Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat am Mittwochnachmittag, 7. Juli, beim Gottesdienst aus Anlass des Tags der Orden und der Weltmission die rund 400 Ordens- und Missionsleute im Kiliansdom dazu aufgerufen, wieder geistlichere Menschen zu werden, die die Botschaft Jesu ohne Abstriche lebten. An dem Pontifikalamt während der Kiliani-Wallfahrtswoche 2010 nahmen auch Missionarinnen und Missionare teil, die in Tansania, Kolumbien, Uruguay, Mosambik, Bolivien, Südafrika sowie in den USA wirken und derzeit im Bistum auf Heimaturlaub sind. Am Vormittag sprach Pater Dr. Ulrich Dobhan, Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten, vor rund 180 Ordensleuten über die heilige Edith Stein.
Bischof Hofmann dankte den Ordensleuten und Missionaren für ihren christlichen Dienst an der Gesellschaft: „Wenn man alle Leute in den Dom einladen würde, für die Sie Verantwortung übernommen haben, dann würde er überquellen“, rief er den Frauen und Männern zu. In seiner Predigt stellte der Bischof einen Bezug zwischen den Ordensleuten und den Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan her, die ihre Lebensplanung ganz in die Hände Gottes gelegt hätten. Auch für die Gesellschaft gelte: „Der Hunger nach Gott ist da.“ Laut einer Studie bezeichneten sich 70 Prozent der Bevölkerung als religiös oder gar hochreligiös. Dieser Sehnsucht könne die Kirche nach dem „erschreckenden Glaubwürdigkeitsverlust“ im Zuge der aufgedeckten Missbrauchsfälle nur mit einer inneren Reinigung begegnen. „Dazu gehört ein transparentes, an den evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Gehorsam orientiertes geistliches Leben“, betonte der Bischof.
In seinem Vortrag über Edith Stein ging Provinzial Dobhan im Sankt Burkardus-Haus auf den Werdegang, das Denken, die Menschlichkeit und die Spiritualität der heiligen Ordensfrau ein. Stein wurde 1891 als elftes Kind einer deutsch-jüdischen Familie in Breslau geboren. Nach ihrer Konversion zum Katholizismus trat sie 1933 in den Kölner Karmel „Maria vom Frieden“ ein. 1942 wurde sie in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach sie am 11. Oktober 1998 in Rom heilig. „Eine wahrhaft universale Gestalt“, betonte Dobhan. Besonders anerkennenswert sei ihr kämpferisches Eintreten für die gesellschaftliche Förderung der Frau gewesen. Die Begegnung mit dem Christentum habe sie nicht dazu veranlasst, ihren jüdischen Wurzeln abzuschwören, sondern diese in ihrer ganzen Fülle wiederzuentdecken, erläuterte der Referent. Mit ihrem Martyrium in Auschwitz habe sie „Teilhabe an dem Kreuz“ genommen, das ihrem Volk, den Juden, durch den Terror der Nationalsozialisten aufgebürdet worden sei.
Südafrika und Kolumbien im Blick
Beim Tag der Weltmission spielte natürlich auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika eine Rolle. Beim Pontifikalamt im Dom beteten die Ordensleute wenige Stunden vor dem Halbfinale zwischen Deutschland und Spanien für ein „faires Spiel“. Einblicke in das WM-Land Südafrika lieferte Mariannhillerpater Ignatius Heer, der dort seit 1961 als Missionar tätig ist. „Die einfachen Leute bleiben meist auf der Strecke, nur die großen Sponsoren machen das Geschäft“, sagte der 78-Jährige über die Politik des Fußball-Weltverbandes FIFA. So sei es den Südafrikanern beispielsweise verboten, im Umfeld der Stadien Würstchen zu verkaufen, um sich ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Trotzdem sei die Weltmeisterschaft auch eine Gelegenheit für die Bevölkerung, ihre Lebensfreude zu demonstrieren und gemeinsam zu feiern. Heer selbst fühlt sich in Südafrika längst heimisch und will dort auch in Mariannhill nahe Durban, dem Gründungsort seiner Gemeinschaft, seinen „Unruhestand“ verbringen. Dennoch kehre er zur Kiliani-Woche immer gerne zu seinen geistlichen Wurzeln in seiner Würzburger Heimatpfarrei Sankt Adalbero zurück. Am Sonntag feiert er dort auch sein 50. Priesterjubiläum mit den Familien seines Bruders Hans, eines bekannten Würzburger Fotografen, und seiner Schwester Dora.
Salesianerpater Vinzenz Maidhof ist zu Kiliani und zur Feier seines 40. Priesterjubiläums ebenfalls in sein Heimatbistum zurückgekehrt. Seit 48 Jahren ist der Kleinheubacher als Missionar in Kolumbien tätig. Viele Jahre setzte sich Maidhof für Leprakranke ein. Derzeit wirkt er an einer Landwirtschaftsschule mitten im Urwald. „Da kann selbst ich als gelernter Maurer noch einiges dazulernen“, berichtete er mit einem Schmunzeln. Seine Schüler seien aber durch Guerilla-Kämpfer in der Umgebung der Schule stark gefährdet. So würden sie häufig von diesen zur Mitarbeit an der Herstellung von Kokain und die Mädchen zudem zur Prostitution gezwungen.
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