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Den Menschen am Rande ganz nahe

Bischof Dr. Franz Jung feiert Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu im Kiliansdom – Stigmata des heiligen Franziskus erinnern an das Unerlöste in der Welt

Würzburg (POW) Die Wundmale Jesu, die der heilige Franziskus gegen Ende seines Lebens empfangen hat, haben ihm nach den Worten von Bischof Dr. Franz Jung eine besondere Sensibilität für alle gesellschaftlich Stigmatisierten wie Bettler, Aussätzige, Gescheiterte, also die Menschen am Rande, verliehen. „Die Opfersensibilität wurde sein Kennzeichen. Gerade das also, was wir nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in der Kirche lernen mussten, dass die Sensibilität aus dem Blick geraten war.“ Das hat Bischof Jung bei der Feier der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag, 2. April, im Würzburger Kiliansdom betont. Die Feier unter Coronaschutzvorgaben wurde zur Todesstunde Jesu live auf TV Mainfranken und im Internet übertragen.

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Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Die traditionelle Karfreitagsprozession in Lohr am Main konnte wegen der Pandemie nicht in gewohnter Form stattfinden. Stationen der Prozession wurden in Kirchen und öffentlichen Gebäuden der Stadt im Landkreis Main-Spessart ausgestellt. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fasten- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.

In seiner Predigt blickte der Bischof erneut auf das Leben und Wirken des heiligen Franziskus, in dessen Licht er in diesem Jahr die Kar- und Ostertage betrachtet. Am Fest der Kreuzerhöhung habe dieser über das Geheimnis des Kreuzes meditiert. Dabei sei ihm ein Seraph erschienen, einer der Engel, die unmittelbar an Gottes Thron stehen und vom leidenschaftlichen Eifer für Gott brennen. „Sogleich zeigten sich an seinen Händen und Füßen die Male der Nägel. Seine rechte Seite schien von einer Lanze durchstoßen, und eine rote Wunde zeigte sich an ihr; aus ihr floss oft heiliges Blut hervor“, schreibt der heilige Bonaventura in seiner Franziskus-Biographie.

„Was Franziskus also am Fest der Kreuzerhöhung gegen Ende seines Lebens widerfährt, hatte einen langen Vorlauf“, erklärte Bischof Jung. Seinen ganzen Weg der Nachfolge habe der Heilige als Nachfolge des Gekreuzigten verstanden. „Wie der arme Christus wollte er arm sein. Den hilflosen Christus erblickte er in den Armen. Den geschändeten Christus entdeckte er in einer Kirche, die in seinen Augen und den Augen vieler Zeitgenossen das Evangelium verraten hatte.“

Bonaventura schreibt, Franziskus sei von den Wundmalen Christi nicht nur gezeichnet, sondern versiegelt. „Er wird zum Siegel Gottes, mit dem die Echtheit unserer Erlösung besiegelt wird. Denn in Christus hat Gott alles menschliche Leiden auf sich genommen und getragen“, sagte der Bischof. Der Empfang der Wundmale sei für den heiligen Franziskus der Abschluss eines Lebenswegs gewesen, auf dem dieser konsequent dem leidenden Herrn nachgefolgt war. „Was er innerlich lebte, zeigte sich am Ende seines Lebens auch äußerlich an seinem Leib. So etwas kann man nicht und muss man auch nicht nachahmen, aber es zeigt die tiefe Christusverbundenheit dieses Menschen.“ Franziskus sei es nicht um die Verherrlichung des Leids, sondern um das Wahrnehmen des Leidens Christi in der Welt gegangen, das ihm persönlich so nahegegangen sei, dass er es am eigenen Leib zu spüren bekommen habe, betonte Bischof Jung. Die Wundmale des Franziskus seien eine mystische Gnade, so wie es ein Geschenk sei, wenn jemand ein empfindsames und mitfühlendes Herz habe. „Meist geschieht das erst, wenn man das Leid am eigenen Leib erfahren hat, wenn man also wie Franziskus in der ein oder anderen Weise selbst gezeichnet ist vom Leiden.“ Die Wunden des Franziskus seien offen, ohne todbringend zu sein, „Wer um sie weiß, kann sich nicht einfach zur Ruhe setzen und darüber hinweggehen. Sie erinnern immer wieder auf unangenehme Weise an das viele Unerlöste in der Welt, das nach Heilung ruft“, sagte Bischof Jung.

Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags wurde unter anderem auch der Verwundungen und Verwundeten gedacht, die die Coronapandemie über die Welt gebracht hat. So beteten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle Not leidenden Menschen. Aufgrund der Coronakrise wurde zudem eine zusätzliche Fürbitte eingefügt für alle, die Verlust, Krankheit und Tod erfahren mussten. Bei der Kreuzverehrung, die der Bischof und das Domkapitel stellvertretend für alle Gläubigen vornahmen, wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt. Ein Ensemble der Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid sang die „Johannespassion, op. 18“ von Alois M. Müller, „Eli, Eli!” von Georgius Bardos, „Popule meus“ und gregorianische Improperien von Tomas Luis de Victoria und „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Heinrich Schütz.

Am Abend zuvor hatte Bischof Jung die „Drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“ mit der Feier vom Letzten Abendmahl im Kiliansdom eröffnet (siehe eigener Bericht).

Höhepunkt der Feier der drei österlichen Tage und des gesamten Kirchenjahrs ist die Osternacht. Bischof Jung feiert sie am Samstag, 3. April, um 21.30 Uhr im Kiliansdom. Die Osterkerze wird in diesem Jahr im Dom entzündet. Danach singt ein Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Im Zentrum der alttestamentlichen Texte steht der Durchzug durch das Rote Meer. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken und Orgelmusik setzt ein. Die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief weist auf das neue Leben der Getauften durch die Auferstehung Jesu hin. Im Evangelium mit dem Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Matthäus berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien“. Sie wird live auf TV Mainfranken sowie im Internet übertragen.

Bischof Jung feiert das Pontifikalamt am Ostersonntag, 4. April, um 10 Uhr im Kiliansdom. Es wird begleitet vom Vokalensemble des Kammerchors am Würzburger Dom und der Domkapelle „Ensemble ecco la musica“ auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Domkapellmeister Schmid mit der „Missa Iste Sanctus“ von Francisco Guerreo, „Victimae paschali laudes“ von Lorenzo Calvi und „Maria Magdalena et altera Maria“ von Andrea Gabrieli. Zur Pontifikalvesper mit Bischof Jung um 15 Uhr singt die Schola Cantorum. Beim Gottesdienst am Ostermontag, 5. April, um 10 Uhr singt die Frauenschola „Vox anima“ unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth.

An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Durch die Auferstehung hat Jesus nicht nur sich, sondern nach christlichem Glauben alle Menschen befreit. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.

mh (POW)

(1421/0342; E-Mail voraus)

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