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Der Auferstandene in „Victory“-Pose

Von Renaissance bis Neuzeit: Wie Kunstwerke im Museum am Dom Ostern deuten – Rundgang mit Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen

Würzburg (POW) Einsam sitzt Jesus am Abendmahlstisch. Von den Jüngern keine Spur. Der Hintergrund tiefschwarz. Gesichtszüge sind bei Jesus nicht zu erkennen, Blattgold verweist aber in der ikonographischen Sprache auf Gott. „Michael Triegel macht sich hier frei von der menschlichen Vorstellung des Antlitzes Jesu. Gleichzeitig verweisen der Granatapfel und das weitere Obst, das als Stillleben über der Szene schwebt, auf das Leben hin, das in Jesus und der Eucharistie geschenkt ist“, sagt Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. Der Kunstreferent führt auf Einladung des POW durch das Museum am Dom und zeigt Kunstwerke, die das Ostergeheimnis und die Kartage aus Künstlersicht deuten. „Die Herzkirsche, die auf dem Tisch liegt, ist ein Symbol für die Liebe. Für mich macht das Bild deutlich, dass viele diese Einladung Gottes ausschlagen.“

Vom Gründonnerstag geht es weiter zum Karfreitag, dem Motiv der Kreuzigung. „Kleines Kreuzbild“ hat der ostdeutsche Künstler Walter Mattheuer sein 1977 geschaffenes Gemälde genannt. Es zeigt einen Gekreuzigten, dessen Kreuz einsam in dunkler Landschaft steht. Allein die Scheinwerfer eines Autos am Horizont spenden ein wenig Licht. „Die Sterne nehmen eine große Fläche ein und bilden einen kosmischen Hintergrund. Und dieser weist auf die allumfassende Bedeutung des Geschehens am Kreuz hin“, sagt Lenssen. Der Gekreuzigte löst die Hände vom Querbalken. Eine Hand zeigt auf ihn selbst, eine andere auf den Betrachter. „Er hat Verlassenheit und Einsamkeit erfahren, wendet sich jetzt den Menschen zu. Eine großartige Deutung des Geschehens, insbesondere, wenn man weiß, dass Mattheuer ungetauft ist.“

Tod und Erlösung sind ebenfalls Thema bei zwei weiteren Bildern Triegels. Auf einem ist an zentraler Stelle eine Holzkiste zu sehen, in der, naturalistisch – wie für den in Leipzig lebenden Maler typisch – Tierschädel abgebildet sind. Rechts davor liegen eine Skizze zur Grablegung und eine Abbildung des Gekreuzigten. Äpfel zur Linken verweisen auf das Leben, aber auch die Vertreibung aus dem Paradies. „Alles Geschöpfliche kennt den Tod“, betont Lenssen. Das Entscheidende aber sei die Kinderzeichnung, die in der linken oberen Ecke des Gemäldes zu sehen ist: Sie zeigt Jesus, der mit Siegesfahne in der einen und zum „Victory“-Zeichen geformten anderen Hand als Sieger über den Tod dasteht. „Triegel hat mir erzählt, dass er zu dem Bild von seiner Tochter angeregt wurde, die beim Gespräch über Tod und Sterben fragte: ‚Papa, warum hast Du Angst?‘“

Direkt neben diesem Bild hängt ein weiteres von Triegel. Zentral ist ein gehäutetes Lamm. „Das Osterlamm zeigt auf, dass wir als Menschen Gott in seinem Handeln schauen“, betont Lenssen. Der zur Seite gezogene Vorhang spiele auf den Vorhang im Tempel von Jerusalem an. „Durch Jesus kommt Licht in unser aller Leben. Die Lilie symbolisiert Reinheit, also die Erlösung, die uns durch Gottes Handeln zuteil wird.“ Der Ring stehe für die Treue Gottes zu den Menschen, die Münzen verwiesen auf den Verrat durch Judas.

Von Johann Peter Wagner, dem berühmten Würzburger Hofbildhauer, stammt eine in Alabaster geschaffene Darstellung der Beweinung Christi. Am Fuß eines überdimensional wirkenden Kreuzes hat Maria den Leichnam ihres Sohnes zu ihren Füßen liegen. „Ungewöhnlich ist, dass beide Augenkontakt zueinander haben. Die besondere Einheit der beiden wird zudem durch den Mantel unterstrichen, mit dem die Gottesmutter Jesus zudeckt.“ Das Leichentuch windet sich bei dem Rokokowerk um das Kreuz wie ein Siegeskranz. „So wird aus dem Trauerbild ein österliches Zeichen.“

Viel Ähnlichkeit haben zwei Holzstatuen des Auferstandenen, die beide im frühen 16. Jahrhundert in Tilman Riemenschneiders Werkstatt entstanden sind. Bei näherem Hinsehen werden Unterschiede deutlich: „Die Figur aus Rottendorf betont das Leiden des Herrn. Er zeigt seine durchbohrten Hände, die Wunde in seiner Seite. Die Aussage ist ganz klar: Der Weg ins neue Leben führt durch das Leid“, sagt der Kunstreferent. Die zweite Figur betont dagegen das Himmlisch-Verklärte. Der Sockel, auf dem diese steht, ist einer Wolke nachempfunden, die Wundmale sind nicht gleich sichtbar.

Auf dem Weg nach Emmaus und kunsthistorisch in der Gegenwart geht es nach Ostern mit einem Gemälde von Markus Fräger weiter. In einer dunklen, tiefen Schlucht laufen drei Personen auf den Betrachter zu. Von hinten scheint das österliche Licht auf sie, auch über ihnen ist es gleißend hell. „Die Brücke, die die zwei Seiten der Schlucht überspannt, ist das Osterereignis. Durch dieses sind alle Gegensätze für immer überwunden. Oder wenn Sie es so wollen: Durch Jesu Tod und Auferstehen haben wir, wie der Widerschein des Lichts auf den Rücken der Laufenden andeutet, Rückenwind für unser Leben.“

Zum Abschluss des Rundgangs führt Lenssen an eine Passionstafel, die im 15. Jahrhundert in Oberitalien entstand. „Hier ist das gesamte Ostergeschehen in Bildsprache für die Gläubigen dargestellt.“ Rechts steht Johannes der Täufer und verweist auf den Gekreuzigten in der Bildmitte als Lamm Gottes. „Sein Blut fließt, um den Menschen den Himmel zu öffnen.“ Zur Illustration heben Engel auf der linken Bildseite Arme Seelen aus dem Fegefeuer und bringen sie vorbei am kritischen Blick Petrus‘ in den Himmel.

mh (POW)

(1514/0345; E-Mail voraus)

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