Würzburg (POW) Mit einer Reliquienprozession, bei der die Häupter der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan von der Klosterkirche Don Bosco am Schottenanger zum Dom getragen wurden, ist am Samstagabend, 2. Juli, die Kiliani-Wallfahrtswoche 2011 eröffnet worden. Sie steht unter dem Leitspruch: „Jetzt ist die Zeit der Gnade“. Zum Auftakt des Hochfestes der Frankenapostel deutete Bischof Dr. Friedhelm Hofmann einen Auszug aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther als Aufforderung, sich gemeinsam des eigenen Glaubens zu vergewissern und die Glaubensfreude wieder zu entdecken. „Die frohe Botschaft der Erlösung haben in fränkischen Landen der irische Wandermönch Kilian und seine Gefährten Kolonat und Totnan verkündet“, sagte er. Damit hätten sie im siebten Jahrhundert die Grundlage für eine zutiefst von christlicher Frömmigkeit geprägte Kulturlandschaft gelegt.
Die Prozession begann mit einer Statio in der Don-Bosco-Kirche am Schottenanger. Dort versammelten sich unter anderem Vertreter des öffentlichen Lebens, die Mitglieder des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, eine Abordnung des Deutschen Ordens, Fahnenabordnungen verschiedener Verbände sowie die Wallfahrer aus dem Stadtdekanat Würzburg. Von dort führte der Weg über die Zeller Straße, die Alte Mainbrücke und die Domstraße zum Kiliansdom.
Den goldenen Schrein mit den Häupter der Frankenapostel trugen Priesterseminaristen, gefolgt von Bischof Hofmann, Dompropst Weihbischof Ulrich Boom und Mitgliedern des Domkapitels. Neben den Frankenaposteln konnten die Gläubigen während der feierlichen Prozession erstmals auch den jüngsten Seligen der Diözese, den Märtyrerpriester Georg Häfner, anrufen. Die Häupter sind bis zum Sonntag, 10. Juli, im Kiliansdom, ausgestellt. Dort werden rund 15.000 Wallfahrer und Gläubige aus der gesamten Diözese erwartet, um die Reliquien zu verehren.
In seiner Predigt in der Vigil am Samstagabend erinnerte Bischof Hofmann vor über 1000 Gläubigen daran, dass ein Jahr der Katastrophen, Unruhen und politischer Krisen vorübergegangen ist. „Wir befinden uns in einer Zeit tiefer Verunsicherung der Menschen“, sagte er. Umso wichtiger seien „Zeugen der Gnade Gottes“ wie die Frankenapostel oder der selige Georg Häfner. In ihnen habe sich die „Güte und machtvolle Treue Gottes, die sich uns erbarmt, offenbart“. Auch die Kirche befinde sich in einem tiefgreifenden Umbau ihrer gemeindlichen Strukturen und habe schwer unter den Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre gelitten. In diesem Zusammenhang verwies er auf den von der Deutschen Bischofskonferenz angestoßenen innerkirchlichen Gesprächsprozess, der am kommenden Freitag beginnt. Von ihm erwarte er „eine neue Glaubensvertiefung, die zu einem größeren Miteinander führt“, sagte Bischof Hofmann.
Beim Pontifikalamt zum Hochfest der Frankenapostel am Sonntag, 3. Juli, hob er vor rund 1000 Gläubigen im Kiliansdom hervor, die Wallfahrtswoche lade dazu ein, das Leben mit allen Fragen, Sorgen und Anliegen vor Gott zu tragen. „Wir können uns sicherlich nicht aus unserer Verantwortung heraus stehlen. Darum geht es auch nicht. Aber wir können für kurze Zeit bei Gott ausruhen und im Glauben Perspektiven und Ausrichtung gewinnen. Denn es besteht die Gefahr, dass die uns bedrängenden aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen aus dem Glaubenskoordinationssystem herausdrängen und die großen Grundlinien unseres Lebens vernebeln.“ Kilian und seine Gefährten hätten deutlich gemacht, das das Ende nicht im Tod, sondern im Ewigen Leben zu erwarten sei. „Diese christliche Grundhaltung ist nicht leicht zu erwerben. Sie kann nur da in uns Wurzeln schlagen, wo wir auf Christus schauen, der sich freiwillig für uns hingegeben hat.“
(2711/0709; E-Mail voraus)
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