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„Der Grund für unsere Hoffnung“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Osternacht am 15. April 2017 im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder – hier im Dom oder wo immer Sie mit uns verbunden sind,

die Osternacht ist eine heilige Nacht. Die vielen Texte, die wir hören konnten, führen uns hin zum langen Atem Gottes. Wir wurden aus der Finsternis in das Licht geführt. Osterfeuer, Kerzen, Musik und Taufwasser innerhalb der gefeierten Liturgie eröffnen uns den Rahmen, durch den wir in das Geheimnis dieser heiligen Nacht eintreten können.

Allzu sehr ist uns der Kern dieser Nacht aus dem Blick geraten. Für viele ist Ostern nur noch ein gefühlvolles Frühlingsfest, in dem der Osterhase eine Hauptrolle spielt. Und selbst für Christen sind die grundlegenden Fakten dieses wahrhaft revolutionären Geschehens nicht mehr greifbar. Allzu leicht werden nach dem Motto, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf“, die in den Evangelien überlieferten Ereignisse relativiert.

Aber diese Osternacht ist der Schlüssel zu einem revolutionierenden Weltverständnis. Uns ist durch Augen- und Ohrenzeugen übermittelt, dass in der ersten Osternacht Jesus von Nazareth von den Toten auferstanden ist, dass in dieser Nacht die Zusage Gottes an den Menschen nach einem neuen und ewigen Leben in seiner Herrlichkeit konkrete Gestalt angenommen hat!

Keiner ist bei der Auferstehung selbst dabei gewesen. Aber die Verkünder der Auferstehung Jesu sind ihm selbst begegnet! Ich erwähne nur wenige Begegnungen:

Maria von Magdala hat morgens in der Frühe am leeren Grab mit dem Auferstandenen gesprochen, die zweifelnden Apostel sind ihm am Ostersonntagabend im Abendmahlssaal und dort eine Woche später zusammen mit Thomas, dem Zweifler, begegnet. Die enttäuschten Jünger auf dem Weg nach Emmaus redeten mit ihm ‚mit brennendem Herzen’.

Die Apostel haben mit dem Auferstandenen verschiedene Begegnungen gehabt. Am See von Gennesaret haben sie sogar mit ihm zusammen gegessen und getrunken. Diese Begegnungen waren auch für die Apostel, die schon in langjähriger Gefolgschaft mit Jesus gelebt hatten, unerwartet und neu. Haben sie sich die Auferstehung Jesu nur eingebildet? Waren sie nur religiöse Phantasten, die mit den Realitäten des natürlichen Sterbens und dem weltlich gesehen ‚Scheitern Jesu’ nicht zurechtgekommen sind?

Abgesehen davon, dass die Berichte über die Begegnungen mit dem Auferstandenen von den unterschiedlichsten Leuten stammen und zu ganz unterschiedlichen Zeiten stattfanden – eine Massenpsychose scheidet damit aus – lässt dies auch die Psyche der Apostel nicht zu. Sie waren gestandene Männer, Familienväter, Realisten, die klar denken konnten und mit Paulus sogar fanatisch bekennende Ablehner dieser Auferstehungsbotschaft.

Hätten sie nur in einem Anfall von trotzigem Lebenswillen die Auferstehung Jesu erfunden, dann hätten sie wohl kaum dafür ihr ganzes Leben eingesetzt. Wie viele sind aufgrund dieser Botschaft verfolgt, vertrieben und schließlich sogar umgebracht worden? Alle Apostel - und auch eine Reihe von Frauen - waren von den Begegnungen mit dem Auferstandenen so elektrisiert, dass sie gar nicht anders konnten als diese Botschaft, die ja auch die Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung einschließt, weiter zu geben.

So ist die Osternacht für uns die Nacht aller Nächte. Sie ist der Grund für unsere Hoffnung auf die eigene Auferstehung und damit auf das Weiterleben nach dem Tode. „Tod wo ist dein Sieg, Tod, wo ist dein Stachel?“ dürfen wir seit jener Nacht voll Freude fragen. Sicherlich sollten wir die vielen Präludien vor der großen Auferstehung am Ende der Tage - wie der verstorbene Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher gesagt hatte - in den durch die Auferstehungsbotschaft veränderten Menschen wahrnehmen – und auch in uns.

Da, wo wir unser Denken und Verhalten im Blick auf den Auferstandenen und in ihm auf das kommende ewige Leben positiv verändern, macht sich schon jetzt Auferstehung bemerkbar. Es nützt uns nichts, das Elend der Welt zu konstatieren und zu beweinen, es hilft vielmehr, es weg zu lieben.

Deshalb zünden wir die Osterkerze an, tragen mit ihr Licht des Glaubens in die dunkle Kirche, damit diese Osterbotschaft aufglüht und die scheinbar immer dunkler werdende Welt im Innersten erhellt. Deshalb weihen wir in dieser Nacht das Taufwasser, und taufen gleich darin zwei Erwachsene: Rehema Eunice Nduati und Dr. Meik Kunz. Und nicht zuletzt dürfen wir Christen deshalb erhobenen Hauptes, aber mit demütigem Sinn unseren Glauben an die Auferstehung feiern, verkünden und leben!

Amen.