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Dokumentation

Den Weinberg des Herrn im Blick

Predigt von Bischof Dr. Franz Jung beim Pontifikalgottesdienst zur Verabschiedung von Generalvikar Thomas Keßler am Donnerstag, 23. Juli 2020, im Würzburger Kiliansdom

Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab,
und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. (Joh 15,2)

Die Winzeraufgaben in der Sorge um den Weinstock und seinen Ertrag sind den Aufgaben eines Generalvikars nicht unähnlich. Denn was Jesus beschreibt mit „abschneiden“ und „reinigen“, gehört gewissermaßen zum Tagesgeschäft.

Den Weinberg des Herrn im Blick, gilt die tägliche Sorge des bischöflichen Behördenleiters der Steigerung der Fruchtbarkeit. Abschneiden, was nicht trägt. Reinigen, damit es mehr trägt. Das heißt sich trennen von dem, was nicht mehr weiterführt und umorganisieren, damit neues Wachstum ermöglicht wird.

Im Sinne eines guten Winzers kannst Du, lieber Thomas, zufrieden und sicher auch stolz auf die vergangenen Jahre deines Wirkens als Generalvikar zurückschauen.

Die beiden Grundvollzüge des Abschneidens und Reinigens lassen allerdings erahnen, dass das Geschäft des Winzers mühsam und kräfteraubend ist. Denn Solches trifft nicht nur auf ungeteilte Freude, sondern verlangt viel Fingerspitzengefühl, Durchhaltevermögen und Geduld.

Aber die Charaktereigenschaften des nun scheidenden Winzers waren sicher eine gute Voraussetzung für diese Aufgaben. Das möchte ich an vier Beispielen ausführen.

Thomas Keßler, der leidenschaftliche Dekan und Pfarrer und Generalvikar

Da ist zuerst Thomas Keßler, der leidenschaftliche Pfarrer und Dekan. In dieser Funktion war ihm klar, dass die Seelsorge neu organisiert werden muss, da sich die Rahmenbedingungen zusehends verändern und eine Anpassung erforderlich machen. Deshalb hast Du den Prozess „Pastoral der Zukunft – Gemeinsam Kirche sein“ angestoßen. Allein einen solchen Prozess anzuschieben, bedarf einer großen Kraftanstrengung. Darüber hinaus muss man in einem solchen Prozess die notwendige Flexibilität mitbringen, wenn es darum geht, die Ziele neu zu justieren und in der Projektarchitektur nachzubessern.

Beides hast Du getan. Zum einen war die Kehrtwende von den 40 Pfarreien zu den 40 Pastoralen Räumen zu vollziehen. Zum anderen bestand die Notwendigkeit, das Projekt noch einmal neu aufzusetzen, so dass die Kommunikation zwischen der Leitung, den zuständigen Gremien und den Gläubigen im Bistum verbessert wird. Dank dieser Vorarbeiten kann nun die Bildung der zirka 40 Pastoralen Räume Ende dieses Jahres auf den Weg gebracht werden.

Thomas Keßler, der Mann der Feuerwehr

Neben der Seelsorge ist Thomas Keßler auch begeisterter Feuerwehrmann. Auch hier tat sich ein reiches Betätigungsfeld auf. Ich denke an die vielen Feuerwehreinsätze an den Brandherden gerade im Bereich Verwaltung und Finanzen. Hier waren entschlossenes Eingreifen und zielgerichtetes Handeln gefragt.

Bei den Finanzen waren die Bistumshaushalte neu zu ordnen, Zuständigkeiten zu regeln, Verfahrensabläufe zu beschreiben, Satzungen zu erarbeiten, Gremien neu zu berufen, unklare Sachverhalte aufzuklären und eine Außenprüfung einzuführen. Diese umfassende Neuordnung der Finanzverwaltung hat neue Klarheit geschaffen und zur Transparenz beigetragen. So sind zumindest die Werkzeuge erarbeitet, mit denen die Herausforderungen im Blick auf die anstehenden Einsparungen angegangen werden können.

Im Bereich Verwaltung ist die Neuordnung des Bischöflichen Ordinariates durch die Reduktion auf sechs Hauptabteilungen abgeschlossen. Nun steht die Aufgabe an, die neuen Hauptabteilungen auch inhaltlich neu aufzustellen, Doppelungen abzubauen, um so Effizienz und Effektivität zu stärken. Die Weichen sind auch hier gestellt, so dass gut weitergearbeitet werden kann an dem, was grundgelegt wurde.

Thomas Keßler, der passionierte Notfallseelsorger

Der Feuerwehrmann Thomas Keßler betätigt sich auch als Notfallseelsorger. Als solcher hat er sich schon vor seiner Zeit als Generalvikar verdient gemacht um den flächendeckenden Aufbau der Notfallseelsorge in unserem Bistum. In der Position des Generalvikars war er als Notfallseelsorger besonders gefragt bei der Bearbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs.

Es ist Dir gelungen, einen Kriseninterventionsplan zu erarbeiten, der alle betroffenen Instanzen im Blick hat, um schnell und umfassend zu informieren. Darüber hinaus gibt es jetzt auch ein Team von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die auf Abruf bereitstehen, um im Bedarfsfall ihre Dienste anzubieten.

Die Zeit und die Kraft, die uns beide und unsere direkten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das gekostet hat, ist gut investiert und zeigt, wie sehr es unser gemeinsames Bemühen war und ist, den Betroffenen beizustehen, Aufklärung zu leisten und den Gesprächsfaden zwischen Kirche und Betroffenen nicht abreißen zu lassen. Das Projekt der Aufarbeitung kann nach diesen Vorarbeiten nun anlaufen.

Thomas Keßler als Pferdeliebhaber und Pfeifenraucher

Schließlich ist Thomas Keßler auch Privatmann. Als solcher ist seine Liebe zu den Pferden und zum Kutsche fahren weithin bekannt. Ebenso weist er eine beachtliche Sammlung von Pfeifen auf. Beides zeugt von einem Mann, der sich nicht so schnell aus der Fassung bringen lässt.

Dem erfahrenen Fuhrmann Thomas Keßler war und ist eher daran gelegen, bedacht vorwärts zu kommen, anstatt im Alleingang vorzupreschen. Denn nur wer umsichtig fährt, vermag Unfälle zu vermeiden und kann möglichst viele mitnehmen.

Die Pfeifensammlung lässt auf den Genießer Thomas Keßler schließen. Einfach mal eine Pause machen, Anekdoten aus der reichen pastoralen Erfahrung zur Aufheiterung erzählen und sich miteinander austauschen.

Vor allem aber durch die Unterbrechungen Zeit aufzubringen für die Mitarbeitenden und sich deren Sorgen und Nöte anzuhören. Nur im Gespräch miteinander und in der Zeit, die man füreinander erübrigt, können Probleme ausgeräumt und tragfähige Lösungen ausgearbeitet werden.

Ein besonderes Anliegen war Dir dabei auch der Aufbau eines vertrauensvollen Verhältnisses zur Mitarbeitervertretung (MAV). Dass Dir dies gelungen ist, wurde am Montag vor einer Woche bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen unserer Mitarbeitervertretung eindrucksvoll gewürdigt und wertgeschätzt.

„Abschneiden und reinigen“, jetzt erst einmal in der Hüftoperation

Nach den Anstrengungen der vergangenen fünf Jahre steht jetzt erst einmal ein anderes „Abschneiden und Reinigen“ an, nämlich in der Orthopädischen Klinik hier in Würzburg. Die neue Hüfte ist sicher kein Luxus, wenn man gesehen hat, wie beschwerlich Dir das Gehen in der letzten Zeit gefallen ist.

So wünsche ich Dir heute von Herzen eine erfolgreiche OP und danach eine gute Auszeit in der Reha, um Dich gut auszukurieren. Ich bin gewiss, Dein ausgeprägtes Stehvermögen wird Dir sicher helfen, wieder rasch auf die Beine zu kommen.

Dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten

„Bittet um alles, was ihr wollt, ihr werdet es erhalten“, schließt Jesus sein Gleichnis, ein starker Satz, der einen aufhorchen lässt und nachdenklich stimmt.

In Deinem Fall jedoch hat er sich bewahrheitet. Denn es war Dein Herzenswunsch, für den Rest Deiner Dienstzeit in die Seelsorge zurückzukehren. Dass das jetzt als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Sankt Martin Brend in der Nähe Deiner Heimat und des elterlichen Hauses möglich ist, auch in der Nähe Deiner Mutter in Bad Neustadt, ist eine glückliche Fügung. Hier gilt es neu heimisch zu werden, neu Wurzeln zu schlagen, um nicht nur bei den Menschen, sondern auch beim Herrn bleiben zu können. Denn die Verheißung steht: Wer in ihm bleibt, der bringt auch weiterhin reiche Frucht.

Dir, lieber Thomas, von Herzen Dank für Deinen treuen Dienst und Deine Loyalität in den vergangenen Jahren!

Amen.