Würzburg (POW) Rückgänge in Deutschland, Aufbrüche vor allem in Tansania: Für Generaloberin Dr. Veronika Stauch fällt die Bilanz nach zwölf Jahren an der Spitze der Kongregation der Schwestern des Erlösers gemischt aus. „Es geht heute nicht mehr darum, mit großen Zahlen dazustehen. Vielmehr fragen wir uns, was Gott durch uns Schwestern des Erlösers den Menschen sagen will“, ist die 74-jährige Generaloberin überzeugt. Am 5. August gibt sie ihr Amt gemäß den Konstitutionen ihrer Gemeinschaft ab – am Tag der Wahl ihrer Nachfolgerin.
Veronika Stauch wird am 16. Dezember 1932 in Gräfenthal/Thüringen geboren und wächst in Saalfeld/Saale auf. Nach ihrer ersten Ausbildung zur Erzieherin schließt sie in München eine Ausbildung zur Diplom-Sozialpädagogin an. In der bayerischen Hauptstadt studiert sie anschließend Pädagogik, Psychologie und Soziologie und promoviert 1976. Der Kongregation der Schwestern des Erlösers tritt sie 1959 bei. In Würzburg wirkt sie als Lehrerin an der Fachakademie für Sozialpädagogik, Sankt Anna. Von 1977 bis 1983 übernimmt sie als Generalassistentin erstmals ein Amt in der Ordensleitung. In den folgenden Jahren bis 1995 widmet sie sich den Vorbereitungen des Seligsprechungsprozesses von Schwester Julitta Ritz. Seitdem ist sie als Generaloberin für die Gemeinschaft von knapp 500 Ordensfrauen und über 40 Novizinnen, Kandidatinnen und Aspirantinnen zuständig. Neben den Ordenszentralen in Deutschland, den USA und Tansania wirken die Schwestern in 30 Niederlassungen.
Beim Blick auf ihre Amtszeit nennt die Generaloberin vor allem den Einsatz, das Zusammengehörigkeitsgefühl unten den Schwestern aus Deutschland, den USA und Tansania zu intensivieren. Jedes zweite Jahr besucht sie deshalb die Provinz- und Regionalhäuser in Amerika und Tansania. „Die Schwestern vor Ort schätzen die Besuche sehr. Die Erlöserschwestern aller drei Länder sind in diesen Jahren enger zusammengewachsen.“ Vor allem habe sie auch den Kontakt mit den Ursprüngen der Ordensgemeinschaft in Niederbronn gesucht, erzählt die Generaloberin. „Gemeinsam sind wir stark“, lautet ihr Slogan für eine engere Zusammenarbeit und einen verstärkten Austausch.
In Deutschland gilt eine Sorge der Generaloberin den alten Schwestern. „Wir haben in Heidenfeld ein Altersheim und ein großes Pflegeheim geschaffen. Dorthin sollen in den nächsten zwei Jahren auch die Schwestern aus Eichelsdorf umziehen.“ Die dortige Niederlassung wird dann aufgelöst – wie schon manch andere in den vergangenen Jahren. Voller Schmerz sieht die Generaloberin diesen Rückzug der Erlöserschwestern vor allem aus kleinen Gemeinden, bedingt durch den Mangel an jungen Schwestern in Deutschland. Anders sieht es in der tansanischen Region der Erlöserschwestern aus. Dort bereiten sich mehr als 30 junge Frauen auf das Ordensleben vor, zwei neue Niederlassungen sind jüngst entstanden.
Die Stärken der Erlöserschwestern sieht Generaloberin Stauch in der Krankenpflege, in der Schule, in der Betreuung von Obdachlosen und Armen sowie in der Gemeindearbeit und Berufungspastoral. So vermitteln die Schwestern beispielsweise in der Theresienklinik in Würzburg oder im Krankenhaus Sankt Josef in Schweinfurt ihren Mitarbeitern, nicht nur nach staatlichen Vorgaben zu agieren, sondern ihren Dienst als Teilhabe am Erlösungswirken Christi zu sehen. In ihren Berufsfachschulen für Hauswirtschaft und Krankenpflege in Schweinfurt sei es wichtig, junge Kräfte aus christlicher Sicht heranzubilden. „Wir wollen jungen Menschen Arbeitsplätze bieten und ihnen Fähigkeiten vermitteln, kompetent zu handeln und für ihr Leben und ihren Dienst die christliche Botschaft zu interpretieren“, sagt Schwester Veronika. Den Menschen, die heute auf der Strecke blieben, helfe die Gemeinschaft nicht nur mit der Essensausgabe in der Elisabethstube in Würzburg, sondern auch durch die persönliche Zuwendung.
Eine besondere Aufgabe für Schwester Veronika dürfte in den vergangenen Jahren die Begleitung des Seligsprechungsprozesses für die 1966 gestorbene Erlöserschwester und Mystikerin Julitta Ritz gewesen sein. Eigene Gedenkräume für die hilfsbereite Pfortenschwester entstanden unter ihrer Regie im Mutterhaus in der Ebracher Gasse. Heute warten die Schwestern auf ein Wunder auf Fürsprache Julittas, das für die Seligsprechung notwendig ist. „Kleine Wunder in Verbindung mit Schwester Julitta gibt es viele, doch das Wunder steht noch aus“, sagt die Generaloberin. Wichtig sei ihr, die Erinnerung an Schwester Julitta wach zu halten und die Verehrung zu unterstützen.
Diesen Dienst möchte die Generaloberin auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt noch gerne wahrnehmen. Grundsätzlich will sie sich – ihren Kräften entsprechend – der Gemeinschaft weiter aktiv zur Verfügung stellen. „Meine künftige Aufgabe wird durch die neue Generalleitung festgelegt, der ich nicht mehr angehören werde.“ Ihrer Gemeinschaft wünscht sie, dass sie länderübergreifend in der Einheit gefestigt wird und die internationalen Kontakte ausgebaut werden. „Die Erlöserschwestern sollen voller Gottvertrauen den Weg in die Zukunft gehen. Sie sollen stets den Auftrag ihres Erlösers im Blick haben, der sagt: Ich habe keine anderen Hände als die deinen.“
(3007/1089)
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