterschrieben den Stiftungsvertrag am Montag, 6. November, im Bischöflichen Ordinariat Würzburg. Der Nachlass Kolbs umfasst 118 Exponate, darunter Holzschnitte, Zeichnungen, Druckgraphiken und einmalige Fotostudien.
Breunig übergab die Werke ihres Großvaters „mit frohem Herzen“. „Es ist mir wichtig, dass seine Kunst erhalten bleibt und gewürdigt wird“, sagte die Museumsbeauftragte für das Malerwinkelhaus in Marktbreit. Domkapitular Lenssen zeigte sich erfreut über die Zustiftung. „Die Werke zeigen ein breites Spektrum des Schaffens Augustin Kolbs und in besonderer Weise den Brückenschlag vom Historismus zur Moderne. Kolbs Vorzeichnungen und fotografische Atelierstudien geben zudem einen Einblick in die Entstehung seiner Kunst.“ Der Nachlass werde nun gesichtet. Das säkulare Werk Kolbs befindet sich bereits im Besitz des Museums im Kulturspeicher in Würzburg.
Augustin Kolb galt in den 20er Jahren als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. Seine Werke wurden in den damaligen Kunstmetropolen München, Berlin, Düsseldorf, Baden-Baden und Freiburg ausgestellt. Geboren wurde Augustin Kolb 1869 in Güntersleben. Bereits in seiner Jugend zeichnete er dörfliche Szenen seiner Heimat. Zunächst ergriff er nach dem frühen Tod des Vaters den Beruf des Anstreichers und Vergolders, bevor er an der privaten Akademie in München ein Kunststudium begann, das er an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste fortsetzte. Augustin Kolb legte sich auf religiöse Monumentalkunst fest und malte 1893 unter Leitung seines Lehrmeisters Franz Wilhelm Driesler die Pfarrkirche Sankt Peter und Paul in Sächsenheim (Landkreis Würzburg) mit aus. 1908 schuf er in seiner Heimatpfarrei in Güntersleben das Wandgemälde „Das jüngste Gericht“.
Der Durchbruch gelang ihm 1922 mit der Ausmalung der Kirche Sankt Cyriakus in Oberkirch. Ab 1920 wurden die Holzschnitte aus Kolbs Atelier zu seinem zweiten Standbein. Neben geschichtlichen, mythologischen und nationalen Stoffen widmete der Künstler sich immer wieder religiösen Themen. Kolb wollte christliche Kunst nicht mehr allein für Kirchen, sondern auch für den häuslichen Bereich schaffen.
Mit seinen Werken traf Kolb den Geschmack seiner Zeitgenossen, nicht aber den folgender Generationen. Sein Werk geriet weitgehend in Vergessenheit. Jetzt, da sein geistliches Werk in der Stiftung Kunstsammlung bewahrt wird, hoffen Familie und Bewunderer des Künstler auf eine neue Ausstellung.
dis (POW)
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