Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Der letzte Tag Jesu

(POW) Was lässt sich aus historischer Sicht über das Leiden und Sterben sagen? Gerhard Lohfink, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für neutestamentliche Exegese an der Universität Tübingen, widmet sein neuestes Buch der Passion Jesu. Ganz neu ist allerdings nur knapp die Hälfte: Teil eins, „Was bei der Passion wirklich geschah – die Fakten“ erschien erstmals 1981. Frei von wissenschaftlichem Brimborium schildert Lohfink darin kenntnisreich die Hintergründe zu den historischen Fakten von Jesu Festnahme, Verhören, Geißelung und Kreuzestod. So erfährt der Leser unter anderem, dass es wohl eine Art Polizeikommando war, das Jesus gefangen nahm. Lohfink erklärt auch, warum Pilatus tatsächlich bei der jährlich zum Pascha-Fest üblichen Amnestie den als umstürzlerisch bekannten Barrabas anstelle Jesu freilässt, obwohl er von der Unschuld des Letzteren überzeugt ist: Wenn eine jüdische Anklage den Kaiser Tiberius erreichte, in der Pilatus vorgeworfen wird, er haben Jesus, der sich auf Römergebiet als König ausgibt, nicht bestraft, dann könnte das für den Statthalter böse Folgen nach sich ziehen. Deutliche Worte findet der Autor gegen die antijüdische Auslegung aufgrund der Beteiligung der Pharisäer und Sadduzäer am Prozess gegen Jesus. „Die Tiefe ihres Konflikts mit Jesus ergibt sich erst dadurch, dass hier nicht einfach die Gemeinheit gegen das Gute vorgeht, sondern dass Menschen, welche die Ehre Gottes und das Gesetz Gottes verteidigen wollen, gegen einen vorgehen, der nach ihrer Meinung die Ehre Gottes lästert und das heilige Gesetz zerstört.“ Im komplett neuen zweiten Teil „Was bei der Passion wirklich geschah – die Deutung“ nimmt Lohfink den Leser an die Hand und hilft ihm, von den Fakten her einen spirituellen Zugang zu erschließen. Denn allein die Auswahl der in den Evangelien dargestellten Fakten stelle bereits einen Deutungszusammenhang her. „Sie haben gestrafft. Sie haben streng geformte Einzelszenen geschaffen.“ Somit gibt Lohfink eine wichtige Hilfestellung, die das Geschehen an einem Freitag vor rund 2000 Jahren vor einer subjektivistischen Verbiegung einerseits und einer einseitigen Sichtweise andererseits bewahrt. Ganz zum Ende seines kurzweiligen Buchs lässt Lohfink schließlich auch noch einen Dogmatiker zu Wort kommen: Papst Benedikt XVI., der 1994 noch als Joseph Kardinal Ratzinger formulierte: „Der Jesus der Evangelien ist der einzig wirkliche historische Jesus.“ Und Lohfinks Buch über die Passion eine gute Ergänzung zur Bibellektüre.

Gerhard Lohfink: Der letzte Tag Jesu. Was bei der Passion wirklich geschah. 120 Seiten, geb., 9,90 Euro. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-460-33179-2.

(1509/0460; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet