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„Der Herr ist wahrhaft auferstanden“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Feier der Osternacht, 23. April 2011, (22.30 Uhr) im Würzburger Kiliansdom

Warum rührt uns die Osternacht so an? Ist es die späte Stunde, die Zeit mitten in der Nacht, die sich Mitternacht zuneigt? Ist es die Nacht als solche? Vieles Wichtige geschah in der Nacht. Ich greife nur einige wenige Beispiele heraus:

Im Buch der Weisheit steht:„Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, vom Himmel herab, vom königlichen Thron.“ (Weish 18,14-15) Nach der Geburt Jesu vermeldet der Evangelist Matthäus: Joseph nahm das Kind und seine Mutter bei Nacht und floh nach Ägypten (vgl. Mt 2,14).

Von Jesus heißt es vor der Berufung der zwölf Apostel: „Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.“ (Lk 6,12) Nachts fanden auch wichtige Glaubensgespräche statt. So wird über den Pharisäer Nikodemus berichtet: „Der suchte Jesus bei Nacht auf (und sagte zu ihm…)“ (Joh 3,2)

Vor dem Wunder des reichen Fischfangs erklärte Simon Petrus dem Herrn: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.“ (Lk 5,5) Bei der Voraussage der Verleugnung durch Petrus sagte Jesus: „Ihr alle werdet in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen und zu Fall kommen;“ (Mt 26,31) und Petrus weissagte er: „In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ (Mt 26,34) Vor dem Verrat des Judas am Gründonnerstag heißt es bei Johannes: „Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.“ (Jh 13,30)

Vieles Entscheidende geschah und geschieht in der Nacht, die wir oft als bedrohlich oder bedrückend empfinden. Besonders Kranke erleben die Nacht oft als sehr lang und quälend. Die Nacht wird deshalb auch zur Chiffre für Not, Leid und Tod. Wir suchen Auswege aus der Dunkelheit und Bedrohlichkeit unseres Lebens. Wir suchen nach Wegen aus der Nacht der Sünde.

Wir hungern nach Worten aus dem Schweigen und nach Licht in der dunklen Welt. Wir sehnen uns nach Leben aus dem Todesdunkel heraus. Wir wissen genau, wir können uns aus der Dunkelheit und Enge unseres begrenzten Lebens nicht selbst befreien. Gerade die Lichtfeier in der Osternacht macht uns deutlich, dass wir nicht den Mächten der Finsternis schutzlos ausgeliefert sind, sondern dass Christus in der Osternacht „vom Tode auferstanden und zum Leben hinübergegangen ist“ (Messbuch, Osternacht).

Bei der Segnung des Osterfeuers lautete das Gebet: „…du hast durch Christus allen, die an dich glauben, das Licht deiner Herrlichkeit geschenkt…entflamme in uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht…“ und bei der Entzündung der Osterkerze hieß es: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“

Über das emotionale Erlebnis dieser Nacht hinaus eröffnen uns die Texte des Wortgottesdienstes Gottes mächtiges lichtvolles Handeln. So hörten wir eben in der ersten Lesung aus dem Buch Genesis: „…Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht.“ (1,2u.3)

Bei der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft hörten wir von der Wolkensäule, die sich zwischen das Lager der Ägypter und das Lager der Israeliten schob. Und wörtlich weiter: „Die Wolke war da und Finsternis, und Blitze erhellten die Nacht. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher.“ (Ex 14,20)

Am Ostermorgen berichtet der Evangelist Matthäus von einem gewaltigen Erdbeben (vgl. 28,2) und einem Engel, dessen Gestalt wie ein Blitz leuchtete (vgl. 28,3).

Das, liebe Schwestern und Brüder, ist das Entscheidende dieser heiligen Nacht: Die Dunkelheit und Endlichkeit unseres irdischen Lebens wird aufgebrochen in das Licht der Auferstehung. Wir haben nicht nur eine Vergangenheit, sondern eine noch viel größere Zukunft. Wir tappen nicht nur durch die Dunkelheiten unseres Daseins, sondern können jetzt im Lichte des Auferstandenen unsere Wirklichkeit tiefer verstehen und gestalten.

Die Frauen am leeren Grab ringen sich zur Erkenntnis des Unfassbaren durch: Der Herr ist wahrhaft auferstanden. In diesem Licht sehen sie das Gewesene ganz neu und begreifen die Worte und Taten Jesu Christi ganz anders. Ihnen glüht auf einmal das Herz. Sie laufen zu den überraschten Aposteln und bringen sie dazu, sich mit dieser Ungeheuerlichkeit zu befassen. – Glüht auch unser Herz? Wie macht sich bei uns dieses Osterlicht bemerkbar? Amen.