Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Der katholische Glaube ist für mich schlüssig“

Interview mit Fernseh-Pfarrer und Kabarettisten Ottfried Fischer – Was Pfarrer Braun und Karl Kardinal Lehmann verbindet – „Die Heimatkundetour wird fortgesetzt“

Mürsbach (POW) Als Bulle von Tölz ist Ottfried Fischer seit Jahren ein Quotenhit im Fernsehen. Auch in seiner Rolle als Pfarrer Braun, der kriminalistische Fälle mit seelsorgerlichem Gespür löst, hat der fast zwei Meter große Bayer pfundigen Erfolg. Bei Dreharbeiten in Mürsbach im Landkreis Bamberg, der östlichsten Pfarrei der Diözese Würzburg, sprach Fischer über seine Beziehung zur katholischen Kirche, sein Verständnis eines idealen Seelsorgers und den bayerischen Papst Benedikt XVI.

POW: Herr Fischer, Sie stehen gerade für zwei neue Folgen des „Pfarrer Braun“ vor der Kamera. Wie fühlen Sie sich in Ihrer Rolle als Werbeträger für die katholische Kirche?

Ottfried Fischer: Für mich ist die Rolle nicht weit hergeholt. Ich bin seit jeher Vereinsmitglied, wenn Sie so wollen. Und mit dem Gedanken eines Austritts aus der Kirche habe ich mich nie ernsthaft befasst. Grund gäbe es sicher immer einmal wieder. Aber dann treffe ich immer wieder einen vom Bodenpersonal des Herrn, der mich überzeugt. Ja, es gibt wirklich viele gute Leute an der Basis. Den Pfarrer Braun spiele ich wirklich gern, weil der katholische Glaube für mich schlüssig ist – auch wenn ich ihn mitunter für leicht verirrt halte.

POW: Was meinen Sie damit genau?

Fischer: Ich bin der Meinung, in Zeiten von Aids müsste die Kondompolitik der Kirche überdacht werden.

POW: Inwieweit hat Ihre Schulzeit im Internat Sie religiös geprägt?

Fischer: Ich war bei den Maristen in Fürstenzell bei Passau Schüler. Ein solches Umfeld prägt. Da kommt die Zeit, in der man sich überlegt, vielleicht auch Pfarrer zu werden. Sie wissen doch: Das katholische männliche Kind spielt sowieso gerne Pfarrer (lächelt). Das ist wenig verwunderlich. Im positiven Sinne hat Kirche ohnehin viel mit Theater zu tun. Da gibt es zum Beispiel in der Messe festgelegte Texte und bestimmte Rollen. Mir ist aus der Schulzeit besonders die schwere Geduldsübung am Morgen in Erinnerung geblieben: Auch im Winter mussten wir zur Morgenmesse in die Pfarrkirche laufen. Warum die Hauskapelle für den Gottesdienst nicht gut genug war, ist mir noch immer ein Rätsel.

POW: Warum haben die Produzenten Sie als Darsteller des Pfarrers Braun gewählt? Die enorme Ähnlichkeit mit Ihrem Vorgänger Heinz Rühmann allein wird es nicht gewesen sein, oder?

Fischer: (lacht) Die Rolle hat mich einfach überzeugt, weil ich viele Pfarrer kenne. Als sie mir angeboten wurde, da war mir schon klar, dass ich in die Fußstapfen des großen Heinz Rühmann trete. Ich bin in seine Nachfolge getreten, weil ich einen anderen Schwerpunkt setzen will: Er war mehr ein kriminalistischer Geistlicher als ein Pfarrer. Ich verkörpere ihn als Pfarrer, als Seelsorger, der im kirchlichen Bereich konservativ, im menschlichen dagegen sehr fortschrittlich ist, und so seine Kriminalfälle löst.

POW: Ist das auch Ihr Wunschbild eines Pfarrers?

Fischer: Hundertprozentig. Kirchenleute müssen konservativ sein, aber dabei modern und weltoffen.

POW: Das klingt nach der Quadratur des Kreises.

Fischer: Sicher ist: Gerade unsere moderne Welt braucht konservative Geister. Ich sag Ihnen mal ein Beispiel: Den Kardinal Lehmann habe ich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Geistliche und Medien“ kennen gelernt. Lehmann ist sicherlich konservativ, was auch mit seiner Aufgabe als katholischer Funktionär zusammenhängt. Aber er schafft es zugleich, weltoffen, umgänglich und gütig zu sein. Der Mann ist der lebende Beweis dafür, dass selbst in einer Runde wie der Deutschen Bischofskonferenz der Heilige Geist weht.

POW: Spielen Sie die Rolle als Pfarrer Braun noch lieber, seit ein Bayer Papst ist?

Fischer: Das hat sich bislang noch nicht besonders auf die Rolle ausgewirkt. Trotzdem muss ich zugeben: Es hat mich – gegen meinen Willen, weil es ja nicht meine Leistung und Verdienst ist – doch mit Stolz erfüllt, als ich die Nachricht gehört habe. Ich habe das Ganze damals live auf B5 im Radio verfolgt. Die Kunstpause, die der verkündende Kardinal damals auf dem Balkon gemacht hat – „...Josephum Cardinalem“ – dann eine bedeutungsschwangere Ewigkeit, die im Fernsehen glatt weggeschnitten wurde. Das war schon ganz großartiges Timing, wie im Theater, bis dann endlich der Name fiel: „...Ratzinger.“

POW: Was ging in diesem Moment in Ihrem Kopf vor?

Fischer: Ich muss zugeben, das war schon ein erhebendes Gefühl von Heimat. Und inzwischen muss ich sagen: Es sind Dinge möglich geworden, wie zum Beispiel der Weltjugendtag in Deutschland, die früher nicht einmal angedacht werden konnten. Da ist eine Sehnsucht nach Spiritualität aufgebrochen, die eine Chance für die Kirche ist. Das Feld sollte man nicht den Esoterikern überlassen. Für mich war Ratzinger früher der Inbegriff des Reaktionären. Man kann sagen: Ratzinger und Merkel hatten vor einem Jahr den gleichen Ruf: Egal was sie in Zukunft machen, es kann nur noch besser werden. Als Papst Benedikt hat Ratzinger mit einer gewissen Altersmilde in meinen Augen schon vielfach angenehm gepunktet.

POW: Wie viel vom Privatmann Ottfried Fischer steckt in ihren bekannten Rollen als Bulle von Tölz und Pfarrer Braun?

Fischer: In beiden sehr viel. Der Bulle ist ein Kriminaler. Das misstrauische gegenüber der Obrigkeit liegt mir als früherem Kabarettisten durchaus im Blut. Was mir weniger liegt, ist, dass der Bulle von Berufs wegen alle Menschen verdächtigt. Das möchte ich privat nicht. Der Pfarrer Braun ist von meiner Auffassung geprägt, dass Geistliche Menschen sind, die sich für einen sehr altruistischen Job entschieden haben. Ich finde es eine höchst respektable Leistung, dass sich Menschen dazu bereit erklären, ein Leben lang für andere und ihre Nöte da zu sein. Da muss die Kirche auch zugestehen, wenn einer Schwäche zeigt oder nicht durchhält. Sowohl dem Bullen als auch dem Pfarrer Braun versuche ich als menschliche Typen zu zeichnen. Dennoch sollen die beiden nicht verwechselt werden. Deswegen gibt es neben anderen Kostümen vor allem auch andere Witze.

POW: Heißt das, Sie schreiben auch am Drehbuch mit?

Fischer: Ich überlege mir als Pfarrer Braun schon, wie weit ich gehen kann. Die Autoren schreiben ins Drehbuch manchmal einen Wortwitz, den ein Seelsorger so nie machen kann und darf. So einen Scherz lasse ich dann lieber weg. Gottseidank habe ich ohnehin großen Einfluss auf meine Texte. Nicht nur, weil ich sie ja in ein leichtes Bayerisch umsetze. Mitunter nehme ich dann auch Korrekturen vor, wenn es um Bibelstellen geht. Als katholischer Pfarrer nehm’ ich doch die Einheitsübersetzung und nicht die Lutherbibel. Ich achte aber auch darauf, dass alle liturgischen Texte auch aus dem Messbuch kommen. Es geht um Nachvollziehbarkeit und Authentizität. Und deswegen finde ich es auch im Gottesdienst wichtig, dass die Pfarrer sich an die Messbücher halten.

POW: Wie gefällt es Ihnen, dass erstmals Folgen von Pfarrer Braun in Bayern gedreht werden?

Fischer: Mürsbach und die anderen Orte in Oberfranken sind für einen Altbayern nicht unbedingt der Inbegriff des Bayerischen. An das Bier gewöhne ich mich noch. Aber das Essen ist ausgezeichnet. Nachdem bislang ja schon Folgen auf Norderney, in Quedlinburg und im Rheingau gedreht wurden, kann ich sagen: Die Heimatkundetour wird fortgesetzt.

(1106/0412)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet