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Der Funken Gottes

Museum am Dom präsentiert Ausstellung mit Werken von Holocaust-Überlebendem Jehuda Bacon – Versöhnung als Herzensanliegen – Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen: „Das Leben annehmen wie es ist“

Würzburg (POW) Wer in die heiteren und wachen Augen von Jehuda Bacon blickt, entdeckt darin das, was auch seine Bilder ausmacht: eine lebensbejahende und offene Grundeinstellung. Sein künstlerisches Credo fasst Bacon in dem Satz zusammen: „Ein Künstler muss Hirn, Hand und Herz in eine Einheit bringen.“ Am Freitag, 14. März, eröffnete er mit Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen die Ausstellung „...der mit dem Leben weiterwandert“.

Der Titel ist einem Gedicht von Nelly Sachs entnommen und steht für das, was den in Jerusalem lebenden Künstler ausmacht: die permanente Neuausrichtung auf das Gute, auf Gott hin – allen Widrigkeiten und dem Bösen in der Welt zum Trotz. „Wir brauchen Gott oder einen absoluten Wert, etwa die Gerechtigkeit, dem wir zustreben können. Die Heilkraft und positive Eigenschaft der Kunst besteht darin, dass sie uns zum Guten leitet und uns auch menschlich hilft“, sagt Bacon. Das bezeugt er mit seinem Schaffen und Wirken.

Es steht in der Spannung zwischen den Werken, die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend in den Konzentrationslagern aufgreifen, und dem Anliegen, über die Kunst den Weg der Versöhnung zu gehen. „Gott hat alle Menschen geschaffen, deswegen hat jeder einen Funken Gottes in sich – auch der Abtrünnige. Das gibt uns die Möglichkeit der Versöhnung“, erläutert der Künstler, der den Holocaust mit seinen Gräueln erlebte. Bacons Werke sind bewusst ohne Titel. „Sonst sind die Möglichkeiten der individuellen Interpretation doch sehr begrenzt“, erklärt er seine Philosophie.

1929 in Ostrava in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren, wird Bacon 1942 nach Theresienstadt deportiert und kommt ein Jahr später nach Auschwitz. Bacon überlebt das Konzentrationslager, verliert aber Schwester und Eltern. Um seine Erlebnisse zu verarbeiten, wendet er sich der Kunst zu. Seine Zeichnungen, kurz nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz angefertigt, sowie seine Zeugenaussagen wurden in Prozessen gegen die nationalsozialistischen Verbrecher verwendet.1946 wanderte Bacon nach Palästina aus. Dort studierte er an der Jerusalemer Bezalel-Kunstakademie. Nach mehreren Studienreisen, die ihn unter anderem nach Paris und London führten, wurde er 1959 als Professor für Grafik und Zeichnen berufen.

„Wer die Grenzen der menschlichen Existenz erfahren hat, der hat den Wunsch, über diesen Horizont hinaus zu sehen. Jeder Bergsteiger weiß: Der Horizont ist immer nur das vermeintliche Ende“, interpretiert Domkapitular Lenssen Bacons Werk. Die aktuelle Ausstellung von rund 70 Gemälden und Zeichnungen unterschiedlichen Formats, eingebettet in die Dauerausstellung des Museums am Dom, symbolisiere eine Grundeinstellung Bacons, die dieser dem osteuropäischen Judentum der Chassidim verdanke: „Das Leben muss man so annehmen wie es ist.“ Dafür stehe insbesondere die Einbindung in die Szenerie der Vertreibung aus dem Paradies, die das Untergeschoss des Museums beherrscht.

Als echte Herausforderung empfand Kurator Michael Koller vom Kunstreferat der Diözese die Ausstellung. „Die Werke tragen keine Titel und sind in der Regel nicht datiert.“ Bei der Hängung habe er sich daher darauf konzentriert, gemeinsame Aspekte zu finden und die Gruppierung so zu strukturieren. Vermutlich aus der Frühzeit von Bacons Schaffen stammten die verhalten farbigen Ölgemälde mit ihrer vom Kubismus inspirierten Linienführung. Einige Gemälde seien eher dem Informel, andere der figurativen Malerei zuzurechnen. „Auch Landschaften Cézanne’scher Prägung entdecke ich unter ihren Werken, die alle etwas Rätselhaftes haben“, konstatierte Koller.

Das Rätsel, warum manche Zeichnungen und Aquarelle kaum größer als eine Briefmarke ausfallen, löste Bacon beim Presserundgang durch die Ausstellung: „Wenn ich zeitlich begrenzt bin, dann sind große Formate und Radierungen zu aufwändig. Das heißt aber nicht, dass ich manche Bilder nicht über einen längeren Zeitraum hin bearbeite.“

Die Ausstellung ist im Museum am Dom bis einschließlich Pfingstmontag, 12. Mai, zu sehen. Nähere Informationen beim Museum am Dom, Kiliansplatz, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38665600, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de.

mh (POW)

(1208/0382; E-Mail voraus)

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