Würzburg (POW) Literatur über die grandiose Architektur des Baumeisters Balthasar Neumann, die gibt es viel. Aber bislang noch nichts, was die Person und Denkweise des berühmten Erbauers der Würzburger Residenz oder der Basilika von Vierzehnheiligen erschließt. Deswegen hat Dr. Markus Grimm, promovierter Theologe und bislang vor allem als Autor und Schauspieler für sein Bühnenstück über Tilman Riemenschneider bekannt, einen historischen Roman geschrieben. „Mein Ansatz ist es, den Menschen Neumann zu erschließen. Ich möchte auf eine heute gültige Weise jemanden beleuchten, der eine bleibende Qualität hat.“
Die Idee für das Projekt entwickelte Grimm gemeinsam mit Herbert Löw, Inhaber der Veranstaltungsagentur ArtCon aus Sommerhausen, der als Junge in seiner Heimat Heusenstamm über viele Jahre hinweg Ministrant in der von Neumann erbauten Kirche war. Bei vielen Gesprächen stellten die beiden Kulturschaffenden, die schon seit mehreren Jahren zusammenarbeiten, sich unter anderem die Frage, wie wohl Neumanns Verhältnis zu den damals Mächtigen, der Familie Schönborn gewesen sein mag. „Die Quellenlage ist sehr gut, es gibt in den Archiven umfangreiche Schriftwechsel, in denen Neumann mit seinen Auftraggebern über die Planung, aber auch den Stand der Durchführung für die unterschiedlichen Projekte Austausch pflegt“, erklärte Grimm bei der Buchpräsentation in der Würzburger Residenzgaststätte. Viel wichtiger sei ihm persönlich aber die Auseinandersetzung mit den Bauwerken selbst gewesen: die Räume selbst zu besuchen und ihre Ausstrahlung zu erleben.
Grimm betonte, dass Neumann schon in seiner Ausbildung zum Metallgießer Grundlegendes gelernt habe, was ihm bei seiner späteren Tätigkeit von Nutzen war: Die Fähigkeit, sich schon beim Planen das Fertige vorzustellen, und dann mit Sorgfalt und Geduld an die praktische Umsetzung zu gehen. „In Gebäuden Neumanns bekommen Sie sofort das Gefühl: Es gibt etwas dahinter.“
Als Grundgerüst für seinen Roman hat Grimm historisch belegte Begegnungen Neumanns genommen. Anhand derer entspinnt er in zahlreichen Rückblicken, beginnend mit dessen Todestag am 19. April 1753, anhand fiktiver Dialoge die Gedankenwelt und den Werdegang des großen Baumeisters.
Um die Person noch greifbarer zu machen, hat der Autor zudem auf der Romangrundlage ein szenisches Spiel entwickelt, bei dem er selbst abwechselnd Balthasar Neumann und seine Zeitgenossen verkörpert. In Zusammenarbeit mit Löw wird er das Programm im Fürstensaal der Würzburger Residenz spielen. Premiere ist am 14. Januar 2012, weitere Vorstellungen an gleicher Stelle sind für den 21. und 28. Januar geplant. Darüber hinaus soll das Stück auch in Barockkirchen des Meisters in Wiesentheid, Michelau, Heusenstamm, Vierzehnheiligen, aber auch Profangebäuden wie Schloss Bruchsal und Schloss Augustusburg in Brühl gespielt werden. „Wir haben auf unsere Anfragen sehr viel positive Resonanz bekommen“, betonte Löw. Er selbst sehe die Veranstaltungsreihe als Auftrag. „Wir wollen Bildung vermitteln. Es geht nicht darum, möglichst viel Wissen zu vermitteln, sondern um das Vermitteln der Fähigkeit, damit so umzugehen, dass es der Allgemeinheit nutzt.“ Sobald die Finanzierung steht, soll darüber hinaus das Thema Balthasar Neumann filmisch als Dokumentation aufgearbeitet werden. „Niederschwellig, lebenspraktisch, direkt und unterhaltsam“ solle das Werk werden, kündigten Grimm und Löw an. Nähere Informationen im Internet unter www.dergrimm.de.
Markus Grimm: Balthasar Neumann. Architekt der Ewigkeit. Sein Leben, seine Visionen. 160 Seiten, 14,95 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2011, ISBN 978-3429034511. Auch als Hörbuch erhältlich.
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