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Im Gespräch

Den Menschen helfen, mit der Belastung klarzukommen

Mellrichstadts Pfarrer Thomas Menzel über die Stimmung in Mellrichstadt nach der Bluttat – Gesprächsangebot für Mitarbeitende der betroffenen Firma

Mellrichstadt (POW) Mit einem Messer hat am Dienstagmorgen, 1. Juli, in Mellrichstadt laut Polizei ein 21-Jähriger drei Personen angegriffen. Dabei wurde eine Frau getötet, zwei weitere Männer wurden schwer verletzt in Kliniken gebracht. Thomas Menzel, Teampfarrer im Pastoralen Raum Mellrichstadt, war als Seelsorger vor Ort. Im folgenden Interview spricht er über die aktuelle Lage in der Kleinstadt, die Arbeit der Seelsorger und geplante Angebote für die Menschen.

POW: Wie ist die Reaktion der Menschen in Mellrichstadt auf die Bluttat von heute Morgen?

Pfarrer Thomas Menzel: Es herrscht natürlich eine sehr betroffene Stimmung, eine Mischung zwischen Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Schock. Am Wochenende erst fand hier das Streutalfestival statt, mit rundum guter Stimmung, die Zeitungen sind heute voll davon. Und nun, zwei Tage später, dieses schreckliche Ereignis.  

POW: Wie waren Sie als Seelsorger gefordert?

Menzel: Ich war als Notfallseelsorger, richtig gesagt: als Mitarbeiter in der Psychosozialen Notfallversorgung für Betroffene (PSNV-B), etwa 25 Minuten nach der Tat vor Ort. Zunächst mit meinem evangelischen Kollegen Pfarrer Andreas Werner und unserer Pastoralreferentin im Ruhestand Iris Will-Reusch. Als klar war, dass alle Mitarbeitenden des Überlandwerks in ein eigens eingerichtetes Betreuungszentrum evakuiert werden, haben wir weitere Kolleginnen und Kollegen nachalarmiert. Schlussendlich war die PSNV dann mit zehn Personen sowohl für Betroffene als auch für Einsatzkräfte vor Ort.

POW: Wie haben Sie den Menschen helfen können?

Menzel: Es ging dann erst einmal um die akute Erstversorgung. Das heißt da sein, zuhören und helfen, irgendwie mit der Belastung klarzukommen. In dieser Situation gibt es kein Rezept oder keinen Handlungsleitfaden. Da muss man schauen, was einem das Bauchgefühl sagt und was gerade erforderlich ist. Ich selbst wurde dann gebeten, zwei Polizeibeamte beim Besuch der Angehörigen eines der Schwerverletzten zu begleiten.

POW: Mit welchen Angeboten reagiert die Kirche auf die schreckliche Tat?

Menzel: In Absprache mit den Verantwortlichen des Überlandwerks wird es morgen Vormittag in der Oskar-Herbig-Halle ein Gesprächsangebot geben, zu dem die Mitarbeitenden freiwillig kommen können. Mitarbeiter der Trauma-Ambulanz aus Würzburg und auch wir als ortsansässige Seelsorgerinnen und Seelsorger sind mit dabei. Ansonsten sind wir alle in Rufbereitschaft. Die Strukturen beim Einsatz in einer solchen Großschadenslage sind da sehr gut, und wir sind alle vernetzt, sodass wir schnell handeln können. Zudem werden die Angehörigen der Geschädigten eigens durch Seelsorgerinnen und Seelsorger begleitet.

POW: Ist ein Gottesdienst für die Opfer geplant? 

Menzel: Was ein öffentliches Gedenken in einer Andacht oder in einem Gottesdienst angeht, sind wir zunächst sehr vorsichtig. Da können jetzt keine Schnellschüsse gemacht werden. Wir werden mit den Verantwortlichen des Überlandwerks und auch der Stadt im Gespräch bleiben und gemeinsam überlegen, wie der Weg gut weitergehen kann. 

Interview: Markus Hauck (POW)

(2725/0689; E-Mail voraus)

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