Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Die Erinnerung wachhalten

30. Friedensweg des „pax christi”-Diözesanverbands Würzburg führt zu Denkmälern in Bad Neustadt

Bad Neustadt (POW) Mehr als 30 Frauen und Männer haben am 30. Friedensweg des „pax christi”-Diözesanverbands Würzburg teilgenommen. Unter der Überschrift „Denkmäler – Zeitzeugen für heute“ führte die Veranstaltung am Sonntag, 3. Oktober, durch die Innenstadt von Bad Neustadt. „Ohne Erinnerung verlieren wir unsere Zukunft“, schreibt „pax christi“ in einer Pressemitteilung. Bad Neustadt sei beschenkt mit Anregungen, um die Erinnerung wachzuhalten, insbesondere durch die Werke des Künstlers Wilhelm Uhlig. Mitglieder der „pax christi“-Gruppe Main-Rhön gestalteten den Friedensweg.

Eine Statue von Edith Stein steht fast unscheinbar am Rand des Alois-Friedrich-Platzes vor der Stadtpfarrkirche. Uhlig stellte sie als Karmelitin dar. „Das war sie auch, davor jedoch eine durchaus selbstbewusste, gesellschaftlich engagierte Frau“, sagte Heinrich Joe Balling (Haßfurt). Stein war Jüdin und erkannte früh die massive Gefahr durch den Nationalsozialismus. Von ihr ist der Satz überliefert: „Die Verantwortung fällt auf die, die schweigen.“ Eine Gedenktafel an der Kirche erinnert an Dekan Pfarrer Alois Friedrich. Er hat nicht nur die Unvereinbarkeit der christlichen Lehre mit dem Nationalsozialismus erkannt, sondern auch frühzeitig die „Judenpolitik“ der Nazis verurteilt und die Konsequenzen getragen. Seine politische Kritikfähigkeit habe er schon im Ersten Weltkrieg bewiesen, als er sich weigerte, die „Siegesglocken“ zu läuten.

Unweit der Kirche steht ein Ehrenmal zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege. „Wilhelm Uhlig entwarf hier kein Krieger- oder Heldenmal, wie es üblich war“, sagte Bärbel Wolf (Waldberg). Er habe ein mehr als 50 Meter langes Mahn- und Denkmal, eine Art „Klagemauer“, entworfen. „Die Reliefs lenken unsere Schritte der Erinnerung nicht zu den Helden, sondern zu den Opfern.“ Das Denkmal zeige ihre Trauer, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung, ihre Demütigung, ihre Traumata, ihr Elend und ihr Sterben.

Weiter ging es zum Mahnmal für die ehemaligen jüdischen Mitbürger in der Bauerngasse. Gitta Biedermann, die wesentlichen Anteil an der Entstehung des Mahnmals hat, erzählte unter anderem die Geschichte der Familie Klein. Aus einem Brief Gretel Kleins stammt auch die ins Mahnmal eingearbeitete Botschaft: „Betet für uns und gedenket unser, erzählet es Euren Kindern wieder, wie wir zu Tode gepeinigt wurden.“ In die Rundung des Denkmals hat die Künstlerin Eva-Maria Warmuth die Namen der 1942 Deportierten eingraviert. Bewusst gab sie den beiden Figuren am Denkmal Augen als Zeichen für Offenheit und Wachsamkeit. Dann erklang das Lied „Hewenu shalom alechem“.

Johannes XXIII., den „Papst mit dem großen Herzen“, wollte Uhlig mit seinem Brunnen am Alois-Friedrich-Platz ehren. Balling erinnerte an den vor zwei Jahren verstorbenen früheren Stadtpfarrer Josef Wirth, in dessen Amtszeit der Brunnen errichtet wurde. Über einen Freund sei kurz vor Wirths Tod dessen Kriegstagebuch in seine Hände gelangt. Wirth sei als 16-Jähriger gemustert und für die SS ausersehen worden. Schon damals habe er einen Widerstandsakt gesetzt, indem er sich diesem „Ruf“ entzog. Seine schlimmen Kriegserfahrungen mit langer Gefangenschaft hätten ihn später in die „pax christi“-Bewegung geführt. Rudi Reuter (Volkach) half beim „Lesen“ der Tafeln mit den Symbolen des Brunnens. Die Tafel „pacem in terris“ erinnere an die Friedensbotschaft des Papstes mitten im Kalten Krieg. Laut Reuter bieten die Papstworte auch aktuell Impulse für Frieden, Abrüstung und die Flüchtlingskrise an.

Unter dem Läuten der Friedensglocke zog die Gruppe in die Kirche. Die Friedensglocke, gegossen in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges 1648, verkündete bei ihrem ersten Läuten den Westfälischen Frieden. An diesem Tag erinnerte sie auch an Pfarrer Friedrichs Weigerung, die „Siegesglocken“ zu läuten. Nach dem Film „Die wahren Kosten der Atomwaffen“ feierten Pfarrerin Gerlind Ehrmann, Otto Funk von der Mennonitischen Gemeinde Bad Königshofen und Diakon Thomas Prapolinat ein ökumenisches Friedensgebet. Die Veranstaltung endete bei Kaffee und Austausch im Gemeindezentrum.

Weitere Informationen gibt es bei „pax christi“ Würzburg.

(4121/0990; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet