Würzburg (POW) Das 50. Jubiläum von „Theologie im Fernkurs“ ist am Sonntag, 2. Mai, mit einem Festgottesdienst im Würzburger Kiliansdom begangen worden. Ziel des Angebotes, das mit den Aufbrüchen des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünf Jahrzehnten in Würzburg eingerichtet wurde, ist es, allen Interessierten Wissen über den christlichen Glauben zu vermitteln und ihnen eine Möglichkeit zu bieten, sich auf der Grundlage der katholischen Theologie argumentativ mit Glaubens- und Lebensfragen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus werden Kurse zur Ausbildung für kirchliche Berufe in Gemeinde und Schule angeboten. Der Gottesdienst unter Einhaltung der Coronaschutzvorschriften wurde live im Internet sowie auf TV Mainfranken übertragen.
Bischof Dr. Franz Jung, Vorsitzender des Verbandsrats des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD), würdigte das bundesweite Engagement von „Theologie im Fernkurs“ in seiner Predigt. „Die mehr als 35.000 Teilnehmenden im theologischen Grundkurs und die mehr als 60.000 Kurseinschreibungen insgesamt seit 1970 sind ein eindrücklicher Beleg, dass dieser Einsatz sich gelohnt hat.“ In den Kursen komme die überwiegende Mehrheit der Frauen und Männer aus der gelebten Praxis in den Pfarrgemeinden, oft verbunden mit einem hohen ehrenamtlichen Engagement, sagte Bischof Jung.
„Das Angebot von ,Theologie im Fernkursʻ befähigt Menschen, sich die Sprachfähigkeit im Glauben, insbesondere in einer theologisch reflektierten und verantworteten Weise zu erwerben. Wenn zukünftig Ehrenamtliche auch verstärkt an der Leitung der Gemeinden beteiligt werden sollen, so ist eine theologische Sprachfähigkeit eine bedeutende Kompetenz“, hob Bischof Jung hervor. Glaubenskommunikation ziele bei vielen Fernkursstudierenden über die ausschließlich sachliche Information und die persönliche Lebensrelevanz hinaus auch darauf, ihren Beitrag zu einer Weitergabe des Glaubens Auftrags zu leisten.
Finanziell sei die Arbeit von „Theologie im Fernkurs“ für die deutschen Bistümer in den zurückliegenden 50 Jahren „zu einem beträchtlichen Teil“ durch die Deutsche Bischofskonferenz finanziell bezuschusst worden. In den vergangenen Jahren sei dieser Zuschuss nochmals deutlich erhöht worden, um „Theologe im Fernkurs“ angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung adäquat auszustatten. Diese Investition sei richtig und wichtig gewesen, sagte Bischof Jung. „Sie ermöglichte während der Coronapandemie die Aufrechterhaltung des Fernstudienbetriebs mit digitalen Studienveranstaltungen und Prüfungsleistungen.“ Auf diese Weise sei es gelungen, nicht nur die Erwartungen der Fernkursstudierenden, sondern auch den Bedarfen der Diözesen reibungslos zu entsprechen. „Dies wird auch in Zukunft so sein“, sagte der Bischof. Er zitierte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, damaliger Vorsitzendender der Deutschen Bischofskonferenz, der anlässlich des 40. Jubiläums von „Theologie im Fernkurs“ gesagt hatte: „Gerade in ihrer Unterschiedlichkeit sind die Menschen, die hierher kommen, eine Art Gleichnis für die Buntheit der Gnade Gottes. Sie alle sind ein Schatz für die Kirche in Deutschland. Für beide ist ‚Theologie im Fernkurs‘ ein Segen.“
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hob in einem von Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran verlesenen Grußwort hervor, dass sich mit „Theologie im Fernkurs“ vor 50 Jahren erstmals bundesweit die Möglichkeit theologischer Bildung abseits der Universitäten und für alle am christlichen Glauben Interessierten eröffnet habe. „Die Bedeutung dieses Novums und der sich damit ergebenden Möglichkeiten, ganz im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, kann kaum genug hervorgehoben werden.“ „Theologie im Fernkurs“ habe seither im Sinne einer „Theologie für alle“ den Erwerb einer theologischen Sprach-, Reflexions- und Handlungskompetenz möglich gemacht. Bis dahin sei der theologische Diskurs vornehmlich in Universitäten und Hochschulen ausgebildeten Theologen vorbehalten gewesen, schrieb Bischof Bätzing. Unter dem Motto „Mehr vom Glauben wissen“ lade „Theologie im Fernkurs“ seit jeher mit größtmöglicher Offenheit dazu ein, den christlichen Glauben sowohl in seiner geschichtlichen Entwicklung als auch in seiner Bedeutung für das heutige Leben zu erschließen.
Das Studienangebot habe über die Jahre durch die Verantwortlichen eine ganze Reihe von Weiterentwicklungen erfahren: vom Grund- und Aufbaukurs über das Ausbildungsangebot für den Ständigen Diakonat bis hin zur Möglichkeit der Qualifikation für den kirchlichen Dienst als Religionslehrerin und Religionslehrer oder Gemeindereferentin und Gemeindereferent. Laut Bätzing wirke der innovative Geist der Anfänge weiter: „Die erfolgreiche Implementierung eines E-Learning-Angebots stellt ‚Theologie im Fernkurs‘ inzwischen auch im Bereich der Digitalisierung zukunftsfähig auf.“
Am Ende des Gottesdiensts zeigte Dr. Thomas Franz, Leiter von „Theologie im Fernkurs“, sich dankbar, dass das Jubiläum auch in der Pandemie gefeiert werden konnte, wenn auch mit einem Jahr Verzögerung. „Im zweiten Anlauf haben wir es geschafft. Wenn auch in reduzierter Form, konnte das Jubiläum heute liturgisch und gestern mit einem digitalen Studientag begangen werden.“ Seine Einrichtung könnte ihre Bildungsarbeit nicht leisten ohne die zahlreichen Theologen und Theologinnen, die als Autoren und Autorinnen der Lehrbriefe, als Referenten und Referentinnen der Studienveranstaltungen, als Korrektorinnen und Korrektoren, Prüfer und Prüferinnen für „Theologie im Fernkurs“ tätig seien. „Von wichtiger Bedeutung sind die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats und der Projektbeiräte des Religionspädagogischen und Pastoraltheologischen Kurses sowie der Zentralen Prüfungskommission. In 50 Jahren hat sich eine lange Liste mit Hunderten von Namen gefüllt“, erklärte Franz.
Zudem habe sich in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten „Theologie im Fernkurs“ institutionell breit vernetzt. Als Beispiele nannte er die Zusammenarbeit mit dem Katholischen Schulkommissariat in Bayern, der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Erwachsenenbildung, dem Katholischen Militärbischofsamt in Berlin, der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und den Kanonistischen Instituten der Universitäten in Münster und München. Domkapitular Dr. Helmut Gabel, dem langjährigen Leiter der Hauptabteilung Außerschulische Bildung, dankte Franz für „das stets große Interesse an theologischer Bildung“, Dr. Burkhard von Schewick vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz für die strukturelle Unterstützung „nicht zuletzt auch bei den Schritten hin zur digitalen Transformation unserer Einrichtung“.
Musikalisch gestalteten Domorganist Professor Stefan Schmidt sowie das Vokalensemble am Würzburger Dom und die Domkapelle unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid den Gottesdienst mit Joseph Haydns „Missa brevis Sancti Joannis de Deo, Hob. XXII:7“ und Wolfgang Amadeus Mozarts „Alma Dei creatoris, KV 277“.
mh (POW)
(1821/0426; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet