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Die Engel machen den Abflug

Neues Programm „Jetzt reicht’s“ des kirchlichen Kabaretts „Cherubim“ – Abschiedstournee nach 35 Jahren auf der Bühne – „Wir wollten immer Mut machen, Dinge offen anzusprechen“

Würzburg (POW) Nach 35 Jahren machen die Engel den Abflug von der Bühne: Das kirchliche Kabarett „Cherubim“ aus Würzburg hat seine Abschiedstournee begonnen. Die Premiere des neuen Programms „Jetzt reicht’s!“ am Samstag, 19. März, um 19.30 Uhr in Sankt Ludwig in Wipfeld (Landkreis Schweinfurt) war restlos ausverkauft. Bis Mai 2023 wird „Jetzt reicht‘s“ an verschiedenen Orten in der Diözese zu sehen sein. Im Juni 2023 ist ein großes Abschiedsfest für geladene Gäste geplant. Der nächste Auftritt von „Cherubim“ ist am Samstag, 26. März, erneut in Sankt Ludwig. Weitere Aufführungstermine sind in Kürnach (6. Mai) und Höchstadt/Aisch (7. Mai). Im Herbst kommt das Kabarett nach Zellingen, Gemünden und Johannesberg, schreibt das Ensemble in einer Pressemitteilung. Zur Besetzung gehören Peter Langer, Gabi Michelfeit, Michael Moser, Maria Schmid, Ingrid Schreiner, Lambert Zumbrägel, Jürgen Engel und Josef Rembeck.

Kirche – quo vadis? Diese Frage stellt das Kabarett „Cherubim“ seit dem Jahr 1987 und auch im aktuellen Programm. Der Programmtitel sei doppeldeutig gemeint. „Vielen Leuten reicht es jetzt einfach mit der Kirche, aber nach so vielen Jahren reicht es nun auch uns. Deshalb werden wir einen Schlussstrich ziehen“, sagt Kabarettist Peter Langer. In den 35 Jahren, seit es „Cherubim“ gibt, sei vieles in der Kirche eher schlechter als besser geworden. Zum Positiven habe sich nur wenig geändert, und das auch nur aufgrund von extrem starkem Druck. So gehe das Ensemble zum Beispiel in einem neuen Nachrichtenformat, das in das aktuelle Programm integriert wurde, auf das Thema Missbrauch ein. „Die Patientin ‚Kirche‘ ist inzwischen ein akuter Notfall mit unerträglichen Schmerzen.“

Auch diesmal wolle das Programm den Finger in die Wunde legen, Dilemmata aufzeigen und dadurch in einen konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen kommen. Cherube Jürgen Engel zum Beispiel schlüpft in die Rolle des Verhaltensforschers Professor Grzimek und präsentiert in einer parodistischen Szene die schillernde Spezies „Mönch“. Der Traum der Cheruben von einer lebendigen römisch-katholischen Kirche habe sich noch immer nicht erfüllt. Mancherorts lasse das Interesse am institutionellen Glaubensleben so stark nach, dass die Veräußerung verwaister Kirchenimmobilien ins Kalkül gezogen werden müsse. So erlebt das Publikum eine Kirchenverwaltungssitzung, bei der es darum geht, an wen die leere Kirche im Ort verkauft werden könnte.

Eine Überraschung wäre es, würde sich Bischof Dr. Franz Jung das neue Programm ansehen. Lediglich bei diözesanen Veranstaltungen, zu denen „Cherubim“ mit Programmauszügen eingeladen war, seien Bischöfe bisher in direkten Kontakt mit dem kirchenkritischen Ensemble gekommen, schreibt das Ensemble. Auf der anderen Seite habe es auch niemals Anfeindungen gegeben. „Das liegt daran, dass wir nie Glaubensinhalte infrage gestellt haben“, erklärt Langer. Gerade in Zeiten großer Verunsicherung tue es gut, mit dem, was bedrängt und Sorgen bereitet, auf kabarettistische, humorvolle Weise konfrontiert zu werden. „Wir wollten mit unseren Programmen auch immer Mut machen, Dinge offen anzusprechen, statt damit hinter dem Berg zu halten.“

Unvergessen bleibt Langer ein Gespräch, das er in den 1990er Jahren zusammen mit Lambert Zumbrägel von „Cherubim“ bei Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand hatte. „Nach diesem Gespräch war klar, dass unsere kritische Haltung verstanden wird.“ Und doch habe es Mut erfordert, sich immer wieder auch an ein heikles Thema gewagt zu haben. „Vor allem mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs haben wir uns stets schwergetan, es kabarettistisch auf die Bühne zu bringen“, räumt Langer ein. An den Nummern, die zu diesem oder anderen Themen entstanden, sei sehr oft lange gefeilt worden – und viele hätten es trotzdem nie auf die Bühne geschafft. Jeder der acht Cheruben konnte jederzeit Bedenken äußern. „Ich habe die Bühne lieben und schätzen gelernt und könnte mir für mich persönlich gut vorstellen, dass nach ‚Cherubim‘ noch einmal etwas ganz Neues kommt“, sagt Langer.

Mehr Informationen zu den Vorstellungen und zum Kabarett gibt es im Internet unter www.kabarett-cherubim.de.

(1322/0357; E-Mail voraus)

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