Würzburg (POW) Wie sprechen die Psalmen von der Schöpfung? Mit dieser Frage haben sich die Teilnehmer bei einem Studientag zu „Schöpfungspsalmen“ im Schönstattzentrum Marienhöhe in Würzburg befasst. Im Dialog mit Professor em. Dr. Theodor Seidl, von 1991 bis 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen an der Universität Würzburg, erschloss die Gruppe die unterschiedlichen Schilderungen des Schöpfungsvorgangs, heißt es in einer Pressemitteilung des Fortbildungsinstituts der Diözese Würzburg.
Zum einen gebe es Gottes schöpferisches Wort, etwa in Psalm 33,6: „Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen (…)“. Vielfach sei Gott in seinem Tun aber auch handwerklich-künstlerisch dargestellt, etwa als Zeltmacher oder Pfahlbaumeister. „[D]u spannst den Himmel aus wie ein Zelt. Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser“, heißt es etwa in Psalm 104,2f. Zudem finde sich in den Psalmen die altorientalische Vorstellung des „Gotteskampfes“ wieder. Mit dem Meeresungeheuer Leviatan, das eine ständige Bedrohung der göttlichen Ordnung darstellt, habe es der gute Schöpfer aufzunehmen. Aber selbst mit dieser Urgewalt gehe Gott souverän um: „Dort (im Meer) ziehen die Schiffe dahin, auch der Leviatan, den du geformt hast, um mit ihm zu spielen.“
In gewisser Weise sei heute der Mensch das Ungeheuer der Welt, stellte die Runde fest. Denn mit Artensterben und Klimawandel rufe er in seiner Maßlosigkeit unwiederbringliche Schäden in der Schöpfung hervor. Lege man den überlegenen Umgang Gottes mit dem zeitlosen Leviatan aus den Psalmen zugrunde, dürfte unverantwortliches Handeln des Menschen an der Schöpfung vor allem einem schaden: dem Menschen selbst.
Das „Schöpfungsbekenntnis“ stelle keine eigene Psalmengattung dar, sondern ein Teilelement vieler Psalmen. Ein solches Bekenntnis diene der Stärkung des Glaubens, vor allem in geschichtlich und persönlich schwierigen Situationen. Der Beter von Psalm 139, der die Allgegenwart Gottes zunächst kaum aushält und als erdrückend erfährt, komme erst mit der Erkenntnis seines eigenen Geschaffenseins zu einem befriedeteren Zustand: „Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. / Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast“, heißt es in Psalm 139,13f.
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