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„Der Motor der Kirche“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Pfingstsonntag, 24. Mai, im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

50 Tage nach Ostern, zehn Tage nach Christi Himmelfahrt feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Der österliche Jubel über das alles verändernde Erlebnis des Auferstandenen, seine Himmelfahrt, die ihn nach den biblischen 40 Tagen unserer empirischen Erfahrbarkeit entzieht, verklingt nicht, sondern richtet unseren Blick auf das Kommen des Heiligen Geistes.

Ohne sein Wirken wäre die Frohbotschaft im Weltgetriebe längst untergegangen. Die Apostel sowie die Frauen und Männer der ersten Stunde bedurften des Heiligen Geistes, damit sie die Zusammenhänge um Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi verstanden und den Mut erhielten, diese Botschaft unter Einsatz ihres Lebens weiterzugeben.

Die vielen Probleme in unseren Tagen, der gesellschaftliche Umbruch und die vielen täglich in den Medien berichteten Katastrophen treiben uns um. Wie können wir uns sinnvoll einbringen und an einer besseren Welt mitarbeiten? Zumal der Herr zu jedem von uns sagt: „Ich will bei dir zu Gast sein.“ (Lk 19,5)

Papst Franziskus beklagte in einer Generalaudienz am Anfang dieses Jahres, dass „der Heilige Geist der große Vergessene in unseren Gebeten“ sei. Wörtlich sagte er: „Wir beten häufig zu Jesus; wir beten zum Vater, vor allem im Vaterunser, doch wir beten nicht so häufig zum Heiligen Geist, nicht wahr? Er ist der vergessene.“ Und er fuhr fort: „Der Heilige Geist, der das Leben und den Dienst Jesu beseelt hat, ist derselbe Geist, der heute das christliche Leben lenkt, das Leben des Mannes und der Frau, die sich Christen nennen und Christen sein wollen.“

Hier finden wir wahrhaft den Schlüssel zu einer uns selbst und damit zu einer die Welt verbessernden Grundhaltung.

Der Heilige Geist ist die Lebensmitte Gottes. Er ist in der Trinität der lebendige Liebesaustausch zwischen Vater und Sohn. Er ist das Lebensprinzip der ganzen Schöpfung. Er bewirkt die Menschwerdung Jesu. Ohne ihn können wir Jesu Leben, Sterben und Auferstehen nicht begreifen.

Ohne den Heiligen Geist erstarrt die Liebe, greift Todeskälte um sich, ereignet sich Chaos, Zerstörung und Tod.

Im Katechismus für junge Menschen, dem Youcat, steht als Antwort auf die Frage: „Was heißt: Ich glaube an den Heiligen Geist?“ „An den Heiligen Geist glauben heißt, ihn ebenso als Gott anzubeten wie den Vater und den Sohn. Es heißt daran glauben, dass der Heilige Geist in unser Herz kommt, damit wir als Kinder Gottes unseren Vater im Himmel erkennen. Vom Geist Gottes bewegt, können wir das Angesicht der Erde verändern.“

Der Heilige Geist ist der Motor der Kirche. Er wirkt in und durch die Sakramente. Durch Taufe und Firmung wohnt er in uns und belebt uns. Er ermöglicht, dass wir in seiner Kraft die Osterbotschaft verstehen, leben und verkünden.

Der heilige Augustinus nennt den Heiligen Geist „den stillen Gast unserer Seele“.

Das Geheimnis des Heiligen Geistes ist überall erlebbar: in der Natur, in der Kultur, in unserem Leben und in uns selbst. Er drängt sich aber nicht auf. Er ist geduldig und hat einen langen Atem. Gerade im künstlerischen Schaffen wird sein Wirken eindrucksvoll erlebbar, denn ob in der Architektur, in der bildenden Kunst, in der Literatur oder der Musik, das, was wir in diesen Werken erfahren, übersteigt immer das Vermögen der Kunstschaffenden.

So hat selbst der große Musikwissenschaftler Heinrich Eggebrecht am Ende des 20. Jahrhunderts bekannt: „… je mehr ich (von Bach) wissen wollte und das Wissen anderen zu vermitteln suchte, desto deutlicher erkannte ich, dass bei aller Wissenssuche ein Rest bleibt, den das Wissen nicht erreichen kann. Und je älter ich wurde, desto größer wurde dieser Rest und desto klarer wurde mir, dass in ihm, in diesem nicht erreichbaren, die Hauptsache  gelegen ist, das Wichtigste und Wesentliche.“

Möge uns der Heilige Geist nicht der große Unbekannte bleiben, sondern als die göttliche Gabe, als die belebende und inspirierende personale Kraft uns erfüllen und antreiben, die Frohe Botschaft zu leben.

Amen.