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Schwerpunktthema „Einsamkeit“

„Die Angst, nie mehr mit anderen in Kontakt zu sein“

Das Gefühl der Einsamkeit in Kirche und Gesellschaft – Einschätzungen von Albert Knött, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, und Gemeindereferentin Sabine Mehling Sitter, Leiterin der Frauenseelsorge

Würzburg/Aschaffenburg (POW) „Das Gefühl von Einsamkeit gehört zum menschlichen Leben ganz oft zwangsläufig dazu“, erklärt Albert Knött, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg (EFL). Als Auslöser nennt er dafür insbesondere Übergangssituationen im Leben, wie zum Beispiel den Weg in die Rente, einen Umzug in eine neue Stadt oder die Trennung von der Partnerin oder dem Partner. „Schon Kinder fühlen sich oft einsam, wenn sie in eine neue Schulklasse kommen, in der sie niemanden kennen.“ Wichtig sei es, die Begriffe Einsamkeit und Alleinsein zu unterscheiden. Alleinsein bezeichne den Zustand. Man könne zum Beispiel alleine in seinem Büro arbeiten, müsse sich dabei aber nicht zwangsläufig einsam fühlen. „Einsamkeit bezeichnet ein Gefühl. Das bedeutet oft, dass ich mich ausgeschlossen fühle und andere Menschen vermisse“, erklärt Knött. Dieses Gefühl werde oft von anderen Gefühlen begleitet, wie Sehnsucht oder der Angst, nie mehr mit anderen in Kontakt zu sein.

Zwischen dem natürlichen Gefühl der Einsamkeit und einer Depression zu unterscheiden, hält Sabine Mehling-Sitter, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft „Emmaus: Erlach – Frickenhausen – Kaltensondheim – Zeubelried“ im Pastoralen Raum Ochsenfurt und Leiterin der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg, für relevant. Sie organisiert in ihrer Funktion als Leiterin der Frauenseelsorge beispielsweise Begegnungstage für Alleinerziehende. Als Gemeindereferentin stattet sie zum Beispiel Jubilaren Besuche ab. Dieses breite Aufgabenfeld gewährt ihr umfassende Einblicke. Das Problem der Einsamkeit begegne ihr dort immer wieder: „Insgesamt ist diese Einsamkeit schon ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Da wird nur nicht so gerne darüber gesprochen, weil es vielleicht auch ein Eingestehen einer Schwäche ist.“

Jonas Müller, Leiter des offenen Jugendtreffs „Katakombe“ in Aschaffenburg, sieht in den vergangenen Jahren das Problem der Einsamkeit besonders bei Jugendlichen. „Meiner Meinung nach kommt das sehr stark aus dem Leistungsdruck, von dem mir Jugendliche immer mehr erzählen.“ Knött ordnet den Anstieg der von Einsamkeit Betroffenen differenziert ein: „Heute wird über manche Themen mehr gesprochen, manche Themen werden mehr wahrgenommen und mehr thematisiert als früher. Das heißt nicht, dass es das Problem nicht da auch schon gab.“ Er denke dennoch, dass die Nutzung von Handys und sozialen Netzwerken die Zeit beeinflusst, die man mit realen Kontakten verbringt, und so die Einsamkeit gefördert wird. Fakt sei auch, dass die Zahl der Singlehaushalte steige, sagt Knött. Die Zahlen der Pressestelle der Stadt Würzburg bestätigen das: 2011 gab es noch 43.000 Alleinwohnende, während 2020 48.000 gemeldet waren. Doch wer alleine wohnt, muss eben nicht zwangsläufig einsam sein. Knött, Müller und Mehling-Sitter sind sich einig, dass Corona das Problem der Einsamkeit zwar verstärkt, aber nicht initiiert habe.

Über Einsamkeit zu sprechen kann für viele Menschen hilfreich sein. Dafür gibt es in Würzburg verschiedene Gesprächsangebote. Mehling-Sitter sieht in der kirchlichen Arbeit aber viel grundlegender das Potential, um Einsamkeit entgegenzuwirken: „Im Prinzip bemüht sich die kirchliche und seelsorgliche Arbeit tatsächlich, Beziehungen und Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel klassisch mit Gottesdiensten oder Jugendkreisen, Familienkreisen und den ganzen Angeboten, die es in der jeweiligen Pfarrei gibt.“ Laut Mehling-Sitter ist eines der Hauptziele aller Angebote, dass sich Menschen treffen, die sich gegenseitig stützen und auf einer Wellenlänge sind. Frühzeitige Anmeldungen, weite Wege und unbekannte Gesichter stellen bei einigen dieser Veranstaltungen Hürden für Interessierte dar. Deshalb zweifelt sie: „Wenn sich ein Mensch einsam fühlt, ob der diesen Schritt wagt, sich zu einer Veranstaltung anzumelden und da Kontakte aufzunehmen? Das ist, glaube ich, für manche schwierig. Da ist die Frage, wie kommen wir denen entgegen?“

Magdalena Rössert (POW)

(0322/0057; E-Mail voraus)

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